Rembremerding hat geschrieben:Halman hat geschrieben:
Habe ich nun bewiesen, dass der Begriff Beweis mehrdeutig ist und dass es sehr wohl Beweise gibt? Falls ja, sollte jeer Zweifel schweigen. Falls nein, gibt es noch Diskussionsbedarf.
Vielleicht ist hier auch ein psychologischer Aspekt zu erwähnen:
Viele, die keine Beweise anerkennen wollen, können auch mit dem Begriff Wahrheit nichts anfangen.
Alles bleibt in der Schwebe, man braucht sich nicht festlegen, Beweis und Wahrheit verharrt als philosophischer Begriff in der Relativität und Inhaltslosigkeit, siehe Herrn Pilatus aus Pontien.
Das Leben ist auch einfacher ohne die Anerkennung von Beweisen, weil für einen die Beweis
last entfällt. Beweise zu finden, sich durch Beweise zu informieren, sie abzuwägen, ist zeitaufwändig, schnell und leicht aber kann man gegen etwas sein, indem man Beweise einfach ablehnt.
So müssen Entscheidungen nicht festgelegt sein, Meinungen können schneller geändert werden. Ohne Be-weise bleibt die eigene Art und Weise wandelbar und verborgen. Im egozentrischen Individualismus wären Beweise und Wahrheit Einschränkung von Freiheit.
Servus

Es gibt in der Tat Leute, die einen so extremen Relativismus vertreten, dass Du diese Haltung zu Recht kritisiert. Wer so einen Relativismus pflegt, dem umgibt eine Aura großer Weisheit und gilt gerade bei einigen Liberalisten als aufgeklärt. Solche Leute sprechen davon, dass man differenzieren sollte, aber anstatt mit glasklarer Gedankenführung diese Differenzierung zu präsentieren, vernebeln sie vieles durch ihre Rhetorik. Sowas habe ich jedenfalls schon in Talk-Shows gesehen.
Dabei scheint mir der Skeptizismus in einem gesunden Maß sogar notwendig zu sein, um nicht vorschnell irrigerweise von sog. "Wahrheiten " auszugehen. Und je strenger die Kriterien für
Wahrheit und
Beweis sind, je schwerer sind sie greifbar.
Was ist Wahrheit? Wie wäre es mit folgener Definition:
Wahrheit umfasst alle Aussagen, die in Übereinstimmung mit der Wirklichkeit sind. Nun ist es aber gar nicht so leicht, die Wirklichkeit zu erkennen, ähnlich wie für blinde Männer einen Elefanten buchstäblich zu begreifen. Daher kommt es wohl auch, dass Kulturrelativisten als weise und aufgeklärt gelten, weil ja in der Tat das andere Extrem infantil ist. So galt in der Vergangenheit vieles als Wahrheit, was sich mittlerweile als Unwahrheit entlarvt hat (geozentrisches Weltbild usw.).
Was können wir überhaupt wissen? Nun, Naturwissenschaften und Philosphie sind Unternehmungen, um sich der Wahrheit anzunähern, gewissermaßen arbeitet man sich vom größeren Irrtum zum kleineren Irrtum. Wissensansprüche können sehr wohl verteiligt werden, solange man diese nicht absolut setzt. Von diesem hohen Ross mussten wir Menschen runter kommen.
Doch einem extremen Skeptizismus kann ich nichts angewinnen. Er mag bequem sein und immer politische korrekt daherkommen, aber letzenendes gleich so ein Skeptiker einem Mann auf einen Floss, den jede Welle chaotisch hier hin und dort hin treiben lässt - ohne Orientierung.
Was können wir wissen? Ich denke, wir wissen, dass mathematisch korrekte Aussagen formal der Wahrheit entsprechen und wir können wissen, formal logisch gültige Aussagen formal wahr sein.
Hier liegt allerdings das Problem in den Begriff
formal. Zwar können eindeutige Wahrheiten in den Wissenschaften der Mathematik und formalen Logik formuliert werden, aber diese haben nur formale Beweiskraft. Man weiß also noch immer nicht, ob diese formalen Aussagen mit der Wirklichkeit übereinstimmen. Wir wissen nur, dass logisch ungültige Aussagen unmöglich wahr sein können, sofern die Wirklichkeit logisch funktioniert.