Pluto hat geschrieben:Searle ist ein sehr gewandter Redner.
Was noch?
Auf mich macht er den Eindruck eines Pragmatikers.
In dem Video äussert er sich irgendwo zum methodischen Vorgehen, wobei er sich nicht mit dem „Festhalten an Methoden“ aufhalten möchte, sondern „wer etwas herausfindet, der soll es auf seine Art tun“ (ich würde ergänzen: die Korrektheit wird sich dann im weiteren Umgang zeigen).
Auch seine Haltung, dass schon irgendetwas „bei der Sache“ herauskommen muss, finde ich sehr sympathisch.
So wie er seine Position beschreibt, bekommt er viel Gegenwind von seinen Philosophie-Kollegen, was nicht weiter erstaunt, denn sein Vorgehen zeichnet sich wohl dadurch aus, dass er erst einmal all den „Nase-Nach-Oben-Streck“-Überbau der Philosophie wegwirft und sich fragt, „was bleibt übrig“, was natürlich nicht jedem „Dichter und Denker“-Meister schmecken kann.
Letztlich sagt er, dass wir viel, viel mehr über das Gehirn herausfinden müssen und nicht einfach nur philosophisch „über das menschliche Denken nachdenken können“.
Auf der anderen Seite ist er aber auch wieder Philosoph, d.h. er kann „das Bewusstsein“ nicht wirklich in Frage stellen, also „muss es um existenzielle Zusammenhänge gehen“.
Das Spannungsverhältnis aus Pragmatismus und Philosophie zeigt sich (aus meiner Sicht), durch seine Vorgehensweise beim „Entwurf seines biologischen Naturalismus“.
Er verbindet hierbei die immer genauer werdenden Erkenntnisse über das Gehirn mit „einem Schlupfloch“, das die philosophische Kritik klein halten soll.
Und so kommt heraus, dass es eine kausale Abhängigkeit (Gehirn <-> Bewusstsein) geben soll, das aber das Bewusstsein nicht existenziell wegen der Gehirnaktivität vorhanden ist, sondern dass es ein biologisches Phänomen sein soll.
Wie genau das funktionieren soll, sagt er natürlich nicht, denn er hat ja nichts gefunden, sondern er will nur argumentativ die philosophischen Probleme umschiffen.
Unterm Strich, bin ich kein Anhänger seines Entwurfes, aber seine grundlegende Einstellung und die Art, seine Position darzustellen (mit den immer mal wieder eingestreuten deutschen und französischen Formulierungen), gefällt mir irgendwie.