Gehen wir nochmal auf diese deine Batterie-Analogie ein. Die Thematik, dass eine Kraft nur dann Arbeit verrichtet und eine Energiezufuhr benötigt, wenn sie in Bewegungsrichtung des Körpers (ob nun Planet oder Elektron) wirkt, auf den sie wirkt, haben wir ja schon besprochen, es gibt jedoch noch einen weiteren Aspekt:seeadler hat geschrieben:Absurt finde ich dagegen die Vorstellung, dass nur bei der Planetenentstehung Gravitationsenergie frei gesetzt werden würde. Das ist in etwa so, als wenn ich den notwendigen Strom für eine Glühbirne oder irgend einem beliebigen Körper aus einer Batterie beziehe, und mich irgendwann wundere, warum entweder die Batterie leer geworden ist.... oder in euren angesagten Fall warum offensichtlich die Batterie niemals leer werden würde.
Wenn das Elektron im Draht durch die elektrische Spannung der Batterie beschleunigt wird, und dabei Energie von der Batterie aufnimmt, dann dauert es nicht lange, bis es auf einen der Atomrümpfe im Draht stößt und einen Teil seiner kinetischen Energie an diesen Atomrumpf abgibt. Das passiert immer wieder, so dass am Ende ganz viele Atomrümpfe Energie von den Elektronen aufnehmen und der Draht sich dadurch erwärmt, während die kinetische Energie der Elektronen im zeitlichen Mittel konstant bleibt, da sich ein Gleichgewicht einstellt zwischen der Aufnahme neuer Energie aus der Batterie und der Abgabe von Energie an die Atomrümpfe. Dieses Phänomen bezeichnet man als elektrischen Widerstand.
In Formeln ausgedrückt: um einen elektrischen Strom I im Draht aufrechtzuerhalten, muss die Spannung U = R * I anliegen, wobei R der Widerstand ist, der sich aus dem gerade beschriebenen Mechanismus ergibt. Um diese Spannung aufrechtzuerhalten, muss die Leistung P = U * I = R * I² zugeführt werden. Diese wird aus der Batterie entnommen. Nun ist aber bekannt, dass es sog. Supraleiter gibt, bei denen der elektrische Widerstand R = 0 ist. In einer supraleitenden Schleife kann man durch einmalige Energiezufuhr einen Strom in Gang setzen (z.B. durch elektromagnetische Induktion), der dann für immer weiter fließt, ohne dass dazu eine weitere, fortwährende Energiezufuhr notwendig wäre. Theoretisch lässt sich die Supraleitfähigkeit im Rahmen der BCS-Theorie dadurch erklären, dass die Elektronen Cooper-Paare bilden, die anders als Einzelelektronen nicht mehr an Atomrümpfen gestreut werden können.
Bei der Planetenbewegung haben wir nun ein ganz ähnliches Prinzip wie bei der Supraleitung: die Planeten sind bei ihrer Bewegung keinem Widerstand ausgesetzt. Anders als Elektronen im Supraleiter brauchen die Planeten dazu allerdings keine Cooper-Paare zu bilden, sondern es reicht dazu völlig, dass der Weltraum im Unterschied zu einem Draht fast völlig leer ist. Es gibt zwar das interplanetarische Medium, das in sehr schwachem Maße die Bewegung der Planeten bremst, aber der resultierende Reibungswiderstand ist infolge der geringen Dichte des interplanetarischen Mediums so gering, dass es Milliarden von Jahren dauert, bis die Bewegung eines Planeten davon merklich abgebremst wird. Ganz anders als bei einem (nicht-supraleitenden) Draht, in dem der elektrische Widerstand so groß ist, dass nach einem Abklemmen der Batterie der Stromfluss innerhalb von Sekundenbruchteilen zum Erliegen kommt.
Bei der Planetenbewegung haben wir also mitnichten eine Batterie, die nicht leer würde, sondern gar keine Batterie, bzw. eine abgeklemmte Batterie. Nur ist eben der Widerstand derart gering, dass der "Stromfluss" - also die Planetenbewegung - nicht innerhalb von Sekundenbruchteilen, sondern erst nach Abermilliarden von Jahren zum Erliegen kommt.