Die Schwachen in der Gemeinde

Nichtchristen sind willkommen, wir bitten aber darum, in diesem Forum keine Bibel- und Glaubenskritik zu üben.
ThomasM
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#1 Die Schwachen in der Gemeinde

Beitrag von ThomasM » Mo 7. Nov 2016, 20:41

Ich würde gerne mal eine Frage stellen, die anlässlich des folgenden Textes entsteht
Röm. 14, 1-10
1 Nehmt den an, der im Glauben schwach ist, ohne mit ihm über verschiedene Auffassungen zu streiten. 2 Der eine glaubt, alles essen zu dürfen, der Schwache aber isst kein Fleisch. 3 Wer Fleisch isst, verachte den nicht, der es nicht isst; wer kein Fleisch isst, richte den nicht, der es isst. Denn Gott hat ihn angenommen. 4 Wie kannst du den Diener eines anderen richten? Sein Herr entscheidet, ob er steht oder fällt. Er wird aber stehen; denn der Herr bewirkt, dass er steht.
5 Der eine bevorzugt bestimmte Tage, der andere macht keinen Unterschied zwischen den Tagen. Jeder soll aber von seiner Auffassung überzeugt sein.
6 Wer einen bestimmten Tag bevorzugt, tut es zur Ehre des Herrn. Wer Fleisch isst, tut es zur Ehre des Herrn; denn er dankt Gott dabei. Wer kein Fleisch isst, unterlässt es zur Ehre des Herrn, und auch er dankt Gott. 7 Keiner von uns lebt sich selber und keiner stirbt sich selber: 8 Leben wir, so leben wir dem Herrn, sterben wir, so sterben wir dem Herrn. Ob wir leben oder ob wir sterben, wir gehören dem Herrn. 9 Denn Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.
10 Wie kannst also du deinen Bruder richten? Und du, wie kannst du deinen Bruder verachten? Wir werden doch alle vor dem Richterstuhl Gottes stehen.
Paulus spricht hier von den "im Glauben Schwachen". Konkret ging es um die Frage in der römischen Gemeinde, ob das Essen von Fleisch verboten ist, weil als Götzendienst einzustufen.
Hintergrund ist die damalige Praxis, dass praktisch alles Fleisch, was es auf dem Markt zu kaufen gab, vorher einem der unzähligen Gottheiten und Götzen in Rom geweiht worden war. Einige aus der Gemeinde sahen darin unbewussten Götzendienst und forderten deshalb, das Essen von Fleisch zu verbieten.

Paulus nennt diese Menschen "schwach im Glauben". Warum?
Waren sie nur deshalb schwach, weil sie ein Gebot hielten, das nicht alle in der Gemeinde als Gebot ansahen?
Nein, das war es nicht, denn in Vers 5+6 heißt Paulus das gut, wenn der, der sich des Essens enthält, dies zur Ehre Gottes tut. Das Gebot ist von diesen Menschen unbedingt einzuhalten, wenn sie ein Problem damit haben, dass das Fleisch vorher einem Götzen geweiht wurde.

Warum also sind diese Leute schwach?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

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lovetrail
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#2 Re: Die Schwachen in der Gemeinde

Beitrag von lovetrail » Mo 7. Nov 2016, 21:07

ThomasM hat geschrieben:
Warum also sind diese Leute schwach?

Weil ihr Gewissen belastet werden würde, wenn sie Götzenopferfleisch essen würden.

aber:
4 Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird;
5 denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet. (1. Tim.4,4-5; Elb.)


LG
Wache auf, der du schläfst, und stehe auf aus den Toten, so wird Christus dich erleuchten!

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Ska'ara
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#3 Re: Die Schwachen in der Gemeinde

Beitrag von Ska'ara » Mo 7. Nov 2016, 21:23

ThomasM hat geschrieben: Paulus nennt diese Menschen "schwach im Glauben". Warum?
Waren sie nur deshalb schwach, weil sie ein Gebot hielten, das nicht alle in der Gemeinde als Gebot ansahen?
Nein, das war es nicht, denn in Vers 5+6 heißt Paulus das gut, wenn der, der sich des Essens enthält, dies zur Ehre Gottes tut. Das Gebot ist von diesen Menschen unbedingt einzuhalten, wenn sie ein Problem damit haben, dass das Fleisch vorher einem Götzen geweiht wurde.

Warum also sind diese Leute schwach?
Die Menschen sind vielleicht schwach im Glauben, weil sie Angst haben, dass sie eine Sünde begehen. Sie geraten in ein Gewissenskonflikt, wenn sie Fleisch essen. Wer aber Gott vertraut, sieht im Fleisch nur Fleisch, für das er Gott danken kann.

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Magdalena61
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#4 Re: Die Schwachen in der Gemeinde

Beitrag von Magdalena61 » Mo 7. Nov 2016, 21:50

Worauf beziehen sich die Begriffe "stark" und "schwach"? Dazu Pfarrer Loerbroks in einer Predigt zur Jahreslosung 2015:
Die Gemeinde aus Rom bestand wohl aus Christen heidnischer und jüdischer Tradition. Heidnisch meint Christen aus allen Völkern.
Die Christen jüdischer Tradition dürfte relativ klein gewesen sein (vgl. Pohl 20f), da der römische Kaiser Claudius ein paar Jahre vorher alle Juden aus Rom auswiesen lies.

Inzwischen war er verstorben und Judenchristen konnten zurückkehren. Die Gefahr bestand nun, dass einige von ihnen auch einen gesetzlichen Glauben mittbrachen. Paulus will auch diese Gemeinde vor einem Rückfall warnen. Er möchte vermeiden, dass sie versuchen ihre Rettung aus Schuld und Sünde durch gute Taten zu erhalten. Nur Jesus bringt Rettung. Das Gesetzt macht nicht frei. Nur die Gnade macht frei.

Im dritten Hauptteil des Briefes, in dem sich die Jahreslosung befindet, geht es Paulus dann um das Zusammenleben innerhalb der Gemeinde. Es gab eine Spannung zwischen den „starken“ und „schwachen“ Christen. Das stark und schwach bezieht sich auf den Glauben und den damit verbundenden Praktiken.

Konkret ging es zum Beispiel um das Essen von Fleisch, den Genuss von Wein oder das Einhalten von bestimmten Feiertagen.

In den Versen 1-6, unmittelbar vor der Jahreslosung, fordert Paulus die Starken auf, die Schwachen zu tragen. Klar ist, dass es nicht zu
einem Rückfall in die Gesetzlichkeit kommen darf. Aber ein Mittragen unter Geschwistern ist angebracht.
Jesus ist hier das Vorbild.

Pfarrer Dr. Matthias Loerbroks
LG
God bless you all for what you all have done for me.

Hemul
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#5 Re: Die Schwachen in der Gemeinde

Beitrag von Hemul » Di 8. Nov 2016, 06:56

Ska'ara hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben: Paulus nennt diese Menschen "schwach im Glauben". Warum?
Waren sie nur deshalb schwach, weil sie ein Gebot hielten, das nicht alle in der Gemeinde als Gebot ansahen?
Nein, das war es nicht, denn in Vers 5+6 heißt Paulus das gut, wenn der, der sich des Essens enthält, dies zur Ehre Gottes tut. Das Gebot ist von diesen Menschen unbedingt einzuhalten, wenn sie ein Problem damit haben, dass das Fleisch vorher einem Götzen geweiht wurde.

Warum also sind diese Leute schwach?
Die Menschen sind vielleicht schwach im Glauben, weil sie Angst haben, dass sie eine Sünde begehen. Sie geraten in ein Gewissenskonflikt, wenn sie Fleisch essen. Wer aber Gott vertraut, sieht im Fleisch nur Fleisch, für das er Gott danken kann.
Darauf gibt uns Paulus in Römer 14:21-23 folgende Antwort:
21 Deshalb isst du am besten kein Fleisch und trinkst keinen Wein und vermeidest überhaupt alles, was deinen Bruder zu Fall bringen könnte. 22 Behandle deine Überzeugung als eine Sache zwischen dir und Gott! Wohl dem, der sich in seiner Überzeugung nicht anklagen muss! 23 Wer aber beim Essen ein schlechtes Gewissen hat, ist schon verurteilt, denn er handelt nicht aus der Überzeugung des Glaubens. Und alles, was nicht aus dem Glauben kommt, ist Sünde.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

ThomasM
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#6 Re: Die Schwachen in der Gemeinde

Beitrag von ThomasM » Di 8. Nov 2016, 10:45

lovetrail hat geschrieben:
ThomasM hat geschrieben: Warum also sind diese Leute schwach?
Weil ihr Gewissen belastet werden würde, wenn sie Götzenopferfleisch essen würden.

aber:
4 Denn jedes Geschöpf Gottes ist gut und nichts verwerflich, wenn es mit Danksagung genommen wird;
5 denn es wird geheiligt durch Gottes Wort und durch Gebet. (1. Tim.4,4-5; Elb.)

Was belastet denn ihr Gewissen? Was macht sie da schwach?

In einer verständlichen Übersetzung wird die Allgemeinheit der Worte, die du zitierst klarer
1. Tim. 4, 4-5 (Hoffnung für alle)
Denn alles, was Gott geschaffen hat, ist gut; und nichts ist schlecht, für das wir Gott danken. 5 Durch das Wort Gottes und das Gebet wird alles rein; nichts kann uns da von Gott trennen.
Die Aussage geht weit über das Essen von Fleisch hinaus.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

ThomasM
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#7 Re: Die Schwachen in der Gemeinde

Beitrag von ThomasM » Di 8. Nov 2016, 10:47

Ska'ara hat geschrieben: Die Menschen sind vielleicht schwach im Glauben, weil sie Angst haben, dass sie eine Sünde begehen. Sie geraten in ein Gewissenskonflikt, wenn sie Fleisch essen. Wer aber Gott vertraut, sieht im Fleisch nur Fleisch, für das er Gott danken kann.
Wenn du Recht hast, dann wäre die Schwäche also, dass sie Gottes Liebe nicht vertrauen. Sie halten Gott für einen kleinlichen Sündenzähler ohne echte Liebe.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

ThomasM
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#8 Re: Die Schwachen in der Gemeinde

Beitrag von ThomasM » Di 8. Nov 2016, 10:49

Magdalena61 hat geschrieben:Worauf beziehen sich die Begriffe "stark" und "schwach"? Dazu Pfarrer Loerbroks in einer Predigt zur Jahreslosung 2015:
...
Das stark und schwach bezieht sich auf den Glauben und den damit verbundenden Praktiken.
...
Dass sich das Wort "schwach" auf "im Glauben schwach" bezieht, steht ja schon in Vers 1.
Aber was ist das, was macht den Glauben schwach?
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.

ThomasM
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#9 Re: Die Schwachen in der Gemeinde

Beitrag von ThomasM » Di 8. Nov 2016, 11:02

Hemul hat geschrieben: Darauf gibt uns Paulus in Römer 14:21-23 folgende Antwort:
21 Deshalb isst du am besten kein Fleisch und trinkst keinen Wein und vermeidest überhaupt alles, was deinen Bruder zu Fall bringen könnte. 22 Behandle deine Überzeugung als eine Sache zwischen dir und Gott! Wohl dem, der sich in seiner Überzeugung nicht anklagen muss! 23 Wer aber beim Essen ein schlechtes Gewissen hat, ist schon verurteilt, denn er handelt nicht aus der Überzeugung des Glaubens. Und alles, was nicht aus dem Glauben kommt, ist Sünde.
Bravo Hemul!
Du hast es geschafft, den Kontext zu lesen und das mit Erfolg. Dein Zitat ist korrekt und ergänzt die Frage, die ich aufgeworfen habe.

Und speziell für dich eine besondere Frage. Wie verhält sich die von dir zitierte Mahnung des Paulus, seinen Bruder durch freiwilligen Verzicht nicht zu Fall zu bringen mit dem folgenden Ereignis, das Paulus erzählt. Widerspricht sich hier Paulus nicht selbst?
Gal. 2, 11-14
Doch als Petrus dann nach Antiochia kam, sah ich mich gezwungen, ihn vor der ganzen Gemeinde zur Rede zu stellen; denn so, wie er sich dort verhielt, sprach er sich selbst das Urteil. 12 Zunächst hatte er zusammen mit den nichtjüdischen ´Geschwistern` an den gemeinsamen Mahlzeiten teilgenommen. Als dann aber einige Leute aus dem Kreis um Jakobus kamen, zog sich Petrus aus Angst vor den Verfechtern der Beschneidung zurück und sonderte sich ´von den Nichtjuden` ab. 13 Und genauso unaufrichtig verhielten sich in der Folge die anderen jüdischen ´Geschwister`. Sogar Barnabas ließ sich dazu hinreißen, dieses heuchlerische Spiel mitzumachen. 14 Als ich nun sah, dass sie den richtigen Weg verlassen hatten, den Weg, der mit der Wahrheit des Evangeliums übereinstimmt, sagte ich in Gegenwart aller zu Petrus: »Du selbst nimmst dir – obwohl du ein Jude bist – die Freiheit, dich über die jüdische Lebensweise hinwegzusetzen und wie ein Nichtjude zu leben. Wieso zwingst du dann die Nichtjuden, sich der jüdischen Lebensweise anzupassen?«
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Janina
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#10 Re: Die Schwachen in der Gemeinde

Beitrag von Janina » Di 8. Nov 2016, 11:06

ThomasM hat geschrieben:Paulus nennt diese Menschen "schwach im Glauben". Warum?
Wer Angst hat, dass "magisches Fleisch" mächtiger ist als er selbst, hat womöglich recht.
Zuletzt geändert von Janina am Di 8. Nov 2016, 14:05, insgesamt 1-mal geändert.

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