Alles Teufelszeug? IV

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Münek
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#961 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von Münek » Di 8. Nov 2016, 18:24

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Glaubensdogmatiker brauchen sich darum keine Gedanken zu machen. Sie sind universalpotent: sie können Tote auferstehen lassen, Menschen übers Wasser laufen und durch die Lüfte schweben lassen oder sie können Frauen jungfräulich gebären lassen.
Das ist kein Widerspruch. - WENN Jesus WIRKLICH übers Wasser lief, dann ist es historisch - daran können wir im Nachhinein weltanschaulich nichts ändern - auch die HKM nicht.
WENN Thor WIRKLICH für Blitz und Donner verantwortlich war, dann ist es historisch - daran können wir im Nachhinein weltanschaulich nichts ändern - auch die RKK nicht. ;)

WENN Jesus WIRKLICH NICHT von den Toten auferstanden ist, dann ist es historisch - daran können wir im Nachhinein glaubensmäßig nichts ändern - auch die RKK nicht. ;)

closs
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#962 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » Di 8. Nov 2016, 18:33

Münek hat geschrieben:wissenschaftlich arbeitende Exegeten haben nicht das geringste Motiv, Bibeltexte eisegetisch zu interpretieren.
Darüber sind sich die Kollegen aus Kanonik und HKM einig - wenigstens da. ;)

Münek hat geschrieben: Exegese = Textinterpretation.
Da musst Du Dich jetzt entscheiden:
1) HKM = die Disziplin, die historische/sprachliche/quellen-technische Gegebenheiten rund um die Bibel erforscht. - Dann ist die HKM exklusiv.
2) HKM = die Disziplin, die darüber hinaus auch semantische Expertisen erstellt, indem sie sagt: "Damit ist folgendes aus dem Mund Jesu, Pauli, etc. gemeint. - Dann ist die HKM NICHT exklusiv, weil semantische Interpretationen abhängig sind von den weltanschauliches Setzungen.

Münek hat geschrieben:Sagen wir es besser so: Es drängt sich den Historikern nicht unbedingt auf, bei von ihnen untersuchten Personen der Zeitgeschichte ausdrücklich deren NICHTGÖTTLICHKEIT festzustellen.
Bei Napoleon oder Helmut Schmitt würde das auch niemand erwarten. Wenn man Jesus damit gleichstellt, geht das natürlich - mit entsprechenden Auswirkungen bei der semantischen Interpretation ("Was hat er gemeint?").

Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Methode IST die Standardexegese biblischer Texte. Eine "geistige" Exegese gibt es an den theologischen Fakultäten nicht. Warum wohl nicht?
Weil sie als exklusiv anerkannt ist unter den Bedingungen 1) (s.o.)

Münek hat geschrieben:Es sind und bleiben vorgegebene, von Anfang an feststehende Ergebnisse.
Nee - das ist wirklich nicht richtig. Die kanonische Exegese könnte durchaus zum Schluss kommen, dass "die drei Könige aus dem Morgenlande" metaphorisch für drei geistige Aussagen stehen. - Sie könnte auch darauf kommen, dass Jesus mit 14 statt mit 12 Aposteln unterwegs war.

Der entscheidende Unterschied: Die kanonische Exegese würde immer Jesus als göttliche Inkarnation Jahwes verstehen - so wie die HKM ihn als ganz normalen Menschen der Zeit versteht. - Und so gibt es einen Ergebniskorridor, nach dem bei den Kanonikern Jesus nie an Gicht gestorben sein könnte und in Hebron beerdigt wurde, und nach dem bei den Kanonikern Jesus nie tatsächlich Wunder vollbracht und leiblich auferstanden sein könnte. - Das macht die jeweilige Perspektive.

Münek hat geschrieben: wer sich mangels Substanz nur mit Setzungen zu helfen weiß, hat dies bitter nötig.
Jetzt diskreditierst Du aber auch die HKM, statt zu erkennen, dass es bei Interpretation nicht anders geht.

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#963 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » Di 8. Nov 2016, 18:34

Münek hat geschrieben:WENN Jesus WIRKLICH NICHT von den Toten auferstanden ist, dann ist es historisch - daran können wir im Nachhinein glaubensmäßig nichts ändern - auch die RKK nicht.
So ist es - das, was der Fall ist, steht immer über unseren Setzungen und die daraus folgenden Interpretationen. - Das ist ja das Beruhigende. :)

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#964 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von Münek » Di 8. Nov 2016, 20:08

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:wissenschaftlich arbeitende Exegeten haben nicht das geringste Motiv, Bibeltexte eisegetisch zu interpretieren.
Darüber sind sich die Kollegen aus Kanonik und HKM einig - wenigstens da. ;)
"Kanoniker" können keine WISSENSCHAFTLICH arbeitenden Exegeten sein, da ihr persönlicher Gottessglaube ihre Tätigkeit maßgeblich beeinflussen und mitbestimmen würde. Gottesglaube und Wissenschaft schließen sich aus.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Sagen wir es besser so: Es drängt sich den Historikern nicht unbedingt auf, bei von ihnen untersuchten Personen der Zeitgeschichte ausdrücklich deren NICHTGÖTTLICHKEIT festzustellen.
Bei Napoleon oder Helmut Schmitt würde das auch niemand erwarten. Wenn man Jesus damit gleichstellt, geht das natürlich.
Weshalb sollte der Historiker bei Jesus von Nazareth eine Ausnahme machen? Extra-Würste werden nicht gebraten.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die historisch-kritische Methode IST die Standardexegese biblischer Texte. Eine "geistige" Exegese gibt es an den theologischen Fakultäten nicht. Warum wohl nicht?
Weil sie als exklusiv anerkannt ist unter den Bedingungen 1) (s.o.)
Meines Wissens wird die "kanonische Exegese" an den theologischen Fakultäten nicht praktiziert.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Es sind und bleiben vorgegebene, von Anfang an feststehende Ergebnisse.
Nee - das ist wirklich nicht richtig. Die kanonische Exegese könnte durchaus zum Schluss kommen, dass "die drei Könige aus dem Morgenlande" metaphorisch für drei geistige Aussagen stehen. - Sie könnte auch darauf kommen, dass Jesus mit 14 statt mit 12 Aposteln unterwegs war.
Die Magier aus dem Morgenland und die Anzahl der Apostel sind nicht Gegenstand verbindlich zu glaubender, kirchlicher Dogmen.

closss hat geschrieben:Der entscheidende Unterschied: Die kanonische Exegese würde immer Jesus als göttliche Inkarnation Jahwes verstehen - so wie die HKM ihn als ganz normalen Menschen der Zeit versteht.
Dass Jesus eine göttliche Inkarnation war, lässt sich historisch-wissenschaftlich nicht feststellen, nur der Glaube mancher Urchristen daran.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: wer sich mangels Substanz nur mit Setzungen zu helfen weiß, hat dies bitter nötig.
Jetzt diskreditierst Du aber auch die HKM, statt zu erkennen, dass es bei Interpretation nicht anders geht.
Die HKM kommt sehr gut ohne Setzung aus - Gläubige dagegen haben Setzungen mangels Substanz bitter nötig.

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#965 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von Münek » Di 8. Nov 2016, 20:26

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben: Exegese = Textinterpretation.
Da musst Du Dich jetzt entscheiden:
1) HKM = die Disziplin, die historische/sprachliche/quellen-technische Gegebenheiten rund um die Bibel erforscht. - Dann ist die HKM exklusiv.
2) HKM = die Disziplin, die darüber hinaus auch semantische Expertisen erstellt, indem sie sagt: "Damit ist folgendes aus dem Mund Jesu, Pauli, etc. gemeint. - Dann ist die HKM NICHT exklusiv, weil semantische Interpretationen abhängig sind von den weltanschauliches Setzungen.
Großer Irrtum - selbstverständlich gehört zur historisch-kritischen Exegese auch die Auslegung von wörtlich überlieferten Aussagen von Personen, also die Frage nach dem Sinn solcher Aussagen.

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#966 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von Münek » Di 8. Nov 2016, 22:02

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:WENN Jesus WIRKLICH NICHT von den Toten auferstanden ist, dann ist es historisch - daran können wir im Nachhinein glaubensmäßig nichts ändern - auch die RKK nicht.
So ist es - das, was der Fall ist, steht immer über unseren Setzungen und die daraus folgenden Interpretationen. - Das ist ja das Beruhigende. :)
Unter der Voraussetzung, dass es Gott gibt, gibt es Gott. Wenn nicht, dann nicht. In dieser Erkenntnis erkenne ich weder etwas Beruhigendes noch Unberuhigendes, sondern nur Nichtssagendes - also sinnfreies Geschwurbel. :)

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#967 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von closs » Di 8. Nov 2016, 22:59

Münek hat geschrieben:"Kanoniker" können keine WISSENSCHAFTLICH arbeitenden Exegeten sein
Doch - aber das musst Du jetzt selber rausfinden.

Münek hat geschrieben:Weshalb sollte der Historiker bei Jesus von Nazareth eine Ausnahme machen?
Müssen sie ja nicht - aber dementsprechend positionieren sie ihre Aussagen und werden daran gemessen.

Münek hat geschrieben:Meines Wissens wird die "kanonische Exegese" an den theologischen Fakultäten nicht praktiziert.
Wie das im Einzelnen ist, weiuß ich auch nicht so genau. - Aber Du darfst davon ausgehen, dass alle theologischen Disziplinen von einer geistigen Exegese ausgehen, die NICHT von der HKM erwartet wird. - HKM gilt in der Theologie als Fakten-Lieferant VOR der geistigen Exegese.

Münek hat geschrieben:Die Magier aus dem Morgenland und die Anzahl der Apostel sind nicht Gegenstand verbindlich zu glaubender, kirchlicher Dogmen.
So ist es. - Denn Dogmen sind geistige Lehrsätze, die historisch nicht falsifizierbar sind. - Oder habe ich wieder was vergessen? :lol:

Das heisst: Wenn Systematische und historisch-kritische Forschung im wahrsten Sinne des Wortes "diszipliniert" arbeiten, kommen sie sich nichts Gehege, weil sie sich gegenseitig widersprechen können.

Münek hat geschrieben:Dass Jesus eine göttliche Inkarnation war, lässt sich historisch-wissenschaftlich nicht feststellen
So ist es - es ist historisch-kritisch nicht falsifizierbar, als auch nicht widersprechbar. - Auch dann nicht, wenn es die historische Wahrheit ist.

Münek hat geschrieben:Die HKM kommt sehr gut ohne Setzung aus
Nein - und das geht auch gar nicht anders.

Münek hat geschrieben:selbstverständlich gehört zur historisch-kritischen Exegese auch die Auslegung von wörtlich überlieferten Aussagen von Personen, also die Frage nach dem Sinn solcher Aussagen.
Ja - der sprachliche Sinn: "Was steht da?". - Aber nicht die geistige Auslegung im Sinne von "Was bedeutet es theologisch?".

Münek hat geschrieben:Unter der Voraussetzung, dass es Gott gibt, gibt es Gott.
Ähm - ja. - Meine Aussage war eine andere:
closs hat geschrieben:Das, was der Fall ist, steht immer über unseren Setzungen und die daraus folgenden Interpretationen. - Das ist ja das Beruhigende.

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sven23
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#968 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von sven23 » Mi 9. Nov 2016, 06:09

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Kanoniker sind da weitaus mehr gefährdet als die Forschung, der es ja gerade um diesen Unterschied geht.
Da bin ich gar nicht sicher. Es hängt einfach davon ab, wer Jesus wirklich war.

War er göttlich, ist die HKM vollkommen auf dem Holzweg - war er nichts als ein Wanderprediger, gilt dies für die Kanonik. - WAS er wirklich war, können beide Seiten nur glauben..
Die Befundlage ist ernüchternd für die Glaubensdogmatiker. Deshalb sind sie doch so angekratzt.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Mit Kanonik gelingt es mit Sicherheit nicht.
Sehr wohl - das ist ihre Aufgabe..
Ihre "Aufgabe" ist es, das Glaubenskonstrukt zirkelreferent zu bestätigen.



closs hat geschrieben: Im Grunde ist es blödsinnig, beide gegeneinander auszuspielen.
Richtig, weil die Forschung eine wissenschaftliche Methode anwendet und Glaubensdogmatiker ihr Glaubensding durchziehen.
Zwei völlig verschiedene Baustellen.

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Von verschiedenen Erkenntnisebenen wollte die Kirch nie etwas wissen. Da hat sie sogar im Gegenteil immer bekämpft.
Stimmt - diese Rolle wurde jetzt von den Vertretern säkularer Bibelauslegung übernommen. - Tempora mutantur.
Zum Glück. Säkulare verbrennen aber keine Gläubige, umgekehrt schon.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Ja - das waren noch Zeiten damals... :lol: Diese Zeiten sind endgültig vorbei.
Warum interpretiert man dann überhaupt, wenn man sich erst gar nicht aufs Wesen der Bibel einlassen will?.
Weil endlich mal Aufklärung angesagt ist. :thumbup:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#969 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von 2Lena » Mi 9. Nov 2016, 08:43

Münek hat geschrieben:Indem sie sachlich und nüchtern die Bibeltexte studieren - was denn sonst?
Sie studieren sie eben nicht "sachlich", nämlich im althergebrachten Glauben, sondern in der Sachlichkeit von Sven23, der vielfältige, teils grob falsche Meinungen als "Sache" ansieht, da sie wissenschaftlich aussehen.

2Lena
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#970 Re: Alles Teufelszeug? IV

Beitrag von 2Lena » Mi 9. Nov 2016, 08:48

Münek hat geschrieben:Unter der Voraussetzung, dass es Gott gibt, gibt es Gott. Wenn nicht, dann nicht. In dieser Erkenntnis erkenne ich weder etwas Beruhigendes noch Unberuhigendes, sondern nur Nichtssagendes - also sinnfreies Geschwurbel

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