Andreas hat geschrieben:Kindesmisshandlung dank der Bibel?
Das ist ein Rundumschlag. Da wird sich jeder Bibelleser angesprochen fühlen - auch die, die ihre Kinder nicht schlagen. Auch die, die diese Stelle gar nicht kennen, weil die meisten Christen das AT gar nicht gelesen haben. "Dank der Bibel" ist viel zu pauschal, falls das Ziel wirklich Kindesmisshandlung wäre.
Ich würde dir ja Recht geben, wenn es nicht eine lange Tradition von Züchtigungen in christlichen Kinderheimen geben würde. Dass dies dadurch erleichtert wurde, weil die Bibel ausdrücklich dazu aufruft, die Rute zu verwenden, wirst auch du nicht leugnen wollen, hoffe ich. Ich finde es interessant, wie sehr manche auf den Islam "eindreschen", den Koran ablehnen, weil dort zu Gewalt aufgerufen wird, aber dass die gleichen extrem empfindlich reagieren, wenn man zeigt, dass auch die Bibel Auslöser von Leid ist und war. Dies ist nur ein sehr deutliches Beispiel, das sehr leicht zu belegen ist.
Natürlich kann man den Vers auch so lange hin und herdrehen, bis man die Rute nur als Symbol für Erziehung an sich nimmt. Dann frage ich mich, warum man das nicht generell mit allen Aussagen der Bibel macht und warum man dem Koran nicht Ähnliches zugesteht (z.B. Djihad als geistiger Krieg, als Kampf der Argumente anstatt des Schwertes - und auch Worte können als Schwert gebraucht werden - usw.).
Im Bibelforum geht es um Kritik an der Bibel. Richtig. Doch mit solchen Pauschalisierungen kommt man schlecht weiter.
Wo pauschalisiere ich hier? Ich beziehe mich konkret auf das Buch der Sprüche und auf die Auswüchse, die dies begünstigt hat. Und daraus schließe ich, dass die Bibel von Gott schreibt, aber nicht Gottes Wort ist. Und wenn man sie so ansieht, dann kann man weiterhin den Grundaussagen vertrauen, muss aber nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Das würde ich unter einem toleranten und aufgeklärten Christentum verstehen.
Dass Eltern meist aus anderen Gründen schlagen, ist mir auch klar. Und nicht jeder Christ, der prügelt, bezieht sich dabei auf die Bibel. Er würde wohl auch dann prügeln, wenn er kein Christ wäre. Dass ich es aber schade finde, dass die Bibel diese Praktiken sogar unterstützt und nicht "verbietet", darf ich hoffentlich ausdrücken?!
Rechtfertigt wortwörtliche Bibelauslegung Kindesmisshandlung?
Wäre schon zielgruppenorientierter und zielgenauer.
Das wäre eben theoretisch gefragt. Es ist und war aber Praxis. Und nein, für mich rechtfertigt es keine Kindesmisshandlung. Für mich ist wortwörtliche Bibelauslegung insgesamt nicht gerechtfertigt, denn diese empfinde ich eben als gefährlich.
"Die Bibel", "das Christentum" und "die Religion" - sind gar nicht so ein großes Problem oder eine so große Gefahr in unserer modernen Gesellschaft.
Der Missbrauch "der Religion", "des Christentums" und "der Bibel" ist hingegen wieder ein Problem.
Warum wurde dann das Christentum "zufällig" ca. 1600 Jahre lang missbraucht? Für die ersten Jahre fehlen ein bisserl die Quellen. Jedenfalls scheint mit die Geschichte zu zeigen, dass es entweder fast keine Christen auf der Erde gab und erst jetzt dieser Glaube wiederentdeckt wurde, oder es gab viele Christen, die aber in der Gemeinschaft die Bibel und ihren Glauben missbrauchten. Oder soll man 1600 Jahre Leidensweg vergessen - Schwamm drüber! Wir wollen nicht mehr foltern, töten, Gotteskrieger sein, nein, ab jetzt sind wir ganz brav... Ist das Christentum nicht einfach nur gezähmt worden, weil die Kirchen entmachtet wurden?
So, wie die Kinder nicht für ihren Misshandlung verantwortlich sind, ist nichts dafür verantwortlich, was missbraucht werden kann und wird - "das Messer" so wenig wie "die Bibel" oder das "Gesetz" oder "der Humanismus" oder "die Moral" oder "der Atheismus" oder "die Wissenschaft" oder, oder, oder ...
Wäre die Bibel Gottes Wort, müsste sich Gott schämen, dass sein Wort so viel Leid in die Welt gebracht hat. Das Messer hat der Mensch erzeugt - das kann man leicht missbrauchen. Sollte aber die Bibel nicht klare Auskunft geben, wie man Leid verhindert, wenn es Gottes Wort wäre?
Die allermeisten Christen teilen deine Meinung ja und würden dir gerne bei deinem Anliegen zur Seite stehen, wenn du nicht zuerst von ihnen erwarten würdest, dass sie über dein Stöckchen der Bibelkritik springen müssen um mit dir in einen Dialog zu treten. Wie stellst du dir das vor? "Ja, du hast schon recht, die Bibel ist eine große Gefahr für die Welt.
Ich hoffe, dass die allermeisten meine Meinung teilen. Ich gehe aber auch davon aus, dass die allermeisten Christen (du wirst sie "Namenschristen" nennen) meine Bibelkritik durchaus verstehen und teilen. Die Aussage, dass selbst eine Heilige Schrift, die unflexibel wortwörtlich ausgelegt wird, gefährlich sein kann, werden auch viele Christen unterschreiben können. Und ein Dialog sollte auch möglich sein, wenn man Kritik übt - ja selbst, wenn man herbe Kritik übt. Zumal die blutige Geschichte ja deutlich zeigt, was passiert, wenn man Bibelauslegern auch weltliche Macht gibt.
Ich schäme mich ein Christ zu sein, weil manche Christen ihre Kinder wegen der Bibel schlagen.
Jetzt wirst du aber weinerlich. Nein, das erwarte ich nicht. Ich würde aber vermuten, dass manche fassungslos sind, dass man ihren Glauben so interpretiert hat. Statt herumzujammern, wie unfair und gemein doch Bibelkritiker sind, wäre eher eine Besinnung auf die positiven Inhalte wünschenswert. Das mit der Liebe beispielsweise. Oder dem Verzeihen, der Gnade, der Güte. Warum findet man all das so selten bei den Radikalen?
Ich finde gut, dass manche so offen schreiben. Zumindest weiß ich jetzt, dass auch manche hier das Schlagen mit Ruten, Gerten etc. völlig o.k. finden, wenn man es nicht übertreibt. Dass das gegen unsere Rechtssprechung verstößt, ist den Personen dabei egal, scheint mir. Der Glaube steht über dem Gesetz. Und da wundert man sich, dass aus den Reihen der Islamisten ähnliches verlautet wird (wir halten uns an alle Gesetze, solange diese nicht mit der Scharia, dem Koran, unserem Glauben in Widerspruch stehen).
Wenn beide Seiten aufeinander zugehen, kappt das auch mit dem Kindesmissbrauch.
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Ich gehe mal davon aus, dass es ein doppelter Schreibfehler ist. Es geht hier primär um Misshandlung und auch nicht darum, diesen umzusetzen, sondern zu verhindern.
