Novalis hat geschrieben:lovetrail hat geschrieben:Sieh nur wie Novalis' Theologie nun aussieht. Er hält sein gnostisches Evangelium für die Wahrheit
Gnosis bedeutet Erkenntnis und daran bin ich sehr interessiert, da hast Du Recht. Blinder Glaubensgehorsam genügt mir nicht und ich glaube auch nicht, dass Jesus soetwas gelehrt hat. Jesus selbst sagt bei Johannes 8:32 "und ihr werdet die Wahrheit erkennen und die Wahrheit wird euch frei machen". Oder betrachte das Jesuswort bei Mt 11,25ff: "Niemand kennt den Sohn als nur der Vater, und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will." - auch hier wird von Erkenntnis gesprochen, der Erkenntnis des Vaters, kurz Gnosis.
Heute wissen wir, dass das Urchristentum eine sehr lebendige vielseitige Gemeinschaft war, es gab viele verschiedene Gruppen und Gemeinden, mit reicher Evangelienliteratur. Dazu gehört beispielsweise das Thomas-Evangelium, welches ich sehr schätze, da "Thomas" nicht nur einen "gehorsamen Glauben", sondern ein inneres Sehen und selbstständige Erkenntnis als Thema der Nachfolge Jesu hervor hebt. Bei Thomas sagt Jesus gleich zu Beginn (Log 1): "wer den Sinn dieser Worte ergründet, wird den Tod nicht schmecken" - ich möchte vorallem den Sinn des Evangeliums ergründen und strebe nach Erkenntnis.
Freilich ist Christentum ein Zusammenspiel von Glauben und Erkennen.
Unter Gnosis verstehe ich (in Anlehnung an die Bibel und frühen Christen) einen religiösen Typus, welcher primär auf die eigene verborgene Erkenntnis setzt, welche Jesus Christus als Träger eines noch tieferen universalen Geheimnisses betrachtet.
Das ist zB auch die Sichtweise der Theosophie. Das Thomas-Evangelium liegt mit einigen Aussagen auch auf dieser Linie.
Wikipedia hat geschrieben:Eine Nähe zur Gnosis zeigt sich in folgendem:
Die Menschen sind von ihrem Ursprung entfremdet und erkennen ihn nicht.
Sie brauchen einen Erlöser aus dem oberen Bereich, der sie über ihre wahre Herkunft in Kenntnis setzt (Wegweiser zur Erkenntnis).
Die rechte Erkenntnis („Gnosis“) bewahrt vor dem Tod: Logion 1: „Wer die Deutung dieser Worte findet, wird den Tod nicht schmecken“.
Die gemeinsam mit dem Thomasevangelium in Nag Hammadi gefundenen Texte sind überwiegend gnostisch.
Manchmal wird die Erkenntnis hervorgehoben, die in einzelnen, dem Leser aber nicht mitgeteilten Worten Jesu liegt (z. B. Logion 13). Die Bedeutung solcher zum Heil führender Worte Jesu tritt nicht offen zutage, sondern erschließt sich erst tieferem Eindringen in ihre verborgene Wahrheit.
Einige Logien zeigen eine Abneigung gegen Körperlichkeit und Geschlechtlichkeit, z. B. das letzte:
Simon Petrus forderte: „Maria soll uns verlassen; denn Frauen verdienen das Leben nicht.“ Jesus aber sprach: „Seht, ich werde sie männlich machen, so dass sie ein lebendiger Geist wird, wie auch ihr Männer! Denn jede Frau, wenn sie sich männlich macht, geht ins Himmelreich ein.“ (Logion 114)
Jens Schröter und Hans-Gebhard Bethge kommen daher zu dem Schluss, dass es sich beim Thomasevangelium um „Jesusüberlieferung auf dem Weg zur Gnosis“ handelt.[14]