Theodizee

Rund um Bibel und Glaube
Pluto
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#181 Re: Theodizee

Beitrag von Pluto » Mo 12. Sep 2016, 19:38

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die "Entscheidungs-Grundlage" für die Exegese sind und bleiben die auszulegenden Bibeltexte.
Natürlich sind die Texte die Grundlage für die Auslegung ihrer selbst - aber die Bewertung dieser Grundlage hängt von der Weltanschauung des Bewertenden ab.
Genau!
Deshalb ist die kanonische Auslegung so was wie ein circulus vitiosus. Man steigert sich da in etwas hinein und kann nicht anders als die Bibel nach der Ideologie des Glaubens zu interpretieren.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

JackSparrow
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#182 Re: Theodizee

Beitrag von JackSparrow » Mo 12. Sep 2016, 20:08

closs hat geschrieben:Natürlich sind die Texte die Grundlage für die Auslegung ihrer selbst - aber die Bewertung dieser Grundlage hängt von der Weltanschauung des Bewertenden ab.
Aus dem gleichen Grund, aus dem verprügelte Frauen ihren gewalttätigen Ehemännern treu bleiben, bleiben auch Bibelleser ihrem gewalttätigen Göttern treu: Irgendwo dazuzugehören und Teil eines Rudels zu sein, wiegt fast jeden Nachteil auf. Alter Säugetier-Instinkt...

closs
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#183 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Mo 12. Sep 2016, 21:29

Pluto hat geschrieben:Deshalb ist die kanonische Auslegung so was wie ein circulus vitiosus.
Das ist die HKM genauso, sobald sie interpretiert und nicht nur beobachtet und Beobachtetes beschreibt.

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sven23
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#184 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Di 13. Sep 2016, 06:13

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Deshalb ist die kanonische Auslegung so was wie ein circulus vitiosus.
Das ist die HKM genauso, sobald sie interpretiert und nicht nur beobachtet und Beobachtetes beschreibt.
Das tut sie doch. Und wer maßt sich an, der Forschung zu verweigern, Ergebnisse zu interpretieren? Selbst die Ergebnisse physikalischer Experimente wollen interpretiert werden. Die Frage ist immer, wie belastbar ist die Interpretation.
Und da hat die Forschung die eindeutig besseren Karten gegenüber der Kanonik.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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Münek
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#185 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Di 13. Sep 2016, 08:50

closs hat geschrieben:
Pluto hat geschrieben:Deshalb ist die kanonische Auslegung so was wie ein circulus vitiosus.
Das ist die HKM genauso, sobald sie interpretiert und nicht nur beobachtet und Beobachtetes beschreibt.
Exegese = Auslegung = Interpretation biblischer Texte.

closs
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#186 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Di 13. Sep 2016, 09:38

sven23 hat geschrieben:Und wer maßt sich an, der Forschung zu verweigern, Ergebnisse zu interpretieren?
Niemand - es muss nur gekennzeichnet werden als "Nach meiner weltanschaulichen Auffassung deute ich jetzt innerhalb meiner wissenschaftlichen Arbeit so oder so - und begründe es mit Beobachtungen". - Dann wird der nächste Wissenschaftler kommen und sagen: "Nach meiner weltanschaulichen Auffassung deute ich dasselbe anders, weil ...". - Das ist normaler Wettbewerb.

In anderen Worten: Der ganze Streit, den wir hier thematisieren, ist normalerweise kein Problem. Er ist hier nur deshalb ein Problem, weil die Sache ideologisch extrem aufgeladen ist.

sven23 hat geschrieben:Und da hat die Forschung die eindeutig besseren Karten gegenüber der Kanonik.
Nein - die HKM-Forschung hat andere Karten als die kanonische Forschung. - Weil beide unterschiedlich rangehen - zwar systematisch, aber unterschiedlich.

Münek hat geschrieben:Exegese = Auslegung = Interpretation biblischer Texte.
Es ist ein Unterschied, ob man auslegt:
"Das Wort "Logos" kommt in der Bibel da und da vor und bedeutet damals dies oder jenes".

Oder ob man auslegt:
""Logos" ist der griechische Ableger des viel bedeutungsvolleren hebräischen Wortes "Memra" und bedeutet im kanonischen Kontext, also aus dem Mund Jesu, folgendes ...".

Eine atheistische Auslegung der Bibel führt zu anderen Deutungen der Bibel als eine spirituelle Auslegung. - Dein Satz "Exegese = Auslegung = Interpretation biblischer Texte" ist eine Binse und reicht nicht für eine weiterführende Erklärung aus.

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#187 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Di 13. Sep 2016, 09:56

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Die "Entscheidungs-Grundlage" für die Exegese sind und bleiben die auszulegenden Bibeltexte.
Natürlich sind die Texte die Grundlage für die Auslegung ihrer selbst - aber die Bewertung dieser Grundlage hängt von der Weltanschauung des Bewertenden ab.
Es gibt Grenzen. EISEGESE ist unseriös und unredlich. Letztendlich ein Sich-selbst-in-die-Tasche-lügen.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:die kanonische Exegese, sollte sie jemals praktiziert werden, wäre unwissenschaftlich.
Es gibt sicherlich wissenschafts-theoretische Dinosaurier, die noch so denken.
Nö - sobald Götter und Gottessöhne ins Spiel gebracht werden, hat man sich von der Wissenschaft verabschiedet.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Der "verbleibende Rahmen" ist der historisch-wissenschaftliche Rahmen.
Nichts dagegen - aber es ist dann unter theologischen Gesichtspunkten ein Rähmchen.
Immerhin ist die HKM DIE Standardmethode der wissenschaftlichen Auslegung von Bibeltexten an den theologischen Fakultäten. Dass sie manchen Gläubigen ein Dorn im Auge ist (siehe den frommen Außenseiter Klaus Berger), lässt tief blicken.

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#188 Re: Theodizee

Beitrag von Münek » Di 13. Sep 2016, 10:23

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und da hat die Forschung die eindeutig besseren Karten gegenüber der Kanonik.
Nein - die HKM-Forschung hat andere Karten als die kanonische Forschung. - Weil beide unterschiedlich rangehen - zwar systematisch, aber unterschiedlich.
Richtig - die eine Exegese genügt wissenschaftlichen Anforderungen, die andere nicht. Ein himmelweiter Unterschied.

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Exegese = Auslegung = Interpretation biblischer Texte.
Es ist ein Unterschied, ob man auslegt:
"Das Wort "Logos" kommt in der Bibel da und da vor und bedeutet damals dies oder jenes".

Oder ob man auslegt:
""Logos" ist der griechische Ableger des viel bedeutungsvolleren hebräischen Wortes "Memra" und bedeutet im kanonischen Kontext, also aus dem Mund Jesu, folgendes ...".
Siehste - da gehts schon los. Der berühmte Satz aus Joh. 1, 1 ff. ("Im Anfang war der Logos...") ist gar kein Ausspruch aus dem Munde Jesu, sondern eine persönliche Glaubensauffassung des gnostisch denkenden Evangelisten Johannes. ;)

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sven23
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#189 Re: Theodizee

Beitrag von sven23 » Di 13. Sep 2016, 12:15

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und wer maßt sich an, der Forschung zu verweigern, Ergebnisse zu interpretieren?
Niemand - es muss nur gekennzeichnet werden als "Nach meiner weltanschaulichen Auffassung deute ich jetzt innerhalb meiner wissenschaftlichen Arbeit so oder so - und begründe es mit Beobachtungen". - Dann wird der nächste Wissenschaftler kommen und sagen: "Nach meiner weltanschaulichen Auffassung deute ich dasselbe anders, weil ...". - Das ist normaler Wettbewerb..
Wettbewerb ist gesund und selbstverständlich auch in der Forschung üblich. Gerade aus diesem Grund ist es doch so auffällig, dass die Naherwartung so einen breiten Konsens findet.


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Und da hat die Forschung die eindeutig besseren Karten gegenüber der Kanonik.
Nein - die HKM-Forschung hat andere Karten als die kanonische Forschung.
Ja, gezinkte. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
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#190 Re: Theodizee

Beitrag von closs » Di 13. Sep 2016, 15:29

Münek hat geschrieben:Richtig - die eine Exegese genügt wissenschaftlichen Anforderungen, die andere nicht.
Falsch - das ist ein weltanschauliches Selbstbild. ODER: Du willst Wissenschaft diskriminieren. - Such Dir's aus.

sven23 hat geschrieben:Gerade aus diesem Grund ist es doch so auffällig, dass die Naherwartung so einen breiten Konsens findet.
Das stimmt doch nur für ein theologisches Segment. Das sind urban legends.

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