Counterweight hat geschrieben:Novalis hat geschrieben:Dennoch finden wir typisch christliche Themen in dieser Geschichte, wie den Sieg des Guten über das Böse.
Wie in eigentlich jedem Fantasieroman. Da ist dann mehr der Wunsch der Vater....
Was daran liegt, dass christliche Themen
typisch menschliche Themen sind. Die Bibel ist vorallem ein menschliches Buch. Wenn ich von christlicher Literatur spreche, dann meine ich damit, dass typisch christliche Symbole, Bilder und Themata behandelt werden, die in einer mehrtausendjährigen Tradition stehen. Die können zweifellos im Herrn der Ringe gefunden werden, was nicht bedeutet, dass man das Werk aus einer christliche Perspektive interpretieren muss (und mir ist durchaus bekannt, dass Tolkien selbst sagte, dass der Herr der Ringe keine christliche Allegorie ist, um das mal klar zu stellen

).
Tolkien war tief gläubiger Christ. Zu seinen engsten Freunden zählte C. S. Lewis, der wohl berühmteste christliche Autor ("Pardon, ich bin Christ", "Dienstanweisung an einen Unterteufel", u.v.a.). Tolkien half dem früheren verbissenen Atheisten auf seinem Weg zum Glauben und tauschte mit ihm Manuskripte aus, um zu bewerten.
"Und obwohl "Der Herr der Ringe" keine explizit religiösen Inhalte zum Ausdruck bringt, spiegelt sich doch die fromme Weltansicht des Autors auf jeder Seite wider."
http://www.jesus.ch/magazin/jugend/yout ... ntasy.html
Erwähnenswert ist dazu noch: Tolkien schrieb ein Buch mit dem Titel "Das Silmarillion", die Schöpfungsgeschichte Mittelerdes. Genau so wie in der Bibel gibt es auch in Mittelerde einen allmächtigen Schöpfer, der alles geschaffen hat; und "Melkor". Wer ist Melkor?
"Melkor (Quenya für ‚Er, der in Macht ersteht‘) ist in Tolkiens Legendarium der große aufrührerische Vala, der sich aus Selbstsucht und Herrschaftsdrang gegen den Willen Ilúvatars wendet und so zum Ursprung alles Bösen wird. Zu Beginn der mächtigste aller Ainur überzieht er die anderen Valar mit Krieg, verführt viele der Maiar und verdirbt Arda. Später unter dem Namen Morgoth (Sindarin für ‚Schwarzer Feind der Welt‘) bekannt, bestimmt sein Krieg gegen die Elben und Menschen von Mittelerde maßgeblich den Verlauf des Ersten Zeitalters. "
http://ardapedia.herr-der-ringe-film.de ... php/Melkor
Die Ähnlichkeit zur christlichen Mythologie ist offensichtlich, auch wenn es selbstverständlich eine EIGENSTÄNDIGE ist!
Counterweight hat geschrieben:Novalis hat geschrieben:Wo finfdest Du soetwas noch?
In dutzenden Büchern und Filmen.

Das wundert mich nicht, denn da der christliche Mythos die tiefsten Themen des Menschseins behandelt, spiegeln sich in ihm alle anderen Geschichten und umgekehrt. Das Thema der Auferstehung gab es auch schon lange vor dem Christentum im alten Ägypten.
Der entscheidende Gedanke Tolkiens war, dass das Evangelium gleichzeitig Mythos und historische Tatsache sei, oder besser gesagt: der einzige Mythos, der einen göttlichen Autor hat und sich in der historischen Wirklichkeit abspielte. Lewis kannte die Mythen vom sterbenden Gott und vom Opfertod, z.B. in den nordischen und ägyptischen Mythen von Baldur oder Osiris. Nun stellte sich heraus, dass die Existenz solcher Mythen kein Einwand gegen die Historizität der Evangelien sind. Letztere sind keine weitere Variante desselben Mythenstoffs. Es ist genau umgekehrt: Weil der christliche „Mythos“ Wirklichkeit ist, finden in ihm alle Mythen ihre Vollendung, insofern sie einen Schatten von Wahrheit oder ihre Vorahnung darstellen.
http://www.kath-info.de/lewis.html
Mit diesem Argument hat J.R.R. Tolkien seinen Freund C.S. Lewis übrigens zum christlichen Glauben gebracht. Demnach war Tolkien sehr wohl bewusst, dass der Schöpfungsmythos des Herrn der Ringe Ähnlichkeiten mit dem biblischen Schöpfungsmythos besitzt, denn wenn der christliche Mythos Wirklichkeit ist (Tolkien glaubte das) finden in ihm alle Mythen ihre Vollendung. Das kannst Du bestreiten oder glauben, das liegt an Dir.