closs hat geschrieben:Bei den "SChrägen" vermute ich etwas sehr Konkretes: Die Wahrnehmung hilft, in der Natur vorkommende Kontrast-Gegensätze zu verstärken, um auf Anhieb ein klares Bild zu erhalten. Täuscht man nun diese Interpretations-Eigenschaft der Wahrnehmung, indem man einen sinnvollen Kontrast in der Natur ersetzt durch eine nicht-sinnvolle Konstellation, fällt die Wahrnehmung darauf rein.
Du entwirfst hier eine Situation, bei der das Wahrnehmungssystem
eine Verstärkung durchführen soll, um ein
klares Bild zu bekommen.
Dabei gibt es mehrere Probleme:
1.
Für wen soll es eine „Verstärkung“ sein?
2.
Wie soll sich diese „Verstärkung“ entwickelt haben. Woher „weiss“ das Wahrnehmungssystem, dass es „für eine Bewusssteinsinstanz“ verstärken soll?
3.
Wie soll die „Bewusstseinsinstanz“ die „Verstärkung“ abgreifen können, wenn diese im Gehirn vorliegt?
4.
Wie soll die „Bewusstseinsinstanz“ eine sinnvolle Kontrollreaktion im Gehirn veranlassen können, so dass z.B. die Abstände ermittelt werden?
5.
Das Herstellen der „Verstärkung“ ist gar nicht möglich, denn man kann das „klare Bild“ nicht berechnen. Ohne „klares Bild“ kann es jedoch keine Konfrontation geben.
6.
Wenn du schon von einer Verstärkung ausgehst, wie sieht „die Verstärkung“ im Hinblick auf den Zusammenhang „eines aktiven Körpers als Ausgangspunkt“ aus?
All diese Probleme stellen sich nicht, wenn man von einem Verstehprozess ausgeht, bei dem das Gehirn die Zusammenhänge der Sehdaten mit den Zusammenhängen des aktiven Körpers zu fortlaufend neuem Verstehen aufbaut.
Mit „dem Hereinbringen einer Bewusstseinsinstanz“ wird kein Problem gelöst, aber es stellen sich viele neue – wozu sollte das also gut sein?
Korrektheit erreicht man so nicht.
closs hat geschrieben: SilverBullet hat geschrieben:Wer ist mit „Ich denke, also bin ich“ gemeint?
=> der aktive Körper
Falsch!!!! - Damit ist die eigene Existenz gemeint.
Wieso sollte das „falsch“ sein, der Körper existiert doch.
Die philosophische Annahme, es gäbe in der Wahrnehmung einen „Rückzugspunkt“, von dem aus man alles „ausserhalb“ der Wahrnehmung hinterfragen und "neu starten" könne, ist doch bereits das Ergebnis, das man „herausfinden“ möchte.
Dieses Unterfangen ist zudem vollständig zum Scheitern verurteilt, weil nichts weiter zur Verfügung steht, als Zusammenhänge die den aktiven Körper als Ausgangspunkt haben.
(Philosophen behaupten dann aus reiner Hilflosigkeit heraus: „der Geist sei im Körper gefangen“)
Es gibt keinen einzigen Hinweis, dass mit dem „Ich“ nicht der Körper gemeint ist.
closs hat geschrieben:Mit anderen Worten: Die "Res cogitans" weiss zwar, dass es das Ich als Existenz gibt, weiss aber nicht, ob der res-extensa-Körper "real" ist oder "Einbildung"
Mit dem Konstruieren dieser Szene, legts du aber unterschwellig zuerst hineinlegen, dass mit dem „Ich“
nicht der Körper gemeint sein soll.
Wenn es in einem Verstehprozess kein Wissen über die Realität geben kann, warum darf dann das „Ich“ plötzlich als „Existenzwissen“ bezeichnet werden?
Da du diese Voraussetzung nicht abklärst, ist es nicht angebracht von „Wissen“ zu sprechen – warum machst du es, obwohl du keine Korrektheit aufstellen kannst?
Descartes „löst“ ein Problem, das sich nur stellt, weil er eine Situation suggeriert, in der es ein Problem geben soll.
Tatsächlich stellt sich kein Problem, denn alles deutet auf eine Wirklichkeit hin, wegen der sich die Wahrnehmung entwickelt hat:
Seit Milliarden von Jahren läuft eine evolutionäre Entwicklung von aktiven Körpern.
Entstanden ist ein Wahrnehmungssystem, das den dominanten Zusammenhang des aktiven Körpers reaktionstechnisch umsetzt.
Es ist alles da, was man braucht.
closs hat geschrieben:Du suchst methodische Korrektheit - an sich lobenswert, aber nicht ontologisch, sondern anthropozentrisch motiviert.
Das ist nicht korrekt.
1.
Ich arbeite mit korrekten Existenzzusammenhängen, die auch du als wirklich akzeptierst (selbst wenn du dir philosophisch etwas anderes einredest, du kannst nicht anderes, als den Körper für wirklich zu halten)
2.
Da ich von einer evolutionären Entwicklung ausgehe, nehme ich alle Lebewesen mit in den Entwurf auf – die Neurowissenschaft bestätigt dies durch Untersuchungen der Ähnlichkeit der Gehirne.
Du hingegen behauptest (auf Wunschbasis!) eine übergeordnete Stellung des Menschen.
3.
Ich muss Korrektheit akzeptieren, wenn sie vorliegt (unabhängig von dem, was ich mir wünsche) – Suggestionen muss ich nicht akzeptieren.
Dein Vorwurf der „Anthropozentrik“ greift ins Leere.
closs hat geschrieben:Weil es keinen Sinn macht, auf konkrete Fragen INNERHALB eines Systems zu antworten, das gerade in Frage steht - wir müssen weiter zurück.
Was ist „zurück“ in Bezug auf Korrektheit - Suggestion?
closs hat geschrieben:In Anlehnung an Kant halte ich es für super-aufgeklärt, wenn man um die Grenzen der menschlichen Vernunft weiss und diese Grenzen begründen kann - nebenbei: Die QM-Profis haben an diesem Thema zu kauen.
Nur wenn es um das „Ich“ geht, dann hört plötzlich die Grenzerkennung auf "wundersame Weise" auf.
Was möchtest du mit „den QM-Profis“ andeuten?
closs hat geschrieben:Davon abgesehen: Bei mir verdichtet sich der Eindruck, dass "Vernunft" als rein anthropozentristischer Begriff verstanden wird - stimmst Du zu?
Nein, „Vernunft“ im Sinne von „Korrektheit“ ist nicht anthropozentristisch – Wissenschaftler bekommen es regelrecht „zu spüren“, wenn sie falsch liegen.