Hallo erbreich & Rembremerding,
fin hat geschrieben: lieben Dank für eure Beiträge - meine Schreibe (Antworten/Fragen) sind noch in der Mache, bzw. über den Tag so ausgeufert, daß mittlerweile ein mehrseitiger Brief zustandegkommen ist, der hier sicherlich den Rahmen sprengt, oh Mann, melde mich bald mit einer gekürzten Fassung zurück.
Ich lasse mein ursprüngliches Schreiben erstmal beiseite, da es, wie auch meine ersten Beiträge, an euch beide adressiert war, die gemeinsame Ansprache aber möglicherweise nicht sinnvoll ist, da meine Fragestellungen aus einem 'christlichen Blickwinkel' geschrieben sind, wobei die christliche Tradition nicht meinen persönlichen Glauben abbildet.
Das klingt jetzt vielleicht etwas verwirrend.
Um meinen Werdegang kurz zu erläutern. Ich bin in einem christlichen (kath.) Elternhaus aufgewachsen und habe die klassischen Stationen durchlaufen, wobei ich mich in der Institution Kirche nie wirklich beheimatet fühlte. Ich möchte es einmal so ausdrücken, mein ursprüngliches Gottvertrauen pendelte zwischen einer inneren religio und einer äußeren Religion, namentlich dem kath. geprägten Christentum. Jesus, das Zentrum der christlichen Tradition, schien mir von Anfang an eine gute Orientierung zu sein, während mich der Gesamtrahmen eher befremdete.
Es gab/gibt einen sonderbaren Riß, den ich schon seit frühen Kindheitstagen empfunden habe, wobei ich viele Dinge natürlich nicht artikulieren konnte - zT. bis heute nicht - und mich von meiner Intuition leiten ließ.
Irgendwann habe ich den Faden meiner eigenen Biographie aufgelesen und meine Konfession & Kirche aufgesucht, in die ich hineingeboren worden bin und habe dabei eine wesentliche Frage für mich entdeckt, nämlich die Frage nach wahrer 'religio'.
Wie kann es sein, daß wir uns alle in einer Art Bewegung befinden, die wir Fortschritt nennen? Ist es überhaupt sinnvoll sich in irgendeine Richtung zu begeben, ohne den eigenen Ursprung zu kennen? Wie kann es sein, daß wir das wahre Wesen unserer Herkunft und Existenz nicht 'einsehen' und uns dennoch - abgeschnitten von unserer Quelle - einem Fortschritt und Fortschreiten anheimgeben, der sich in Betriebsamkeit und Extremismus verliert (ob innerwirklich oder äußerlich, siehe zB. Raumfahrt).
Was also ist wahre 'religio',
wenn nicht wahre Rückbesinnung?
Der Mensch erscheint mir eine Waise und sein religiöses Wesen eine zarte und verletzliche Gestalt, die leider eine große Angriffsfläche bietet, um den Menschen zu vereinnahmen und zu entführen: Siehe unsere Religionsgeschichte!
Was geschah also weiter: Anstatt Antworten und Zuflucht zu finden, fand ich Widersprüche, Unredlichkeit und derartige Abgründe, die mich schließlich dazu bewogen haben, aus der kath. Kirche auszutreten. Ich suchte nach Antworten und studierte nicht nur den Kanon der Bibel, sondern weitere Schriften und andere Religionszweige. Zuerst besah ich mir die abrahamitischen Traditionen, um dann weiter in die Geschichte hineinzublicken.
Auf der einen Seite sind die Zusammenhänge und Widersprüche immer komplexer geworden und auf der anderen Seite haben meine Forschungen und Überlegungen mir verdeutlicht, daß sich viele Dinge dadurch vereinfachen lassen, wenn das Wesen einer Sache befragt wird, was scheinbar viele Menschen nicht verstehen können oder wollen, wobei mir auch hier die Zusammenhänge immer deutlicher werden, woran das lag und liegt. Das sind weite Felder, aber ich möchte nicht ausufern.
Das Fragewesen ist eine wahre Gestalt, die einzige, die ich kenne, die eine Frage durch eine andere Frage zu beantworten versteht.
Worauf bezieht sich meine ursprüngliche Fragestellung?
erbreich hat geschrieben:
Ich meine jetzt nicht, daß ein Buddhist oder Christ diese Gemeinsamkeiten erkennt und ausspricht, auch nicht in der Vielzahl, sondern daß diese wesenhafte Verbindung nicht von höchster Stelle gekennzeichnet wurde.
Und was wäre deiner Ansicht oder Überzeugung nach diese höchste Stelle?
Die Fragestellung bezog sich nicht auf meinen persönlichen Glauben (Ansicht), sondern auf die christliche Sichtweise, hier ist also der biblische Gott gemeint, jener, auf den sich Jesus bezieht, sein/unser Vater, vom dem Jesus ausgegangen ist. Mich irritieren die fehlenden Bezüge, nicht nur zu Buddha, sondern zur Entwicklungsgeschichte der Religionen überhaupt, warum sich Gott zB. nicht allen Kuturen auf eine einheitliche Weise offenbarte.
Diese Fragestellungen erscheinen natürlich nur dann sinnvoll, wenn man davon ausgeht, daß die Offenbarungen Jesu Christi der Wahrheit entsprechen. Das ist der Ausgangspunkt all meiner Fragestellungen, denn es steht geschrieben, daß durch ihn der wahre Vater und der wahre Schöpfungsgedanke im Hinblick auf den Menschen sichtbar wurde.
Daß Normalsterbliche nicht voneinander wissen können, die zu verschiedenen Zeiten an verschiedenen Orten geboren wurden, das ist nicht verwunderlich, aber in diesem Fall handelte es sich um Jesus, den eingeborenen Sohn Gottes, eine absolute Ausnahmeerscheinung, wie ja auch Gott selbst, den (laut der Bibel) kein Mensch je gesehen hat, als nur der Menschensohn.
Warum sollte nicht spätestens Jesus alles kenntlich gemacht haben, was der christlichen Sichtweise (inhaltlich) je entsprochen hat? zumal Jesu selbst von sich sagt, er sei auf die Welt gekommen, um Zeugnis für die Wahrheit abzulegen, keine relative Wahrheit, sondern die absolute Wahrheit.
Scheinbar gab/gibt es widerstreitende Kräfte innerhalb der Schöpfung und Wahrheit und Liebepraxis stellen keine Selbstverständlichkeit dar, zumindest sind wir alle in Umstände verbracht, die den Menschen auf alle erdenkliche Weisen zu ent/verführen suchen, in dem Sinne, daß er seine wahre Natur verletzt, bzw. gegen das wahre Wesen, das Wahrheit und Liebe verkörpert.
Wer diese Dinge auf rechte Weise bedenkt, der wird feststellen, daß allein schon der Umstand des Fressen und Gefressenwerdens alle Lebewesen nötigt und die wahre Gestalt der Liebe unaufhörlich verletzt. Aus dieser Warte erscheint mir die buddhistische Lehre weiser als alle anderen.
Apropos Nächstenliebe. Wie kann es sein, daß selbige im Zentrum der christlichen Lehre steht, aber zugleich auch Aussagen in der Schrift zu finden sind, die den Menschen mit Höllenqualen und/oder Ausradierung aus dem Buch des Lebens drohen, sofern nicht das rechte Glaubensbekenntnis besteht? Ist nicht auch der Missionsauftrag und wie er bisher ausgeführt wurde, nicht völlig widersinnig, da wahrer Glauben sich weder fertigen läßt, noch erzwungen oder erpresst werden darf, um wesensgemäß keimen und sich entwickeln zu können, sondern auf Entsprechungen angewiesen ist, wie Vertrauen und Fürsorge. Wie können Androhungen oder gar der Ausblick auf ewige Verdammnis jemals einen geeigneten Nährboden für Glauben sein?
Das sind hier aber nur Fragen am Rande.
Warum hat Jesus keine Zeugnisse hinterlassen, die die wahren Zusammenhänge verdeutlichen, nicht um den Menschen philosophisch zu bilden, sondern um den Nachfolgegenerationen mehr Sicherheit/en und Orientierungspunkte zu geben. Entscheidend kann doch nicht irgendein Glaubensbekenntnis sein, wo die meisten Menschen die Zusammenhänge gar nicht begreifen und sie umstandsbedingt auch nicht verstehen können.
Warum sollte das Wesen der Wahrheit nicht dafür Sorge tragen, Klarheiten zu schaffen, um sich innerhalb der Wahrheit besser orientieren zu können, vor allem wenn das Wesen der Wahrheit zugleich eine allmächtige Instanz ist?! Warum diverse Religionen ins Leben rufen, die nicht nur ein uneinheitliches Gottesbild vorstellen, sondern sich widersprechende Heilsbotschaften? Warum sollte das Prinzip der Wahrheit so etwas ins Leben rufen?
Das klingt doch genau so verrückt, wie Liebe und Barmherzigkeit im Namen irgendeiner Bezeichnung (Namen) zu predigen und dann im Namen selbiger Kraft Dinge auszuüben, die dem eigentlichen Inhalt nicht nur widersprechen, sondern dessen Wesen verletzen und töten. Das alles aber ist bereits geschehen und wird weiterhin angedroht. Da kann doch etwas nicht stimmen.
Und ich meine, daß wir an dem Begriff "Gott" dissoziieren und geistlich erkranken, weil wir dieser Kraft einerseits die höchsten Tugenden (Maxime) zuschreiben, die zugleich im Widerspruch zu vielen Geschichten und GottesOffenbarrungen stehen.
Buddha scheint hier eine Ausnahme zu sein. Jesus erscheint uns ebenfalls als Vorbild, aber der Rahmen, in dem sich Jesus bewegt, die gesamte abrahamitische Tradition erscheint mir mehr als fragwürdig, nicht in Bezug auf Machtdemonstrationen, aber sehr wohl in Bezug auf Güte, Mitgefühl und Barmherzigkeit.
Jetzt bin ich doch ausgeufert - stelle es dennoch ein.
Ich hoffe, ihr nehmt es in guter Weise auf.
Lg
fin
PS: Ein letztes Mal an euch beide adressiert, wobei sich keiner von euch angesprochen fühlen muß. Meine Schreibe offenbart auch eine Art Frustration.