Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
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Münek
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#331 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Di 20. Sep 2016, 16:43

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Gottesglaube und Wissenschaft schließen sich aus.
Das ist falsch - auch Weltanschauungen (egal ob säkular oder religiös) können auf Basis ihrer Setzungen wissenschaftlich bearbeitet werden.
Nein - eine "Wissenschaft", die es als zwingend notwendig erachten würde, in ihre Forschung die Existenz eines Gottes einzubeziehen, wäre aufgrund dieser Setzung KEINE Wissenschaft, sondern eine "Glaubensschaft".

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das ist der Grund, weshalb Exegeten bei ihrer bibelwissenschaftlichen Forschungstätigkeit ihren persönlichen Glauben außen vorlassen bzw. außen vorlassen müssen.
Tut doch keiner.
Das tun alle Exegeten - bis auf den Theologen Klaus Berger, der ja gerade deshalb seine Exegeten-Kollegen als "Bibelfälscher" und Zerstörer des Glaubens beschimpft. :)

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Das ist ja gerade der Schwachpunkt
Aber unvermeidlich.
Wie bitte? Jeglichen Unsinn zu setzen, ist unvermeidlich? :o

closs hat geschrieben:auch die HKM kann nicht mehr untersuchen, als was im Rahmen ihrer Setzung möglich ist.
Wenn Du damit meinst, dass sich die Alt- und Neutestamentler auf die Auslegung biblischer Texte aus rein historischer Perspektive beschränken, hast Du recht. Mehr wollen und können sie nicht.

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Ska'ara
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#332 Re: Theodizee

Beitrag von Ska'ara » Di 20. Sep 2016, 18:13

Scrypt hat geschrieben: Darum werden Menschen wie du auch nie objektiv arbeiten können; sie sind in ihren (Glaubens)-Setzungen gefangen.
Vielleicht nicht grundsätzlich. Wenn man kritisch gegenüber Gott und Bibel ist, dann MUSS es Setzungen eben. Ansonsten erstickt jegliche Kritik an Geschichten, die niemals nachgewiesen werden können. Entweder war Jesus Gottes Sohn oder Religion erübrigt sich und damit auch jede theologische Kritik.

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#333 Re: Theodizee

Beitrag von Ska'ara » Di 20. Sep 2016, 19:29

Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Gottesglaube und Wissenschaft schließen sich aus.
Das ist falsch - auch Weltanschauungen (egal ob säkular oder religiös) können auf Basis ihrer Setzungen wissenschaftlich bearbeitet werden.
Nein - eine "Wissenschaft", die es als zwingend notwendig erachten würde, in ihre Forschung die Existenz eines Gottes einzubeziehen, wäre aufgrund dieser Setzung KEINE Wissenschaft, sondern eine "Glaubensschaft".
Eine Wissenschaft, die ungläubig im Trüben fischt, kann nichts finden, wo nichts sein soll, und handelt unlogisch, wenn sie trotzdem forscht.

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#334 Re: Theodizee

Beitrag von Pluto » Di 20. Sep 2016, 19:36

Ska'ara hat geschrieben:Eine Wissenschaft, die ungläubig im Trüben fischt, kann nichts finden, wo nichts sein soll, und handelt unlogisch, wenn sie trotzdem forscht.
Wissenschaft fängt immer mit Vermutungen an, die "im Trüben fischen", wie du es nennst.
Der Test, ob an diesen anfänglich scheinbar wirren Ideen was dran ist, ergibt sich erst, wenn man sie im Experiment untersucht.

Wer hätte gedacht, dass die Gedanken Einsteins über die Zeit, die in einer Berner Straßenbahn begannen, zu einer der festesten Theorien der Wissenschaft wurden, die tausendfach experimentell bestätigt werden konnte.

Erst das Experiment, bzw. die Beobachtung in der Natur, ermöglichen es, Fakten aus den trüben Wässern der menschlichen Fantasie zu holen.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#335 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Di 20. Sep 2016, 19:49

Ska'ara hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:
closs hat geschrieben:Das ist falsch - auch Weltanschauungen (egal ob säkular oder religiös) können auf Basis ihrer Setzungen wissenschaftlich bearbeitet werden.
Nein - eine "Wissenschaft", die es als zwingend notwendig erachten würde, in ihre Forschung die Existenz eines Gottes einzubeziehen, wäre aufgrund dieser Setzung KEINE Wissenschaft, sondern eine "Glaubensschaft".
Eine Wissenschaft, die ungläubig im Trüben fischt, kann nichts finden, wo nichts sein soll, und handelt unlogisch, wenn sie trotzdem forscht.
Die Bibelwissenschaft ist NICHT auf der Suche nach Gott. Sie betreibt HISTORISCHE (geschichtswissenschaftliche) Forschung aufgrund und anhand umfangreicher Quellen - primär antiker biblischer Schriften.

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#336 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Di 20. Sep 2016, 20:59

Halman hat geschrieben:Historisch-kritisch ist doch eine hermeneutische Methodik.
Jetzt wird es schwierig, da man üblicherweise "kritisch-rational" und "hermeutisch" gegenüberstellt. - Es ist aber richtig, dass andererseits im Grunde alle Forschung "hermeneutisch" ist - was an der vielfältigen Bedeutung des Wortes "Hermeneutik" liegt. - Also schwierig.

Es gab schon Experten-Streits, wo der eine Naturwissenschaftler sagte "Wissenschaft ist nur das Kritisch-Rationale", während der andere Naturwissenschafter entgegenhielt "Wieso, das sind wir doch auch". - Aus der Praxis kenne ich es (von früher) so, dass der KR mehr den Naturwissenschaften ("das Falsifizierbare") und die Hermeneutik mehr den Geisteswissenschaften zugeordnet wurde.

Scrypt hat geschrieben:Du beweist konstant, dass dem nicht so ist.
Ich habe mich falsch ausgedrückt - der Satz sollte heißen: "Man kann sogar bei Glaubensdingen historisch arbeiten":

Scrypt hat geschrieben:Etwas anderes liegt auch nicht vor.
Was die Wirklichkeit angeht, kannst Du das nicht wissen. - Du meinst wahrscheinlich, "Etwas anderes liegt auch historisch-kritisch" nicht vor.

Scrypt hat geschrieben:Auf diesen Zirkelschlüsseln aufgrund dessen, was du glauben willst, entsteht ja das ganze Dilemma erst.
Aber Du hast doch dasselbe Dilemma, wenn Du Deinen geglaubten Maßstab zum Maßstab der Wirklichkeit machst.

sven23 hat geschrieben:Nur arbeiten die Kanoniker systematisch falsch, weshalb sie in der historischen Jesusforschung nicht zu gebrauchen sind.
Sie arbeiten systematisch natürlich intersubjektiv nachvollziehbar, also wissenschaftlich, aber nicht historisch-kritisch (ich habe mich in meiner Aussage vershrieben: Ich wollte "historisch" statt "historisch-kritisch" schreiben). - Was die Wirklichkeit und somit auch Historie angeht (was hätte (Daseins-)Wirklichkeit für einen Sinn, wenn sie nicht historisch wäre?), sind die Kanoniker sehr wohl zu gebrauchen.

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#337 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Di 20. Sep 2016, 21:07

Münek hat geschrieben:Nein - eine "Wissenschaft", die es als zwingend notwendig erachten würde, in ihre Forschung die Existenz eines Gottes einzubeziehen, wäre aufgrund dieser Setzung KEINE Wissenschaft, sondern eine "Glaubensschaft".
Lassen wir es für einen Moment bestehen: Dann wirst Du mir sicher zustimmen, dass "Wissenschaft" in Deinem Sinne NICHT den historischen Fall behandeln könnte, dass JEsus "Gottes Sohn"/Gott ist - nicht wahr?

Münek hat geschrieben:Wie bitte? Jeglichen Unsinn zu setzen, ist unvermeidlich?
WEr sagt das? - Setzungen sind unvermeidlich - das war die Aussage. - Setzungen sind in der Regel nicht-falsifizierbare Größen, die aus ihren intersubjektiv nachvollziehbaren Begründungen plausibel erscheinen.

Münek hat geschrieben:Wenn Du damit meinst, dass sich die Alt- und Neutestamentler auf die Auslegung biblischer Texte aus rein historischer Perspektive beschränken, hast Du recht. Mehr wollen und können sie nicht.
LAssen wir auch das für einen Moment so stehen: Welche Auslegungs-Disziplin wäre Deiner Meinung nach dann für den substantiellen Inhalt der biblischen SChriften zuständig? Oder gibt es in der Bibel überhaupt keine substantiellen Inhalte?

Pluto hat geschrieben:Der Test, ob an diesen anfänglich scheinbar wirren Ideen was dran ist, ergibt sich erst, wenn man sie im Experiment untersucht.
Das geht in den Geisteswissenschaften in der Regel nicht. - Das "Was-dran-Sein" ergibt sich aus den Begründungen der "Ideen"/Setzungen.

Münek hat geschrieben:Die Bibelwissenschaft ist NICHT auf der Suche nach Gott. Sie betreibt HISTORISCHE (geschichtswissenschaftliche) Forschung aufgrund
Sie betreibt auch und gerade INHALTLICHE Forschung.

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#338 Re: Theodizee

Beitrag von Pluto » Di 20. Sep 2016, 21:23

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Der Test, ob an diesen anfänglich scheinbar wirren Ideen was dran ist, ergibt sich erst, wenn man sie im Experiment untersucht.
Das geht in den Geisteswissenschaften in der Regel nicht. - Das "Was-dran-Sein" ergibt sich aus den Begründungen der "Ideen"/Setzungen.
Damit ist der Beweis erbracht, wie ich ohnehin seit längerem vermute, dass die Theologie (Geisteswissenschaft) keine Wissenschaft ist.
Da kann man nichts machen. ;)
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#339 Re: Theodizee

Beitrag von Ska'ara » Di 20. Sep 2016, 21:43

Pluto hat geschrieben: Erst das Experiment, bzw. die Beobachtung in der Natur, ermöglichen es, Fakten aus den trüben Wässern der menschlichen Fantasie zu holen.
Genau, und das "trübe" Deuten der Gläubigen wird wesentlich negativer bewertet, so als wären alle Gläubigen Esoteriker oder gar des Lesens nicht mächtig.


Münek hat geschrieben: Die Bibelwissenschaft ist NICHT auf der Suche nach Gott. Sie betreibt HISTORISCHE (geschichtswissenschaftliche) Forschung aufgrund und anhand umfangreicher Quellen - primär antiker biblischer Schriften.
Was sind Bibelwissenschaftler denn dann? Leute, die aufgrund von Märchen einen dauerhaften Job haben, weil ihnen niemand Antworten geben kann? Es wird dann mal, mal so ausgelegt ... und immer schön langatmig herum gestritten.

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#340 Re: Theodizee

Beitrag von Pluto » Di 20. Sep 2016, 21:48

Ska'ara hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Erst das Experiment, bzw. die Beobachtung in der Natur, ermöglichen es, Fakten aus den trüben Wässern der menschlichen Fantasie zu holen.
Genau, und das "trübe" Deuten der Gläubigen wird wesentlich negativer bewertet, so als wären alle Gläubigen Esoteriker oder gar des Lesens nicht mächtig.
So ist es. Wenn die Empirie fehlt, bleibt es "Fischen im Trüben".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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