Eben habe ich noch eine Erklärung gefunden und zwar von
Pastor Wilhelm Busch:
Als Elisa sich Bethel nähert, kommt ihm ein großer Haufe junger Burschen entgegen. Luther übersetzt: „kleine Knaben“. Aber im Hebräischen steht „na'ar“. Mit diesem Wort bezeichnete sich Salomo, als er König geworden war. Da war er aber ein Jüngling. Und dasselbe Wort wird gebraucht für die jugendlichen Ratgeber des Königs Rehabeam. Das waren sicher keine Kinderchen. Und das Wort, das Luther mit „klein“ übersetzt, heißt hier wohl soviel wie „unbedeutend“. Luther folgte in seiner Übersetzung der lateinischen Bibel. Aber wir müssen auf den hebräischen Text zurückgehen.
Es kam also dem Elisa ein Haufe junger Burschen entgegen, die im Leben noch nichts geleistet hatten; die es lediglich gelernt hatten, in Massen pöbelhaft aufzutreten. Wie viele waren es wohl? Wenn nachher 42 umkamen, werden es sicher 80 gewesen sein.
Wie kennen wir diese gefährliche Masse! Da denkt man nicht. Da blökt man nur nach, was der Leithammel vorblökt. Da bedenkt man auch nicht Gottes Taten in der Vergangenheit. Wie hatte Gott sich in Israel bezeugt! Doch diese jungen Leute waren wie Eintagsfliegen, die in den Tag hinein leben.
Lachend und spottend umgaben sie den Elisa. Wie lächerlich kommt er ihnen vor: ein junger Mann, der Gott fürchtet und von Herzen liebt! Darüber war man doch hinaus! So prasselt der Spott auf den Elisa nieder. Ja, Elisa war damals noch ein junger Mann. Darum ist der Spott auch nicht verständlich: „Kahlkopf, komm herauf!“ Nun, vielleicht hatte der junge Elisa eine Glatze. Das gab für die schön ondulierten Jünglinge einen guten Anlass zum Spott.
Aber ich bin nicht überzeugt von der Glatze des Elisa. Im Alten Testament schnitten die Propheten Gottes ihr Haar nicht. Elisa trug sicher das lange Haar der Propheten. Nun wollen die Burschen witzig sein und nennen ihn „Kahlkopf“. Ich habe noch nie erlebt, dass der Spott der Welt über die Knechte Gottes sich durch Geist ausgezeichnet hätte.
„Kahlkopf, komm herauf!“ Das heißt „Wage es nur, zu uns nach Bethel zu kommen! Dann wirst du Schlimmes erleben!“ Hört ihr den Ton der Drohung? Wenn die Masse über Gotteskinder spottet, so steckt immer eine Drohung dahinter: „Wage du es nur nicht, aus unserer Reihe zu treten. Das dulden wir nicht. Hier muss jeder mitsündigen!“
Demzufolge handelte es sich also nicht um kleine Kinder, sondern um eine bedrohliche Horde von schätzungsweise 80 (vielleicht auch um die 40, falls die Buber-Übersetzung mit 22 Getöteten recht hat) „unbedeutende“ Burschen,
„na'ar“, junge Leute. Die
Einheitsübersetzung gibt diese Begebenheit meiner Meinung nach recht gut wieder:
Zitat aus
2Kö 2:23-24
23 Von dort ging er nach Bet-El. Während er den Weg hinaufstieg, kamen
junge Burschen aus der Stadt und verspotteten ihn: Sie riefen ihm zu: Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf! 24 Er wandte sich um, sah sie an und verfluchte sie im Namen des Herrn. Da kamen zwei Bären aus dem Wald und zerrissen zweiundvierzig
junge Leute.
Übrigens gibt es in der Gegend heute noch Bären. Bei "Elisas Bären" dürfte es sich um eine Unterart des Braunbären gehandelt haben, um den syrische Braunbär (Ursus arctos syriacus). Hier ein Bild, um ihn sich besser vorstellen zu können.

Dem Text zufolge wurde vermutlich etwa die Hälfte der Burschen von den Bären getötet. Vermutlich war der Prophet Elisa darüber ebenso überrascht wie wir als Leser.
Elisa war der Schüler des Propheten Elia, über den Zenger lehrte:
Zitat aus
Mose als Urbild des Propheten:
„Elija, der Prototyp der Prophetie, ist ‚Schüler’ des Mose par excellence, insofern er nach 1Kön 19,1-18 ‚am Horeb’ JHWH ‚gehört’ (aber nicht wie Mose ‚geschaut’: vgl. Ex 19-34) hat“ (Zenger 2012, 25).
Elia war auch der Vorläufer Elisas, ähnlich wie Johannes der Täufer, der den Geist Elias hatte, der Vorläufer Jesu war.
Was meint ihr zu der Erklärung von Wilhelm Busch?