Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
closs
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#851 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Sa 15. Okt 2016, 16:21

Ska'ara hat geschrieben:Glaube ist eine sichere Annahme, dass dies, was man zu wissen glaubt, auch geschehen wird.
Nicht schlecht.

Ska'ara hat geschrieben: Begründeter Glaube ist absolut nicht unvernünftig - nur die Gründe wirken in den Augen der Vernünftigen zu schwammig und unfassbar.
Was zur nächsten Frage führt: Was ist Vernunft?

Wir hatten dies schon einige mal hier im Forum - üblicherweise kriegt man einen Kant-Satz vorgesetzt, und das war's dann. - Aus meiner Sicht gibt es zwei Möglichkeiten:
a) Vernunft ist eine rein materialistische/naturalistische Größe, die bei dieser Definition sehr gut durch den Kritischen Rationalismus eingelöst wäre.
b) Vernunft ist die Größe, die ihre eigenen Grenzen erkennt und somit Platz freilässt für etwas jenseits der Vernunft (wo also Vernunft nicht mehr hinreicht) - letzteres war übrigens die Auffassung von Kant, der aber immer nur im Sinne von a) zitiert wird, obwohl er zu b) gehört.

Wo gehörst Du hin? Was meinst Du?

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Ska'ara
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#852 Re: Theodizee

Beitrag von Ska'ara » Sa 15. Okt 2016, 17:12

closs hat geschrieben:Was ist Vernunft?
...
Wo gehörst Du hin? Was meinst Du?
Vernunft ist nach Auswertung von Fakten auch nur eine Annahme, da wir nur von Beweisen ausgehen können. Es ist eine begrenzte Ansicht, die sich immer wieder bestätigen muss und auch verworfen werden kann. Es ist wie ein Spiegel, der zu klein ist, alles zeigen zu können.

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NIS
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#853 Re: Theodizee

Beitrag von NIS » Sa 15. Okt 2016, 17:14

Die Vernunft ist die Schwester des Verstandes.

Die Vernunft war der Ursprung des Gedankens.
;)
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#854 Re: Theodizee

Beitrag von Ska'ara » Sa 15. Okt 2016, 17:23

NIS hat geschrieben:Die Vernunft war der Ursprung des Gedankens. ;)
Das klingt unlogisch.
Wenn Gott existiert, kann er nicht aus Vernunftsgründen Menschen geschaffen haben und dann erst gedacht haben. :?

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#855 Re: Theodizee

Beitrag von NIS » Sa 15. Okt 2016, 18:29

Der Mensch ist ein Wort.
Das Wort war der Samen des Geistes.
Gott hat durch sein Wort gezeugt mit Vernunft und Verstand.
AMEN
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#856 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Sa 15. Okt 2016, 18:33

Ska'ara hat geschrieben:Vernunft ist nach Auswertung von Fakten auch nur eine Annahme, da wir nur von Beweisen ausgehen können. Es ist eine begrenzte Ansicht, die sich immer wieder bestätigen muss und auch verworfen werden kann. Es ist wie ein Spiegel, der zu klein ist, alles zeigen zu können.
Dein letzter Satz entspricht dem späten Kant - hat sich aber nicht bis heute durchgesprochen.

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#857 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Sa 15. Okt 2016, 20:09

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Falsch! Die wesentliche Grundlage der altchristlichen Glaubensbekenntnisse war für die Kirchenväter die "Heilige Schrift".
Wieso "falsch"? Natürlich sind Dogmen Folge von Exegese. Aber ihre Begründung ist nicht historisch-kritischer, sondern fundamental-theologischer Natur.
Für die Kirchenväter stellte die "Heilige Schrift" und damit auch die Erzählung über die Jungfrauengeburt im Lukas-und Matthäusevangelium das unfehlbare "Wort Gottes" dar. Allein aus diesem Grund gab es für sie an der Historizität des Be-
richteten nicht den Hauch eines Zweifels. Historisch-kritisch hin, fundamental-theologisch her.


Münek hat geschrieben:Wenn es sich aber bei den Geburtserzählungen lediglich um unhistorische erbauliche Legenden handelt, ist konsequenterweise dem altkirchlichen Dogma der Jungfrauengeburt damit die biblische Grundlage entzogen.
Nein - ist es nicht. - Denn es ist damit nicht gesagt, ob diese Darstellungen dem, was wirklich passiert ist, gerecht werden oder nicht.
Völlig daneben. Gerade weil die Evangelien als "Heilige Schriften" von der Jungfrauengeburt berichten, war dies für die
Kirchenväter der unumstößliche Beweis dafür, dass es sich HISTORISCH tatsächlich so zugetragen haben MUSS.


Deshalb stellen die für göttlich inspiriert gehaltenen Berichte in den beiden Evangelien als historische Tatsachen die
einzige Grundlage für das später formulierte Dogma dar. Sonst nichts.

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#858 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Sa 15. Okt 2016, 20:28

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Einmischung in geistige Kontexte wird der Exegese weder von Ratzinger noch von Berger - sondern nur von unserem Groß-Theologen Kurt vorgeworfen.
Damit würdest Du deren geharnischte Vorwürfe aber ziemlich verharmlosen. - Du klingst gerade so, als würden sich die beiden aufregen, weil die HKM rein sachlich arbeitet. :lol:
Ganz genauso ist es.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Du meinst sicher: Öffnung in die "Glaubensdogmatik à la Katholizismus".
Nein - ins Geistige. In die Möglichkeit, dass es Gott real und nicht nur als "Fantasie" gibt.
Gottesglaube allein reicht doch nicht. Du vergisst den ganzen Rattenschwanz an Glaubenswahrheiten à la katholische Kirche, der ebenfalls geglaubt werden muss.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Tatsächlich spielt sie nach Ratzinger eine dermaßen herausragende Rolle, dass er in seinem Jesusbuch nicht umhin kommt zu erklären, der christliche Glauben MÜSSE sich der historisch-kritischen Methode AUSSETZEN.
Zustimmung - dagegen spreche ich doch nicht.
Dann verstehe ich Deine Versuche nicht, die HKM permanent zu degradieren, sie als Hilfswissenschaft und Zuträgerin klein zu machen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Welches Dogma ist denn bisher substanziell weiterentwickelt worden?
Ich versuche mal einen Artikel zu finden, den wir vor längerer Zeit hatten - da erklärt ein Theologe, was eigentlich ein Dogma ist - auch den Unterschied zwischen Dogmen-Formulierung und Inhalt, auf dem eine Formulierung beruht.
Es bringt nichts, meiner Frage auszuweichen.

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#859 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Sa 15. Okt 2016, 20:41

Ska'ara hat geschrieben:
Skaàra hat geschrieben:Es ist ein Missverständnis, dass heute "Glaube" als Gegenspieler von "Vernunft" verstanden wird - ein Irrweg.
Begründeter Glaube ist absolut nicht unvernünftig - nur die Gründe wirken in den Augen der Vernünftigen zu schwammig und unfassbar.
Was ist an einem Glauben begründet und vernünftig, der davon ausgeht, dass ein allmächtiger Gott seinen Sohn Mensch werden lässt und ihn blutig opfern muss, um die Menschen von ihrer (angeblichen) Erbsünde zu erlösen?

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#860 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Sa 15. Okt 2016, 20:46

Ska'ara hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Was ist Vernunft?
...
Wo gehörst Du hin? Was meinst Du?
Vernunft ist nach Auswertung von Fakten auch nur eine Annahme, da wir nur von Beweisen ausgehen können. Es ist eine begrenzte Ansicht, die sich immer wieder bestätigen muss und auch verworfen werden kann. Es ist wie ein Spiegel, der zu klein ist, alles zeigen zu können.
Demnach wären die kirchlichen Dogmen, deren absoluter Wahrheitsanspruch nicht hinterfragt werden darf, unvernünftig.

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