Pluto hat geschrieben:Halman hat geschrieben:Gem. der "klassischen" Urknalltheorie hat die allgemeine kosmologische Anfangssingularität gar keine Ursache, sondern muss in DIESER Theorie postuliert werden. Aus dieser Anfangssingularität entspringen alle Weltlinien, hier beginnt mit der Zeit auch die Kausalität.
Das stimmt zwar aber ich bin der Meinung, vor dem Urknall gab es etwas. Auch wenn wir es nicht wissen können was es war, finde ich es interessant darüber zu spekulieren.
Ja, allerdings verlässt Du mit dieser Spekulation den "engen Rahmen" der Urknalltheorie.
Pluto hat geschrieben:Wenn ich die Quantenwelt betrachte, dann kann ich mir sehr gut vorstellen, dass eine Antwort auf die Ursache der kosmologischen Anfangssingularität statistisch erklärbar ist. Genau das hat Lawrence Krauss in seinem Buch versucht. Auch wenn Manche meinen, er hätte sich dabei zu weit aus dem Fenster gelehnt, meine Sympathie hat er.
Lawrence Krauss geht mit seinem semiklassischen Ansatz zur Quantengravitation weit über die Urknalltheorie hinaus.
Selbstverständlich ist es intellektuell nicht nur redlich, sondern mir sogar ausgesprochen sympathisch, weiter zu fragen und zu spekulieren. Die Neugier ist die Wurzel der Forschung. Doch sollte man wissen, in welcher Theorie man sich bewegt und wann man ihren Geltungsrahmen verlässt.
In der "klassisch" formulierten Urknalltheorie beginnt die Zeit mit der Anfangssingularität. Es gibt kein
Ereignis vor dem Urknall. Dies bewies Hawking formal mathematisch 1965 in seiner Doktor-Arbeit.
Sicher ist Dir bekannt, dass Hawking Singularitäten negiert, weil ihm die physikalische Problemtik dieses klassischen Ergebnisses sehr wohl bewusst ist. Die Einbeziehung der Quantenmechanik ist der Schlüssel dazu, diese unelegente Urknallsingularität vermeiden. Aus solchen
nichtklassischen Theorien, welche der "klassischen" Urknalltheorie in der Kosmogonie widersprechen, folgt [zwingend

] eine Zeit vor dem Universum, weil der "Anfang" nun nicht mehr nulldimensional ist.
So, wie ich Krauss' Theorie verstehe, entsteht zwar der Raum aus dem "Nichts", doch Zeit sollte bereits vor dem Universum vorhanden sein, denn das "brodelnde Nichts" könnte man m. E. als "Uhr" ansehen.
Bei kosmologischen Theorien kommt es darauf an, welche physikalische Theorie ihnen zugrunde liegt. Bei der Urknalltheorie ist es die "klassische" ART. Beim Big Bounce die LQG. In dieser reicht die Zeit unendlich in die Vergangenheit zurück.
Ein Zweig der Brane-Kosmologie basiert auf der M-Theorie, welche die Superstringtheorien vereinigt.
Krauss und Hawking vertreten meines Wissen semiklassische Ansätze zur Quantengraviation (eine "Quantengravitation" mit "klassischer" Gravitation. Die Theorie der Hawking-Strahlung ist so ein Fall.)
Agent Scullie könnte hierzu viel mehr sagen.