Janina hat geschrieben:Halman hat geschrieben:So verschwindet beim Doppelspaltexperiment das Interferenzmuster, sobald man durch die Messung die Positionen der Quantenobjekte bestimmt. Dass lässt sich dadurch erklären, dass durch die Messung die Wellenfunktion des Quantenobjektes kollabiert.
Nein. Bei einer Positionsmessung findet eine Streuung statt, dadurch wird die Phase gestört.
Die Ansicht, bei einer Positionsmessung würde die Phase der Wellenfunktion verändert werden, die Wellenfunktion aber delokalisiert bleiben, also nicht scharf auf die gemessene Position lokalisiert werden, würde bei einer Koinzidenzmessung ein anderes Ergebnis vorhersagen, als es die Quantentheorie tut.
Bei einer solchen Koinzidenzmessung stellt man vor einen der beiden Spalte im Doppelspaltexperiment einen Teilchendetektor auf, und registriert jedes Mal, wenn der Teilchendetektor ein Teilchen detektiert, wo auf dem Schirm sich ein Punkt bildet. Die Quantentheorie sagt voraus, dass wenn man so eine Messung mit vielen Teilchen durchgeführt hat, mehr Punkte auf der Seite des Schirms registriert werden, die hinter dem Spalt mit dem Teilchendetektor liegt. Deine Ansicht hingegen würde eine gleiche Zahl registrierter Punkte auf beiden Seiten vorhersagen.
Begründung: nach der Quantentheorie ist nach der Detektion im Teilchendetektor nur noch der Teil der Wellenfunktion vorhanden, der an dem Spalt lokalisiert ist, an dem der Teilchendetektor steht. Das Teilchen tritt also mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit durch diesen Spalt. Nach deiner Ansicht hingegen wären beide Anteil der Wellenfunktion, der an diesem Spalt lokalisiert und der am anderen Spalt lokalisierte, noch vorhanden, nur halt phasenverschoben.
Janina hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Bei der Messung (z. B. auf dem Detektorschirm) kollabiert nach der Kopenhagener Deutung diese Wellenfunktion
Nochmal: Die Kopenhagener Deutung lautet:
W(x) = |psi(x)|²
Nein, so lautet nicht die Kopenhagener Deutung, sondern die Quantentheorie. Dass das Betragsquadrat der Wellenfunktion auf die Aufenthaltswahrscheinlichkeitsdichte angibt, gilt für die Quantentheorie allgemein, nicht für eine spezifische Deutung. Worin sich die einzelnen Deutungen unterscheiden, ist die Ansicht darüber, wie es genau dazu kommt, dass bei einer Positionsmessung das Teilchen an der gemessenen Position angetroffen wird. Im Prinzip gibt es da vier unterschiedliche Deutungen:
1. Es lässt sich nicht näher begründen, dass das so ist, die Beziehung W(x) = |psi(x)|² ist alles, was es zu wissen gibt -> Minimale statistische Deutung
2. Bei der Positionsmessung kollabiert die zuvor delokalisierte Wellenfunktion zu einer Wellenfunktion, die scharf an der gemessenen Position lokalisiert ist -> Kopenhagener Deutung
3. Das Teilchen war vorher schon an der gemessenen Position lokalisiert, jedoch wurde das durch die Wellenfunktion nicht erfasst, weil diese das Teilchen nur unvollständig beschreibt, neben der Wellenfunktion gibt es zusätzliche Parameter, die allerdings vor der Messung subjektiv unbekannt waren -> Verborgene-Parameter-Deutung
4. Das Teilchen war vor der Messung delokalisiert und ist es auch nach der Messung noch, jedoch spaltet sich der Beobachter, sobald er die Positionsmessung durchführt, in ganz viele Beobachter auf, von denen jeder eine andere Teilchenposition registriert, bedingt dadurch, dass die Messung den quantenmechanischen Zustand des Beobachters mit der Wellenfunktion des Teilchen verschränkt -> Vieleweltendeutung
Janina hat geschrieben:Nochmal: Eine Wahrscheinlichkeit ist eine statistische Aussage. Es ist schwachsinnig, eine statistische Aussage auf Einzelfälle anzuwenden.
Dann ist es wahrscheinlich auch schwachsinnig zu bemerken, dass du wahrscheinlich der Minimalen statistischen Deutung anhängst

Ach nee, geht ja auch nicht, denn das wäre ja auch wieder eine Anwendung einer Wahrscheinlichkeitsaussage auf einen Einzelfall.
Soll ich dir was verraten? Ich habe mir schon lange abgewöhnt, mir darüber Gedanken zu machen, welcher Deutung ich anhängen soll. Ich habe sie schon alle durch, und keine hat mich je wirklich zufrieden gestellt.