Roland hat geschrieben:Hi Halman!
Halman hat geschrieben: Im Grunde verstehst Du es auch so, wendest es aber indirekt auf die Schöpfung an, indem Du sagt: "Zum Zwecke der Schöpfung (die ja wirklich einen Anfang hatte) bringt Gott sein Wort, seine Weisheit, den Logos hervor. Er bringt gleichsam zum Einsatz, was immer bei ihm und in ihm war."
Du glaubst also, dass die personale Weisheit (Jesus in der Präexistenz) als göttliche Person ewig ist, aber erst mit der Schöpfung als Werkmeister zum Einsatz kam.
Ich glaube, dass Gott schon ewig über unerschöpftliche Weisheit verfügt, welche nicht personal war und gem. Sprüche 8:22f. in initio die personale Weisheit hervorbrachte und dann durch ihn alles erschuf. Erkennst Du, dass auch bei mir die personale Weisheit eine herausragende Stellung vor der ganzen Schöpfung hat?
Ja. Dann sind unsere Positionen gar nicht weit auseinander. Aber dient deine nicht offenbar allein dem Zweck, die Dreieinigkeit Gottes zu negieren? Und somit einen Gott zu zeichnen, der von Ewikgeit her, bevor er etwas schuf, in einer großen Einsamkeit existiert hat?
Deine Fragen implizieren, dass mein Gottesbild ein Zweck oder eine Idee vorausgeht und somit mein Gottesbild das Ergebnis meiner persönlichen Prämissen wäre. Wäre dem so, so wäre dies logisch ungültig (Zirkelschluss).
Aber ich kann Dir versichern, dass dies bei mir nicht der Fall ist.
Mein Glaube speißst sich aus vier Quellen und eine davon ist die Bibel.
1. Die Deutung des Universums als Schöpfung. Dies deutet auf einen intelligenten Schöpfer hin.
2. Die Deutung des Menschen als Schöpfung im Bilde Gottes. Dies deutet auf einen mitfühlenden Schöpfer hin und somit auf einen personalen Gott.
3. Die Bibel als Gottes Wort in Menschen Schrift. Und sie ist meine Primärquelle für religiöse Lehren. Daraus entnehme ich, was über Gott verkündet wird und somit ist die Bibel für mich sehr wichtig, was mein Gottesbild betrifft. Meine Motivation resultiert also großteils aus meinem Bibelverständnis.
4. Ein paar Gebetserfahrungen. Folglich wurden zumindest ein paar meiner Gebete erhört.
Roland hat geschrieben:Halman hat geschrieben: Dies bedeutet für mich aber nicht zwingend, dass die Weisheit schon immer eine Person war. Offenbar glaubten es auch die antiken Juden so nicht.
Es mag die Furcht vor der Vielgötterei gewesen sein, die die antiken Junden davon abhielt das zu glauben. Der tiefe Gedanke von dem einen Gott, der die Liebe ist und von daher Beziehung sein muss, der also mehrpersonal und doch EIN Gott ist, ist auch nicht leicht zu verstehen (gerade deshalb scheint er mir glaubwürdig, denn ein Gott, den wir leicht verstehen könnten, wäre allenfalls ein "Göttchen").
Also, du glaubst auch, dass die Weisheit ewiger Bestandteil Gottes ist, aber um zu vermeiden, dass Gott dreieinig ist, sprichst du der Weisheit das ewige Personsein ab. Einen anderen Grund dafür kann ich mir nicht denken...
Den anderen Grund dafür hatte ich mit Verweis auf Sprüche 8:22f. i.V.m. Parallelversen und dem Grundtext wiederholt erklärt. Die personale Weisheit wurde „in initio“ (zeitlicher Anfang)
hervorgebracht (im Hebräischen der gleiche Begriff wie Eva ihn bei Kains Geburt verwendet).
Da Gott, wie Du weiter unten so schön aufgezeigt hast, unwandelbar ist, hat er sich damit nicht verändert. Da Weisheit schon immer eine Haupteigenschaft Gottes war, ist und sein wird, kann Sprüche 8:22 nicht in dem Sinne gemeint sein, dass die Weisheit Gottes im abstrakten Sinne gezeugt wurde.
Du meinst, sie wurde hier als Werkmeister[in] zum Zweck der Schöpfung zum Einsatz hervorgebracht. Dies ist eine mögliche Interpretation.
Ich glaube, dass Gott seinen Sohn hervorbrachte (zeugte) und somit der Logos verschieden von der Schöpfung ist, die von Gott durch sein Werkmeister erschaffen wurde.
Roland hat geschrieben:Halman hat geschrieben: Roland hat geschrieben:
Es geschieht tatsächlich etwas Neues. Die Weisheit wird hervorgebracht, kommt zum Einsatz und erschafft Himmel und Erde.
Der Anfang, das Neue, bezieht sich nicht auf die Weisheit sondern auf Himmel und Erde, auf den Beginn der Schöpfung.
Somit stimmst Du mit mir darin überein, dass der Begriff "Anfang" im Sinne von „in initio“ einen zeitlichen Anfang meint, richtig? Fraglich ist nun, woraus sich dieser Anfang bezieht: Auf die [personale] Weisheit oder auf die Schöpfung.
Lesen wir den Vers gem. der katholischen Standartübersetzung:
Zitat aus der
Spr 8:22:
22 Der Herr hat mich geschaffen im Anfang seiner Wege, vor seinen Werken in der Urzeit;²
²
22-33: Zur personifizierten Weisheit des Schöpfergottes vgl. die Einleitung. 22a: So mit S, Vg und der aramäischen Übersetzung; andere Übersetzungsmöglichkeit: als Erstling seiner Schöpfungswerke.
Dies lies sich für mich so, dass sich der Anfang auf die
Weisheit bezieht.
Verschiedene Bibelübersetzungen lassen unterschiedliche Interpretationen zu. Folgend drei Übersetzungen stützen Deine Interpretation:
Luther-Bibel,
Schlachter-Übersetzung und die
Neue evangelistische Übersetzung.
Folgende vier Bibelübersetzungen stützen meine Deutung:
Einheitsübersetzung,
Elberfelder-Bibel,
Menge-Bibel,
Zürcher-Übersetzung,
Gute Nachricht,
Hoffnung für alle und
Neues Leben.
Quellen:
http://www.bibleserver.com/text/LUT/Spr%C3%BCche8,22
https://www.die-bibel.de/bibeln/online- ... 001/89999/