closs hat geschrieben:Was da einführend gesagt wird, hat nichts mit einem Irrtum von Descartes zu tun.
Du musst das Buch kaufen, um zu lesen was am Schluss drin steht. Damasio sieht das zentrale Problem nicht im "cogito ergo sum", sondern in seinem Geist/Körper Dualismus, der die gesamte Hirnforschung während 3 Jahrhunderte lähmte.
closs hat geschrieben:Neulich hat mal jemand im BR (da kommen spätabends manchmal super Vorträge von Philosophen) über Descartes gesprochen und gemeint, dass Descartes heute meistenteils falsch verstanden wird - man müsste also wissen, wie der Schreiber dieses Buchs Descartes versteht.
Ich kenne auch andere Intepretationen als diejenige von Damasio. Die Plausibelste ist die mancher Hinrforscher, die meinen, Descartes hätte das Körper/Geist Problem nicht lösen können, und es deshalb anderen späteren Generationen als eine Herausforderung hinterlassen. Eine Herausforderung auf die wir heute, nach 300 Jahren die ersten sachlich fundierten Antworten bekommen.
closs hat geschrieben:Pluto hat geschrieben:Also ist es nicht mehr als eine sehr vage, unbegründete Vermutung?
Es ist eine aus spiritueller Erfahrung und philosophischem Nachdenken plausible Vermutung, die bei Betroffenen einer persönlichen Gewißheit gleichkommt. Festmachen kann man es nicht, weil wir nur naturalistische Dinge festmachen können.
Es bleibt eine Vermutung. Ob sie richtig ist, ist eine ganz andere Frage die du nun mit christlich ideologischer Rhetorik bemüht bist, plausibel erscheinen zu lassen.
closs hat geschrieben:Im übrigen: Jeder Mensch mit dem, was man früher vielleicht "normales Empfinden" genannt hätte, und jeder echter Künstler hat alltäglich damit zu tun - Du auch.
Ja sicher. Auch ich habe solche Gefühle. Dabei gebe ich aber zu bedenken, dass das Gehirn ein unverbesserlicher Geschichtenerzähler ist — oft sind diese Geschichten aber frei erfunden, und das ist durch das Subjekt nicht (kaum) unterscheidbar. Der beste Beweis dafür ist ein Waldspaziergang in der Dämmerung, wo wir in jedem Fels oder Baum ein Gesicht zu erkennen glauben.
closs hat geschrieben:Der entscheidende Punkt: Man versucht "Geist" heute von der materialistischen Seite her zu beleuchten (was ja gut ist) und erklärt vieles, was von der "geistigen Fraktion" transzendent erklärt wird, rein biologisch - auch ok.
Das ist weit mehr als nur "Ok", denn es lässt sich mit Fakten aus den Untersuchungen bestätigen und untermauern.
closs hat geschrieben:Das einzige Problem: Man macht einen Stockfehler, wenn man aus der Tatsache, dass man etwas biologisch erklären kann, schließt, dass es deshalb seinen Ursprung in der Biologie hätte.
Deine Ausführungen erinnern an die Hypothese des angesehenen Psychologen und Philosophen Julian Jaynes über den
Ursprung des Bewusstseins im bikameralen Geist des Menschen. Eine Zeit lang war seine These auch unter Fachleuten sehr beliebt. Wie sich herausstellte, war es aber nichts weiter als ein interessanter Gedanke, der heute als überholt gilt.
Alle spekulativen Ideen zum Trotz: die Hirnforschung postuliert, dass sich der Geist nach und nach im Laufe der Evolution entwickelte, weil er sich als extrem wirksames und nützliches Werkzeug der Analyse und der Entscheidung in der
Homöostase des Individuums bewährte. Was kann es zwingenderes und plausibleres geben als dieser Drang nach dem Erhalt des eigenen Lebens?