Du darfst nicht übersehen, dass gerade der Arianismus die hellenistische Philosophie fortsetzte, aufbauend auf der Gnosis. Diese war es, die den Leib nicht als erlösungswürdig betrachtete und nur den Geist die Möglichkeit zum Aufstieg hin zu Gott gab. Arius übernahm diese Vorstellung und verneinte, dass Gott, der reiner Geist ist, sich in einen Leib begeben könnte, der unrein ist.Halman hat geschrieben: Bei seinem philosphischen Hintergrund ist es nicht verwunderlich, wenn die hellenistische Philosphie mit ihm Einzug in das Christentum fand.
Besonders Johannes war es, der gegen die Gnosis anschrieb, indem er immer wieder die konkrete Leiblichkeit und Geschichtlichkeit des Sohnes Gottes in den Mittelpunkt stellte: Einem Sohn, der ewig wie Gott, weil er gezeugt von Gott, deshalb als Sohn dem Wesen nach Gott und zu Gott zurückkehrend, alles von ihm und auf ihn hin geschaffen. Dabei erlöst er den ganzen Menschen: Geist-Seele-Leib. Deshalb war das Christentum erstmals kein leibfeindlicher Glaube.
Natürlich war die hellenistische Philosophie von Anfang an Teil der christlichen Theologie. Die Kirchenväter betrachteten etwa einige Gedanken Platons als von ihm gefunden, durch ihn durch Gott in die Antike offenbart, um im Messias in Raum und Zeit verwirklicht zu werden. Es gibt kein Christentum vom Anfang her, das frei von Philosophie ist. Aber es gibt seit Jesus eine Theologie, an der in der Philosophie niemals mehr vorbeigedacht werden konnte. Und seither kann erst diese unumstößliche Wahrheit erkannt werden: Nur jemand, der das Sein umgreift, über ihm steht, es gänzlich in sich trägt, kann dieses Sein auch erlösen. Und diese Person war Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch.
Als Nur-Mensch, selbst in seiner höchsten Vollkommenheit (wie es tatsächlich Maria ist) hätte Jesus bestenfalls hohe moralische Maßstäbe setzen können, weil er aus dem Dasein wesentlich nur in das Dasein wirken kann, möge er auch noch so begnadet von Gott sein. Denn alle "durch Gott wirkend"-Gedanken eines Arius brechen sich in der Geschöpflichkeit. Gläubige eines solchen moralischen Christus können, nehmen sie ihren Glauben ernst, irgendwann nur wieder zur Gesetzlichkeit und einer Selbsterlösung zurückkehren. Und alle Religionen und Sekten, die sich den Arianismus als Basis wählten zeigen auch diese Entwicklung. Ebenso auch der "große Bruder" des Arianismus, die Gnosis: Kulmuliert bei den Freimaurern ist die Selbsterlösung Programm, ein Ausstrecken nach der hohen Moral Jesu durch geistige Selbstvervollkommnung und durch altruistische Taten.
Servus
