danke für deine Ausführung!
Und lieber Novalis, auch danke für deine Überlegungen. Ich gehe hier quasi auf euch beide ein:
Das ist vermutlich die wesentliche Aussage des christlichen Glaubens: unser ganzes Leben ist ein (vollkommen unverdientes) Geschenk, weshalb Dankbarkeit die richtige Antwort ist, ganz gleich, was es uns bringt. Diese Dankbarkeit ist es, die den Menschen glücklich macht. Wenn das einzige Gebet, das Du in deinem Leben sprichst, „Danke“ wäre, dann wäre das genug, sagt Meister Eckhart. Denn es gibt nichts, was nicht Geschenkcharakter besitzt. Da stellt sich natürlich irgendwann die Frage: von wem oder was werden wir eigentlich beschenkt?
Da stellt sich mir die Frage, warum die einen so reich beschenkt werden, andere hingegen nicht. Ich fände es beunruhigend, wenn ich beispielsweise mein Glück, in Deutschland aufgewachsen zu sein (und nicht in Kabul oder in Aleppo), gesund zu sein, abgesichert zu sein, wasmir ein ruhiges Leben beschert nur als Geschenk einer Höheren Macht bekäme. Was ist dann mit den Menschen, die ganz anders leben müssen. Die Menschen, die krank sind, die chronische Schmerzen haben, die in Kriegsgebieten leben und dort verletzt wurden, die (z. B. als Kinder) verschleppt werden und Soldat sein müssen, töten müssen oder die als Sklavinnen gehalten und von IS-Kämpfern vergewaltigt werden... Warum werden sie nicht genauso beschenkt? Warum gibt es eine solche Ungerechtigkeit? Ich würde mich nicht wohlfühlen, wenn ich mich als bevorzugt erkennen müsste. Ich könnte das Geschenk nicht genießen.
Ich finde es daher beruhigender, dass es nichts mit einem (dann ungerechten?) Gott zu tun hat, sondern Glück oder Pech ist. Jeder ist seines eigenen Glückes Schmied, aber die Rahmenbedingungen sind nicht zu beeinflussen. Und manche haben leider keine Chance, ihr Glück zu schmieden.
Das Leben als Geschenk... Ja, den Gedanken kenne ich gut. Ich habe früher auch beispielsweise das "Danke-Lied" gesungen und dem Herrn für alles mögliche gedankt (und das ernst gemeint). Nur macht das eben in sich keinen Sinn. Warum soll ich für solche Ungerechtigkeiten dankbar sein?
Das Leben ist offenbar eine Eigenschaft, die sich aus chemischer Evolution, viel Zeit, passenden Bedingungen und genügend zeitgleich existierenden Welten von alleine ergibt. Ich finde es toll, dass ich als etwas Lebendiges das ganze bewusst erlebe und genieße dieses, mein Leben.
Wenn es so ist, dann ist der Tod nicht das Ende, sondern das Hineingehen in eine neue Existenz, also in gewisser Weise ein Geborenwerden in eine verwandelte Seinsweise hinein. Mit diesem Bewusstsein können wir voller Vertrauen, Dankbarkeit und Ruhe leben und auch sterben, denn unser Leben vergeht nicht, es verwandelt sich nur.
Mich würde das eher beunruhigen. Wer weiß, wie diese Existenz wäre? Kommt das schreckliche Erwachen? (und nein, ich meine nicht die Hölle - den Gedanken an ewige Pein passt noch weniger als alles andere zu einem "gütigen" Gott)
Ich stelle mir die Ewigkeit, die Unendlichkeit extrem fade vor. Man möchte doch vor Langweile sterben. Und warum sollte sich ein Gott diesen ganzen Stress antun? Ein Paradies schaffen, dann alle rauswerfen, später die meisten töten, verbrennen, foltern - was weiß ich noch was anstellen - und die anderen wieder auf Ewig in ein Paradies bringen? Das kann noch so toll sein, ich fände es erschreckend, dort auf Immer und Ewig gefangen zu sein (oder man kann da nicht mehr denken, vegetiert in Trance vor sich hin).
Ich finde den Gedanken beruhigend, dass ich nicht ins Nichts hinein sterbe, sondern in ein größeres ewiges Leben, welches mich erwartet und in dem ich jetzt und in jedem Falle geborgen bin.
Und ich finde gerade den Gedanken, dass ich ins Nichts hinein sterbe, mehr als beruhigend. Ich schlafe ja auch gerne. So schlafe ich eben länger -für immer. Und traumlos, also in völliger Friedlichkeit. Man ist einfach weg. Vielleicht ist das ja das Paradies, dieses ewige Nichts? Ein ewiges Etwas wäre auf Dauer ja Folter.
So finde ich Innere Ruhe. Und ich muss das Leben noch wichtiger nehmen - es gibt nur das eine Leben. Das darf man anderen nicht erschweren, es ihnen vermiesen oder gar nehmen. Wer an ein Leben nach dem Tod denkt und das Paradies erstrebenswert findet, der müsste sich ja nach dem Tod sehnen. Was sind die paar Jahrzehnte hier im Vergleich zur Ewigkeit? Da kann man ja so früh wie möglich sterben - da kann man weniger Fehler anhäufen und kommt eher ins Paradies (in einem Parallelthread hieß es ja, dass z.B. Kleinkinder, die früh sterben, per se in den Himmel kommen - müsste man das dann nicht feiern?).
So kann ich über den Tod eines geschätzten Menschen wirklich traurig sein und ihn damit die letzte Ehre erweisen. Und so kann ich über den Tod von Kindern entsetzt sein. Und ohne die Anbst vor einem ewigen Leben kann ich auch absolut entspannt sein und muss vor dem Tod keine Angst haben. Und ich habe auch keine Angst vor ihm. Ich weiß, wovon ich da rede, ich habe eine Situation überlebt, in der ich mit dem Leben abgeschlossen hatte und war ganz ruhig dabei - habe eigentlich nur an meine Liebsten gedacht und dem Leben quasi ciao gesagt (bevor jemand das denkt: nein, kein Suizidversuch, war nicht schuld an der Situation - und hatte dann Glück).
Ich gönne jedem die Innere Ruhe, die aus dem jeweiligen Glauben kommt. Ich habe meine Innere Ruhe ganz ohne Glauben gewonnen und kann diese mehr als genießen. Diese Welt ist faszinierend und ich bin ein Teil davon - wie jeder andere auch. Das finde ich großartig. Und irgendwann muss auch mal Schluss sein. Finde ich gut.
