Rembremerding hat geschrieben:Magdalena61 hat geschrieben:
Wo bleibt denn da die Gerechtigkeit?
Die gesamte Geschichte steht in einem Kontext, in dem Jesus seine Zuhörer auffordert, sich zu entscheiden, ja er wirbt um sie: "Bekennt euch zu mir"! Er lehrt, dass alles dazu Entgegenstehende vor dem letzten Maßstab unwesentlich ist.
Ja, das ist ja schon richtig. Aber von irgendetwas leben muß man auch noch, und die gebratenen Tauben fliegen einem nicht in den Mund.
Der jüngere Bruder wird nach dem Tod der Eltern auch eine Grundlage benötigt haben, auf der er sich eine Existenz aufbauen konnte. Wenn sein älterer Bruder den Hauptteil des Erbes bekam, konnte er dem jüngeren Bruder doch wenigstens dessen Anteil geben.
An nichts soll man sein Herz hängen, außer an Gott, denn woran das Herz hängt, dort hat der Mensch seinen Schatz.
Wenn man sas wirklich täte, könnte man ins Koster gehen oder Buddhist werden.
Kein eigener Besitz, Leben von Almosen---
Überall, wo ein Mensch lebt und arbeitet, entwickelt er Beziehungen. Zu der Gegend, zu seinem Wohnort, den Nachbarn, seinen Arbeitskollegen... zu seinem Haus oder seiner Wohnung mit Inventar... das ist einfach so. Und diese Beziehungen helfen ihm dabei, einzuwurzeln und sich
zu Hause zu fühlen.
Wenn man lange und intensiv an etwas arbeitet, entwickelt man dazu auch eine Beziehung. Eine Verbundenheit, die aus der Identifikation entsteht- Liebe?
Es kann nicht jeder ein Wanderprediger sein, der nirgends zu Hause ist. Man wird auch älter, ist dann nicht mehr so belastbar und möchte sich nicht ständig komplett neu orientieren müssen.
Aus der Verwurzelung in die Heimat (der Identifikation mit der Heimat) kommt die Energie, daran zu arbeiten, sie zu schützen und zu bewirtschaften, was harte Arbeit und große Anstrengung; auch Selbstverleugnung bedeuten kann, sowie die Energie, die Heimat im Ernstfall zu verteidigen, um für die Nachkommen Lebensraum und Sicherheit zu erhalten .
Da der Mensch so "programmiert" ist, ist es nicht ganz einfach für ihn, sein Herz
nicht an das zu hängen, womit er täglich zu tun hat, wofür er verantwortlich ist und was einen Teil seines Lebens ausmacht. Denn wenn er sich nicht für sein Tagewerk interessiert, dann ist es sehr schwer, kontinuierlich daran zu arbeiten.
So sagt uns Jesus, dass wir nicht einmal am Leben hängen sollen, weil wir vor niemanden Angst zu haben brauchen, als vor dem, der die Macht hat uns in die Hölle zu werfen (also Gott!).
Das ist heftig, und ich weiß nicht, ob ich diesen "Test" bestehen würde.
Besitz soll in Gott und nicht in der Zeit sein.
Wenn man oft genug "loslassen" muß(te), lernt man es, Irdisches aus der Hand Gottes anzunehmen und zu schätzen.
Trotzdem entstehen wieder Bindungen.
Das Tröstliche und Gerechte an diesem Bibeltext ist doch auch: Jener, der hier spricht, wird jener sein, der auch richten wird.
Ja.
Jesus hat mit diesem Text keine Anleitung für Christen ausgesprochen, wie sie sich bei Erbstreitigkeiten zu verhalten haben, das wäre zu kleinkariert.
Nein, aber Christen müssen sich ja überlegen, wie sie damit umgehen (wollen).
Dazu gibt es in
1. Kor. 6 die Ermahnung, nicht mit dem Bruder vor Ungläubigen zu rechten, sondern sich lieber übervorteilen zu lassen.
Diese Einschränkungen könnten jedoch für Namenschristen oder Nichtchristen geradezu eine Einladung sein, die Nachgiebigen auszunützen, zu benachteiligen, zu betrügen.
Er hat sie angemahnt ihre innere Haltung bei solchen Erbstreitigkeiten zu überprüfen. Geht es mir tatsächlich um Gerechtigkeit oder doch nur um meine Habgier, um irdischen Besitz, an dem mein Herz hängt und der Hass in die Beziehung zu meinem Bruder trägt.
Angenommen, mein (leiblicher) Bruder würde mich um meinen Anteil am Erbe betrügen: Dann wäre die Beziehung sowieso geschrottet, und zwar aufgrund
seiner Habgier, welche einen Charakter offenbarte, mit dem ich nicht in enger Gemeinschaft leben will.
Wenn er bei seiner Haltung bliebe, würde ich ihn zwar nicht verklagen- das könnte ich mir nicht vorstellen, den Sohn meiner Mutter vor Gericht zu ziehen- aber ich würde den Kontakt zu ihm abbrechen. Und versuchen, meine eigenen Potenziale zu sichten und zu sortieren, um mit dem, was mir bleibt, mein Leben zu bauen und zu gestalten.
Eine freundliche familiäre Beziehung käme unter diesen Umständen nicht mehr in Frage.
Dieses Gedankenmodell ist rein fiktiver Natur. Unsere Eltern sind schon lange verstorben. Es gab nichts zu erben.
LG