Die Frage der fehlgeschlagenen Naherwartung Jesu ist meines Wissens kein Thema in der kirchlichen Theologie, sondern wird offenbar schlicht ausgeblendet. Ich bitte, Deine Meinung zu belegen.closs hat geschrieben:Warum sieht es dann die kirchliche Theologie im Großen und Ganzen anders? Weil sie nicht lesen können oder total verblendet sind? - Ein gesamt-theologischer Aussetzer?Münek hat geschrieben:Dass Jesus sich geirrt hat, kann jeder Laie feststellen, der des Lesens mächtig ist.
Alles Teufelszeug? III
#1201 Re: Alles Teufelszeug? III
#1202 Re: Alles Teufelszeug? III
Die Frage der Parusie ist schon ein Thema - aber als endzeitliche Sache im Sinne der Apoklaypse - also zeitlich weit weg.Münek hat geschrieben:Die Frage der fehlgeschlagenen Naherwartung Jesu ist meines Wissens kein Thema in der kirchlichen Theologie
Eine Naherwartung Jesu für eine nahe Zukunft wird zwar als historisch-kritisch system-logisches Ergebnis zur Kenntnis genommen, aber nicht substantiell ernst genommen. Es ist bekannt, dass es auch mal im theologischen Kontext diesbezügliche Erwägungen zur Hype-Zeit der HKM gab, was aber seit vielen Jahrzehnten als überwunden gilt. Eigentlich kein Thema.
Insofern hast Du mit Deinem "ausgeblendet" teilweise recht - es ist ausgeblendet im Sinne von "längst abgehakt".
Die allgemeine Interpretation Jesu läuft hinaus auf:
"Mit mir ist das Gottesreich nahe - also jetzt schon" - oder allenfalls: "Mit meinem Kreuzestod wird es nahe sein - also bald". - Diese Interpretation ist kompatibel mit fast allen Zitaten (nicht allen), die säkular als naherwartungs-relevant apokalyptisch-nah interpretiert werden. - Es ist einfach eine andere Sichtweise auf dieselben Zitate.
#1203 Re: Alles Teufelszeug? III
Vor allem ist es eine falsche, ideologisch geprägte Sichtweise. Selbst der Kreuzestod ist ein nachträglich konstruierter Opfer- und Sündenbocktod, den Jesus weder vorausgesehen noch gewollt hat. Es ist, wie Bultmann sagt, primitive Mythologie.closs hat geschrieben: Die allgemeine Interpretation Jesu läuft hinaus auf:
"Mit mir ist das Gottesreich nahe - also jetzt schon" - oder allenfalls: "Mit meinem Kreuzestod wird es nahe sein - also bald". - Diese Interpretation ist kompatibel mit fast allen Zitaten (nicht allen), die säkular als naherwartungs-relevant apokalyptisch-nah interpretiert werden. - Es ist einfach eine andere Sichtweise auf dieselben Zitate.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#1204 Re: Alles Teufelszeug? III
Natürlich wird die alleinseligmachende Mutter Kirche niemals offiziell einräumen, dass sich Jesus in seiner nicht wegzudiskutierenden Naherwartung geirrt hat.closs hat geschrieben:Die Frage der Parusie ist schon ein Thema - aber als endzeitliche Sache im Sinne der Apoklaypse - also zeitlich weit weg.Münek hat geschrieben:Die Frage der fehlgeschlagenen Naherwartung Jesu ist meines Wissens kein Thema in der kirchlichen Theologie
Es wäre naiv, von einer solchen Institution Ehrlichkeit zu erwarten.
Dieses Vogel-Strauß-Verhalten der Kirche würde ich unter "Selbsttäuschung" verbuchen.closs hat geschrieben:Eine Naherwartung Jesu für eine nahe Zukunft wird zwar als historisch-kritisch system-logisches Ergebnis zur Kenntnis genommen, aber nicht substantiell ernst genommen.
Jesus hat sich weder selbst verkündet noch dem Volk seinen baldigen Kreuzestod als Heilsereignis. Ein solch offenkundiger Blödsinn wäre dem Nazarener nie in den Sinn gekommen.closs hat geschrieben:Die allgemeine Interpretation Jesu läuft hinaus auf: "Mit mir ist das Gottesreich nahe - also jetzt schon" - oder allenfalls: "Mit meinem Kreuzestod wird es nahe sein - also bald".
Zuletzt geändert von Münek am Do 25. Aug 2016, 09:45, insgesamt 1-mal geändert.
#1205 Re: Alles Teufelszeug? III
Woher willst Du das wissen? Weil es Bultmann sagt? Wurde da wieder mal was "nachgewiesen"?sven23 hat geschrieben: Selbst der Kreuzestod ist ein nachträglich konstruierter Opfer- und Sündenbocktod, den Jesus weder vorausgesehen noch gewollt hat.
Ist die sog. "Verklärung" auch nachträglich erfunden? Die synoptischen SChilderungen mit Tod und Grab: Alles im Nachhinein?
Also so richtig kollektiv.Münek hat geschrieben:Dieses Vogel-Strauß-Verhalten der Kirche würde ich unter "Selbsttäuschung" verbuchen.

Das hat alles sehr, sehr ideologische Züge, was Ihr da unter dem Label "HKM" vermittelt - in religiösen Kontext würde man sagen: fundamentalistische Züge.
#1206 Re: Alles Teufelszeug? III
Sagen wir besser: "satanische" Züge.closs hat geschrieben:Das hat alles sehr, sehr ideologische Züge, was Ihr da unter dem Label "HKM" vermittelt - in religiösen Kontext würde man sagen: fundamentalistische Züge.Münek hat geschrieben:Dieses Vogel-Strauß-Verhalten der Kirche würde ich unter "Selbsttäuschung" verbuchen.


Der Gehörnte


#1207 Re: Alles Teufelszeug? III
Das wäre mir zu emotional. - Ich würde eher von einem ideologischen Säkularismus sprechen.Münek hat geschrieben:Der Gehörnte, der finstere Höllenfürst
hat sich zum heimlichen Herrscher in den theologischen Ausbildungsbetrieben aufgeschwungen.
#1208 Re: Alles Teufelszeug? III
Es ist zwar in der Forschung nicht ganz so unumstritten wie die Naherwartung, aber viele Theologen gehen davon aus, dass der Jude Jesus sich an die Juden wandte und keine neue Religion gründen wollte und keinen Opfertod für die ganze Menschheit plante. Die Heidenmission ist ein späteres Konstrukt, weil man erkennen musste, dass bei Juden kein Blumentopf mit der neuen Sekte zu gewinnen war.closs hat geschrieben:Woher willst Du das wissen? Weil es Bultmann sagt? Wurde da wieder mal was "nachgewiesen"?.sven23 hat geschrieben: Selbst der Kreuzestod ist ein nachträglich konstruierter Opfer- und Sündenbocktod, den Jesus weder vorausgesehen noch gewollt hat.
Davon ist mit großer Wahrscheinlichkeit auszugehen.closs hat geschrieben: Ist die sog. "Verklärung" auch nachträglich erfunden? Die synoptischen SChilderungen mit Tod und Grab: Alles im Nachhinein?.
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#1209 Re: Alles Teufelszeug? III
Das Meiste ganz bestimmt!closs hat geschrieben:Ist die sog. "Verklärung" auch nachträglich erfunden? Die synoptischen SChilderungen mit Tod und Grab: Alles im Nachhinein?
Wie vielen Leuten ist eigentlich bewusst, wie prosaisch die heute selbstverständlichen christlichen Begriffe wie Monotheismus und Dreifaltigkeit doch in ihren Anfängen waren? Es waren größtenteils Machtpolitische Argumente die zu ihrer Bildung führten. Primäres Ziel des Konzils von Nicäa war es, eine Einigung über die Erhebung von Jesus zum göttlichen Status zu erreichen. Mit diesem Verständnis, wurde versucht, die alte Vorstellung eines strafenden, zornigen Gottes (vor dem man sich besser gleich in den Dreck wirft) fortan durch das neue Bildnis der Barmherzigkeit Jesus' zu ersetzen, mit der Begründung diese läge angeblich näher am ursprünglichen Christentum.
Man soll also dem neuen Messias huldigen, von dem behauptet wird er sei für unsere Sünden gestorben. Diese Redewendung kann man als Erfolg der Anti-Arianer am Konzil bewerten, die dogmatisch auf die Vereinigung von Jesus mit Jahwe drängten. Jesus wird demzufolge als Sohn Gottes dargestellt. Die Erlösung der Sünden soll durch die verklärende Umkehrung der Hinrichtung Jesus' von einem Zeugnis der Ohnmacht und des Martyriums, in eine Demonstration totaler Macht (der Allmächtige stirbt *nur* freiwillig), verwandelt werden.
Ganz zufriedenstellend konnte diese Vereinigung von Jesus und Jahwe aber nicht sein, da dabei der Opferbonus verloren geht. Daher nahm man den Heiligen Geist hinzu und nannte es fortan die "Dreifaltigkeit Gottes".
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#1210 Re: Alles Teufelszeug? III
Vergiss nicht - nach Deinem Glauben ist der Satan der "Fürst dieser Welt". Also ein mächtiges Geistwesen. Was spricht dagegen, dass ercloss hat geschrieben:Das wäre mir zu emotional. - Ich würde eher von einem ideologischen Säkularismus sprechen.Münek hat geschrieben:Der Gehörnte, der finstere Höllenfürst
hat sich zum heimlichen Herrscher in den theologischen Ausbildungsbetrieben aufgeschwungen.
vor ca. 200 Jahren unter dem Mantel der historischen Bibel-Wissenschaft seinen Herrschaftsbereich auf die theologischen Fakultäten ausgedehnt hat?
Ich erinnere hier nur an Ratzingers obskure Andeutungen in seinem Jesusbuch zum unheilvollen Wirken des "Antichristen" in der wissenschaftlichen Theologie.
Jaja - das Böse ist immer und überall.
