Sie kann sehr wohl in ihr "Terrain" gehören, nicht inhaltlich, aber bei der Jungfrauengeburt wird's ja noch peinlicher, weil sie auf einem längst bekannten Übersetzungsfehler beruht.closs hat geschrieben: Nicht dass ich leibliche Auferstehung und Jungfrauengeburt "bräuchte" - darum geht es nicht. - Es geht darum, dass diese Frage nicht ins Terrain der HKM gehört.
Alles Teufelszeug? III
#301 Re: Alles Teufelszeug? III
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#302 Re: Alles Teufelszeug? III
Das, was sie davon mehr oder weniger verstanden haben. - Was sie dokumentiert haben, waren Dinge, die sie selbst auf Anhieb zu Recht oder zu Unrecht erkannt hatten.sven23 hat geschrieben:Wer sagt denn, dass die Schreiber den "Paradigmenwechsel" nicht kapierten? Sie haben ihn doch dokumentiert.
Man verehrt im historischen Jesus den geistig-spirituellen Jesus. Als historischer Jesus muss Jesus lediglich historisch existent gewesen sein.sven23 hat geschrieben:Man muss sich aber im klaren sein, dass man nicht den historischen Jesus verehrt, sondern den verkündeten, also einen erfundenen Mythos.
Ja - und diese eigene Theologie war entweder authentisch zu Jesus oder nicht. "Fälschungen" konnten also zweierlei sein:sven23 hat geschrieben:Meist ging es darum, die eigene Theologie zu untermauern
1) De-Authentitisierung Jesu durch anthropozentrische Eigeninteressen - aber auch umgekehrt:
2) Korrektur früherer, weniger authentischer Ansichten.
Aus meiner Sicht kann die HKM 1) und 2) nicht voneinander unterscheiden, weil es hier um geistig-spirituelle Unterschiede geht.
Wie gesagt: Aus meiner Sicht ist eine Hyper-Historisierung Ausdruck eigenen Nicht-Verständnisses des NT-Paradigmenwechsels.sven23 hat geschrieben:Und wenn man Jesus in alten Prophezeiungen des AT verankern will, dann ist man halt gezwungen, Geburtslegenden zu erfinden und Geschlechtsregister zu kreieren
So rum nicht. - "Dogmen" sind Lehrsätze, die nach Generationen von Diskussionen erstellt werden und keine Finten.sven23 hat geschrieben:Das hat die Kirche von Anfang an erkannt und besteht deshalb bis heute auf der Historizität, was sich in einem monströsen Dogmenapparat widerspiegelt.
Sachen wie etwa die "Leibliche Auferstehung Jesu" werden nicht aus Gründen gegen die HKM, sondern aus tief-theologischen Gründen verfasst - was hier wirklich zu weit wegführen würde. - Es gibt hier einige grundlegenden Missverständnisse.
Zu einfach gedacht. - Man müsste rausfinden, auf welchem hebräischen/aramäischen Wort/Gedanken die uns überlieferte (!) Übersetzung beruht (wir haben kein Original dazu). - Weiterhin ist es meines Wissens auch heute noch umstritten, ob es sich um einen Übersetzungsfehler oder keinen Übersetzungsfehler handelt - sicher scheint zu sein, dass man BEIDES so übersetzen kann.sven23 hat geschrieben:Sie kann sehr wohl in ihr "Terrain" gehören, nicht inhaltlich, aber bei der Jungfrauengeburt wird's ja noch peinlicher, weil sie auf einem längst bekannten Übersetzungsfehler beruht.
Und obendrüber: Die Jungfrauengeburt wird nicht dogmatisiert, weil man es so übersetzen kann, sondern weil auch hier tief-theologische Gründe gibt - das ist nicht nur eine Reaktion auf eine Quellen-Übersetzung.
Ratzinger hat aber recht damit. - Was er damit aus meiner Sicht meint, ist: Egal, ob man etwas historisch oder nicht-historisch versteht - man muss verstehen, wozu es geistig-spirituelle Chiffre ist. - Das ist eine ganz andere Liga.sven23 hat geschrieben:Dann entdeckt man im AT "wartende Herrenworte", wie Ratzinger dies tut und erntet damit zu Recht selbst bei Theologen Kopfschütteln.
Als Theologe kann man nur dann darüber den Kopf schütteln, wenn man als Außenstehender Theologie studiert - dann kann man nur an der Oberfläche kratzen und sollte sich dementsprechend zurückhalten.
#303 Re: Alles Teufelszeug? III
Es gibt aber eine riesige Diskrepanz zwischen dem historischen und dem verkündeten Jesus.closs hat geschrieben:Man verehrt im historischen Jesus den geistig-spirituellen Jesus. Als historischer Jesus muss Jesus lediglich historisch existent gewesen sein.sven23 hat geschrieben:Man muss sich aber im klaren sein, dass man nicht den historischen Jesus verehrt, sondern den verkündeten, also einen erfundenen Mythos.
Der Kirche jedenfalls genügt der verkündete/mythologische Jesus nicht. Ich vermute mal, dem closs auch nicht.
Fälschungen sind das, was sie nun mal sind: Fälschungen. Ein falscher Fuffziger wird auch durch Interpretation nicht echt.closs hat geschrieben:Ja - und diese eigene Theologie war entweder authentisch zu Jesus oder nicht. "Fälschungen" konnten also zweierlei sein:sven23 hat geschrieben:Meist ging es darum, die eigene Theologie zu untermauern
1) De-Authentitisierung Jesu durch anthropozentrische Eigeninteressen - aber auch umgekehrt:
2) Korrektur früherer, weniger authentischer Ansichten..
Nix Hyper-Historisierung, sondern gefälschte Historie, die die Basis für den Kult bildet. Der Wanderprediger wurde nachträglich vergottet mit allen Erfindungen und Legenden, die dazu nötig waren. Aber die Schreiber haben auch Fehler gemacht und deshalb kam ihnen die Forschung auf die Spur.closs hat geschrieben:Wie gesagt: Aus meiner Sicht ist eine Hyper-Historisierung Ausdruck eigenen Nicht-Verständnisses des NT-Paradigmenwechsels...sven23 hat geschrieben:Und wenn man Jesus in alten Prophezeiungen des AT verankern will, dann ist man halt gezwungen, Geburtslegenden zu erfinden und Geschlechtsregister zu kreieren
Conzelmann und die kollektive Verdrängungskultur lassen grüßen. Das ist doch längst von der Forschung geklärt. Ich hatte das auch schon mal verlinkt.closs hat geschrieben:Zu einfach gedacht. - Man müsste rausfinden, auf welchem hebräischen/aramäischen Wort/Gedanken die uns überlieferte (!) Übersetzung beruht (wir haben kein Original dazu). - Weiterhin ist es meines Wissens auch heute noch umstritten, ob es sich um einen Übersetzungsfehler oder keinen Übersetzungsfehler handelt - sicher scheint zu sein, dass man BEIDES so übersetzen kann..sven23 hat geschrieben:Sie kann sehr wohl in ihr "Terrain" gehören, nicht inhaltlich, aber bei der Jungfrauengeburt wird's ja noch peinlicher, weil sie auf einem längst bekannten Übersetzungsfehler beruht.
Auch da liegst du falsch, denn es ist Ratzinger sehr wichtig, dass es sich um Historie handelt. Mythologie ist ihm zu wenig.closs hat geschrieben:Ratzinger hat aber recht damit. - Was er damit aus meiner Sicht meint, ist: Egal, ob man etwas historisch oder nicht-historisch versteht - man muss verstehen, wozu es geistig-spirituelle Chiffre ist. - Das ist eine ganz andere Liga.sven23 hat geschrieben:Dann entdeckt man im AT "wartende Herrenworte", wie Ratzinger dies tut und erntet damit zu Recht selbst bei Theologen Kopfschütteln.
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Dass das AT auf das NT als Ziel hin verfasst wurde, hast du selbst ja noch vor kurzem richtigerweise als nicht zutreffend beschreiben. So sehen es auch die meisten Theologen.
Ratzinger erntet mit seiner Meinung nur Kopfschütteln. Aber so ist das nun mal: die Dogmatiker sind für die forschenden Theologen so etwas wie die peinliche Verwandtschaft.

Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#304 Re: Alles Teufelszeug? III
Nach welchen Kriterien unterscheidet denn der geistig-spirituelle Leser?closs hat geschrieben:...und diese eigene Theologie war entweder authentisch zu Jesus oder nicht. "Fälschungen" konnten also zweierlei sein:
1) De-Authentitisierung Jesu durch anthropozentrische Eigeninteressen - aber auch umgekehrt:
2) Korrektur früherer, weniger authentischer Ansichten.
Aus meiner Sicht kann die HKM 1) und 2) nicht voneinander unterscheiden, weil es hier um geistig-spirituelle Unterschiede geht.
Lange Diskussionen sind kein Garant für Wahrheit.closs hat geschrieben:"Dogmen" sind Lehrsätze, die nach Generationen von Diskussionen erstellt werden und keine Finten.
Wie unterscheidet man einen Lehrsatz von Einbildung (Erfindung; Vorstellung).
Verstehe ich nicht.closs hat geschrieben:Sachen wie etwa die "Leibliche Auferstehung Jesu" werden nicht aus Gründen gegen die HKM, sondern aus tief-theologischen Gründen verfasst - was hier wirklich zu weit wegführen würde. - Es gibt hier einige grundlegenden Missverständnisse.
Sollen die theologischen Gründe denn ein Geheimnis bleiben?
Nur Laien interpretieren so. Unter den Experten (Theologen und Exegeten) ist es unumstritten, dass es Kopierfehler, Veränderungen und Ergänzungen der Bibel gab.closs hat geschrieben:Weiterhin ist es meines Wissens auch heute noch umstritten, ob es sich um einen Übersetzungsfehler oder keinen Übersetzungsfehler handelt - sicher scheint zu sein, dass man BEIDES so übersetzen kann.
Was sind denn diese "tief-theologischen" Gründe?closs hat geschrieben:Und obendrüber: Die Jungfrauengeburt wird nicht dogmatisiert, weil man es so übersetzen kann, sondern weil auch hier tief-theologische Gründe gibt - das ist nicht nur eine Reaktion auf eine Quellen-Übersetzung.
Eine andere Liga? Inwiefern? — Wie kommst du darauf?closs hat geschrieben:Ratzinger hat aber recht damit. - Was er damit aus meiner Sicht meint, ist: Egal, ob man etwas historisch oder nicht-historisch versteht - man muss verstehen, wozu es geistig-spirituelle Chiffre ist. - Das ist eine ganz andere Liga.
"Das können Ungläubige nicht verstehen." Damit erheben sich Christen oft gerne auf eine höhere moralische Stufe... eine Haltung die ich für anmaßend und arrogant halte.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#305 Re: Alles Teufelszeug? III
Der "historische Jesus" ist der HKM-Quellen-Jesus: Was ergibt sich, wenn man (meistens biblische) Quellen historisch-kritisch untersucht?sven23 hat geschrieben:Es gibt aber eine riesige Diskrepanz zwischen dem historischen und dem verkündeten Jesus.
Der "verkündete Jesus" ist der fundamental-theologische Jesus: Was ergibt sich, wenn man die(selben) Quellen unter dem Aspekt untersucht, dass Jesus "Messias"/"Gottes Sohn"/"Gott" ist? BEIDES ist historisch real - letzteres allerdings nur dann, wenn Jesus tatsächlich "Messias"/"Gottes Sohn"/"Gott" ist.
Allerdings mit dem Unterschied, dass die unterschiedlichen Setzungen ("Jesus ist NICHT Gott"/"Jesus ist Gott") bei identischer Quellenlage zu ganz anderen Auslegungen führt. - Überm Daumen zu Ende gedacht: Wenn Jesus NICHT Gott ist, hat die HKM "historisch-real" recht - wenn Jesus Gott ist, dann die systematische Theologie. - Im Grunde ist es so einfach.
Du scheinst es wirklich nicht verstanden zu haben - ein weiterer Versuch in Frageform:sven23 hat geschrieben:Fälschungen sind das, was sie nun mal sind: Fälschungen.
Angenommen, Jesus hat (a) gesagt, die älteren Quellen sagen (b) und die jüngeren Quellen sagen wieder (a): Sind dann die jüngeren Quellen Fälschungen?
Woher willst Du das wissen? Wie kannst Du ausschließen, dass Jesus Gott war? - Anders gefragt: Wie willst Du ergebnisoffen forschen, wenn Du es ausschließt?sven23 hat geschrieben: Der Wanderprediger wurde nachträglich vergottet
Das mag in bestimmten Forschungs-Kreisen in der Zeit x geklärt sein - Du erweckst mit Deiner Formulierung den Eindruck der Absolutität Deiner Aussage. - Konkret: Wie willst Du konkret herausfinden, was wahr ist? Hymen-Untersuchung?sven23 hat geschrieben: Das ist doch längst von der Forschung geklärt.
So wie ich bisher Ratzinger verstehe, versteht Ratzingersven23 hat geschrieben:Auch da liegst du falsch, denn es ist Ratzinger sehr wichtig, dass es sich um Historie handelt. Mythologie ist ihm zu wenig.
1) prinzipiell historisch ("Es hat stattgefunden"),
2) übertreibt aus meiner Sicht in Einzelepisoden, die auch metaphorisch hinzugefügt sein können,
3) lehnt eine grundlegende Metaphorisierung ("Alles ist nur metaphorische Chiffre") ab.
Wenn mein Eindruck von ihm stimmt, stimme ich ihm nach wie vor zu.
Nach den Setzungen: Ist Jesus NICHT Gott (= HKM) oder ist Jesus Gott (= systematische Theologie).Pluto hat geschrieben:Nach welchen Kriterien unterscheidet denn der geistig-spirituelle Leser?
Man kann es logisch unterscheiden, aber sicherlich nicht intersubjektiv.Pluto hat geschrieben:Wie unterscheidet man einen Lehrsatz von Einbildung (Erfindung; Vorstellung).
Nein - sie werden aber oft nicht verstanden und können auch nicht überall erfolgreich gelehrt werden. - Wenn keine Rezeptoren dafür da sind, geht's beim einen Ohr rein und beim anderen wieder raus.Pluto hat geschrieben:Sollen die theologischen Gründe denn ein Geheimnis bleiben?
Davon spreche ich nicht - ich spreche von den Konnotation in den Quellen (und auch heutigen Übersetzungen), die nicht authentisch sind.Pluto hat geschrieben: Unter den Experten (Theologen und Exegeten) ist es unumstritten, dass es Kopierfehler, Veränderungen und Ergänzungen der Bibel gab.
Habe ich hier schon x-mal aus meiner Sicht von der Genesis aus zu begründen versucht - es wird i.d.R. nicht verstanden. - Wissenschaftlich ist dies nicht lösbar.Pluto hat geschrieben:Was sind denn diese "tief-theologischen" Gründe?
Mit "moralisch" hat das überhaupt nichts zu tun. - Es hat damit zu tun, dass unterschiedliche Denk-Formatierungen mitentscheiden, was man versteht und was nicht. - These: Hätte man im Mittelalter versucht, die allgemeine Relativitätstheorie zu erklären, wäre man auf taube Ohren gestoßen (vielleicht bis auf einige wenige großen Geister) - das Gehirn war damals nicht dafür vorbereitet. - Ähnlich ist es heute in spirituell-geistigen Dingen.Pluto hat geschrieben:"Das können Ungläubige nicht verstehen." Damit erhebt sich Christen oft gerne auf eine höhere moralische Stufe
#306 Re: Alles Teufelszeug? III
Eine Diskrepanz zwischen dem historischen und verkündeten, mythologischen Jesus. Aber das haben Mythologien so an sich.closs hat geschrieben:Der "historische Jesus" ist der HKM-Quellen-Jesus: Was ergibt sich, wenn man (meistens biblische) Quellen historisch-kritisch untersucht?sven23 hat geschrieben:Es gibt aber eine riesige Diskrepanz zwischen dem historischen und dem verkündeten Jesus.
Schon vergessen? Genau das hat doch David Friedrich Strauss gemacht. Die Naherwartung ist geblieben.closs hat geschrieben: Allerdings mit dem Unterschied, dass die unterschiedlichen Setzungen ("Jesus ist NICHT Gott"/"Jesus ist Gott") bei identischer Quellenlage zu ganz anderen Auslegungen führt. - Überm Daumen zu Ende gedacht: Wenn Jesus NICHT Gott ist, hat die HKM "historisch-real" recht - wenn Jesus Gott ist, dann die systematische Theologie. - Im Grunde ist es so einfach.
Und Poliker sagen immer die Wahrheit und Sportler dopen prinzipiell niemals. Bist du wirklich so naiv?closs hat geschrieben:Du scheinst es wirklich nicht verstanden zu haben - ein weiterer Versuch in Frageform:sven23 hat geschrieben:Fälschungen sind das, was sie nun mal sind: Fälschungen.
Angenommen, Jesus hat (a) gesagt, die älteren Quellen sagen (b) und die jüngeren Quellen sagen wieder (a): Sind dann die jüngeren Quellen Fälschungen?
Da hat die Forschung einiges ans Tageslicht gebracht. Jesus sah sich selbst nicht als Gott, er wollte keine neue Religion gründen, er gab keinen Auftrag für eine weltweite Missionierung, er sah seinen Tod nicht als Sühneopfer für die ganze Menschheit voraus.closs hat geschrieben:Woher willst Du das wissen? Wie kannst Du ausschließen, dass Jesus Gott war? - Anders gefragt: Wie willst Du ergebnisoffen forschen, wenn Du es ausschließt?sven23 hat geschrieben: Der Wanderprediger wurde nachträglich vergottet
Er war ein religiöser Eiferer/Fanatiker, der für eine innerjüdische Erneuerungsbewegung bzw. für ein reformiertes Judentum mit Thoraverschärfung eintrat und in der Tradition Johannes des Täufers das nahe Ende der Welt durch das anbrechende Gottesreich ankündigte.
Niemand will Hymen untersuchen. Dabei ist das Mißverständis des Matthäus längst aufgeklärt:closs hat geschrieben:Das mag in bestimmten Forschungs-Kreisen in der Zeit x geklärt sein - Du erweckst mit Deiner Formulierung den Eindruck der Absolutität Deiner Aussage. - Konkret: Wie willst Du konkret herausfinden, was wahr ist? Hymen-Untersuchung?sven23 hat geschrieben: Das ist doch längst von der Forschung geklärt.
"Mehr als dürre Grundlagen zeigen sich auch bei der von der Kirche propagierten Jungfrauengeburt. Auch von ihr wissen Markus und Paulus noch nichts. Dafür ist es später dann geradezu peinlich, wie eindringlich und ausführlich sich Theologen (oft zölibatär lebende Mönche) mit dem Jungfernhäutchen Marias, dem sog. Hymen Mariae, beschäftigen. Ganze Bücher gibt es zu diesem Thema.
Seinen biblischen Hauptanhalt findet die Vorstellung einer Jungfrauengeburt in einer Stelle bei Matthäus:
Dies alles ist geschehen, damit sich erfüllte, was der Herr durch den Propheten gesagt hat: Seht, eine Jungfrau ist
schwanger, einen Sohn wird sie gebären, und man wird ihm den Namen Immanuel geben, das heißt übersetzt: Gott
ist mit uns. (Mt 1,22–23)
Wieder einmal muss man den Kopf schütteln, negativ formuliert über die Schlampigkeit, positiv über den Erfindungsreichtum dieses Evangelisten, der erneut hier wieder eine alttestamentliche Stelle an den Haaren herbeizieht, die mit Recht das Licht einer
genaueren Untersuchung scheuen muss. Denn die alttestamentliche Stelle Jesaja 7,14 spricht gar nicht von einer Jungfrau, sondern von einer jungen Frau (hebr. alma). Nun wurde dieses Wort in der Septuaginta, der griechischen Bibelübersetzung, ungenau mit dem Wort Jungfrau (gr.
parthenos) übersetzt. So hat es offenbar Matthäus gelesen, und deshalb wird aus einer jungen Frau eine Jungfrau."
Quelle: Kubitza, Jesuswahn
Dein Eindruck täuscht dich, denn Ratzinger will alles im NT als historisch Geschehenes verstanden wissen, auch das, was die Forschung längst als unhistorisch identifiziert hat. Da bleibt er ganz der trotzige alte Mann.closs hat geschrieben:So wie ich bisher Ratzinger verstehe, versteht Ratzingersven23 hat geschrieben:Auch da liegst du falsch, denn es ist Ratzinger sehr wichtig, dass es sich um Historie handelt. Mythologie ist ihm zu wenig.
1) prinzipiell historisch ("Es hat stattgefunden"),
2) übertreibt aus meiner Sicht in Einzelepisoden, die auch metaphorisch hinzugefügt sein können,
3) lehnt eine grundlegende Metaphorisierung ("Alles ist nur metaphorische Chiffre") ab.
Wenn mein Eindruck von ihm stimmt, stimme ich ihm nach wie vor zu.
Nicht intersubjektive Logik?closs hat geschrieben:Man kann es logisch unterscheiden, aber sicherlich nicht intersubjektiv.Pluto hat geschrieben:Wie unterscheidet man einen Lehrsatz von Einbildung (Erfindung; Vorstellung).
Der gute closs ist sich auch für keinen Kalauer zu schade.

Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
George Orwell
#307 Re: Alles Teufelszeug? III
Die leibliche Auferstehung schien den Schreibern wohl notwendig gewesen zu sein, um "Beweise" für die Vergottung des Wanderpredigers anführen zu können.closs hat geschrieben:So rum nicht. - "Dogmen" sind Lehrsätze, die nach Generationen von Diskussionen erstellt werden und keine Finten.
Sachen wie etwa die "Leibliche Auferstehung Jesu" werden nicht aus Gründen gegen die HKM, sondern aus tief-theologischen Gründen verfasst - was hier wirklich zu weit wegführen würde. - Es gibt hier einige grundlegenden Missverständnisse.
"Mariä Himmelfahrt" läßt sich zwar nicht aus der Bibel ableiten, wurde aber 1950! als Dogma verkündet. Da hat man wohl sehr lange und gründlich recheriert.

Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell
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#308 Re: Alles Teufelszeug? III
In erster Linie eine METHODISCH bedingte Diskrepanz. Was dann tatsächlich Realität ist, wissen wir nicht.sven23 hat geschrieben:Eine Diskrepanz zwischen dem historischen und verkündeten, mythologischen Jesus.
Wenn er denselben Fehler wie heute gemacht hat, ist das verständlich.sven23 hat geschrieben: Genau das hat doch David Friedrich Strauss gemacht. Die Naherwartung ist geblieben.

Eben NICHT. Genau deshalb folge ich doch der Regel "Ältere Quelle = immer authentischere Quelle" in diesem speziellen Fall NICHT.sven23 hat geschrieben:Und Poliker sagen immer die Wahrheit und Sportler dopen prinzipiell niemals. Bist du wirklich so naiv?
Woher willst Du das wissen? Weil es eventuell die älteren Quellen nahelegen?sven23 hat geschrieben:Jesus sah sich selbst nicht als Gott
Aus EINEM Methodik-Ansatz!!sven23 hat geschrieben: Dabei ist das Mißverständis des Matthäus längst aufgeklärt
Wenn es so ist, kritisiere ich dies auch. - Nur traue ich den Urteilen darüber nicht, weil ich auch schon anderes gehört habe. - Müsste man sich vertieft einlesen.sven23 hat geschrieben:Dein Eindruck täuscht dich, denn Ratzinger will alles im NT als historisch Geschehenes verstanden wissen
Ist im Grunde tatsächlich ein Widerspruch in sich selbst - aber es ist leider trotzdem so - denn:sven23 hat geschrieben:Nicht intersubjektive Logik? Der gute closs ist sich auch für keinen Kalauer zu schade.
Man erkennt intersubjektiv die Setzungen nicht, auf denen jede Logik aufbaut. - Konkretes Beispiel:
Unter HKM-Gesichts-Punkten ist die Naherwartung logisch, unter spirituell-systematischen nicht. - Und wenn ich "logisch" sage, meine ich logisch. - Logik ist ohne Grundlage nichts, sondern nur Technik.
Wenn es dogmatisiert wurde, wird es auch biblisch begründet werden - WIE genau, musst Du die Katholiken fragen.sven23 hat geschrieben:"Mariä Himmelfahrt" läßt sich zwar nicht aus der Bibel ableiten
#309 Re: Alles Teufelszeug? III
Meine Frage war nach dem WIE.closs hat geschrieben:Man kann es logisch unterscheiden, aber sicherlich nicht intersubjektiv.Pluto hat geschrieben:Wie unterscheidet man einen Lehrsatz von Einbildung (Erfindung; Vorstellung).
Selbst das bei mir der Fall wäre (closs hat geschrieben:Nein - sie werden aber oft nicht verstanden und können auch nicht überall erfolgreich gelehrt werden. - Wenn keine Rezeptoren dafür da sind, geht's beim einen Ohr rein und beim anderen wieder raus.Pluto hat geschrieben:Sollen die theologischen Gründe denn ein Geheimnis bleiben?

Welche Konnotationen sind nicht authentisch?closs hat geschrieben:Davon spreche ich nicht - ich spreche von den Konnotation in den Quellen (und auch heutigen Übersetzungen), die nicht authentisch sind.
Spirituell aber auch nicht.closs hat geschrieben:Habe ich hier schon x-mal aus meiner Sicht von der Genesis aus zu begründen versucht - es wird i.d.R. nicht verstanden. - Wissenschaftlich ist dies nicht lösbar.Pluto hat geschrieben:Was sind denn diese "tief-theologischen" Gründe?
Dieses, "Das verstehen sie nicht" zeugt von einer moralischer Anmaßung die in der wissenschaftlichen Welt seines Gleichen sucht.closs hat geschrieben:Mit "moralisch" hat das überhaupt nichts zu tun.Pluto hat geschrieben:"Das können Ungläubige nicht verstehen." Damit erheben sich Christen oft gerne auf eine höhere moralische Stufe
[...]
Es hat damit zu tun, dass unterschiedliche Denk-Formatierungen mitentscheiden, was man versteht und was nicht.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#310 Re: Alles Teufelszeug? III
Es gibt dazu keine Methodik - und damit ist nicht nur gemeint, dass ich keine kenne, sondern dass es sie nicht gibt. - Denn man kann prinzipiell mit eigener Wahrnehmung nicht eigene Wahrnehmung daraufhin überprüfen, ob sie nur Vorstellung oder auch Eigen-Identität ist.Pluto hat geschrieben:Meine Frage war nach dem WIE.
Es gibt genug spirituelle Nicht-Christen, die es verstehen - aber wie man es ohne "den Geist" verstehen soll, wüsste ich nicht. Wie soll man "den Geist" ohne "den Geist" in sich erkennen?Pluto hat geschrieben: so denke ich, es gibt genügend ungläubige Menschen die das sehr wohl verstehen würden
Mir ist bei meiner Buber-Lektüre des AT aufgefallen, dass die etablierten Bibel-Übersetzungen in der Regel damalige Begriffe in heutiger Denkweise übersetzen. - Buber tut das gerade NICHT - weshalb er wirklich nicht leicht zu lesen ist - man muss ihn rein phänomenologisch lesen.Pluto hat geschrieben:Welche Konnotationen sind nicht authentisch?
Wenn, dann nur spirituell - wobei es im Einzelfall nie eine Garantie gibt.Pluto hat geschrieben:Spirituell aber auch nicht.
Mit "Moral" hat es überhaupt nichts zu tun - es hat etwas mit Denkweisen zu tun: Als ich als gelernter Philologe nach dem Studium in die Wirtschaft gewechselt bin, habe ich buchstäblich Jahre gebraucht, um zu begreifen, wie man dort tickt. Theoretisch hätte ich es bei entsprechender Schulung schneller schaffen können - aber das reicht nicht: Man muss es "intus" haben - man muss Denkweisen inhalieren - zu einem Teil von sich machen - das geht nicht von außen.Pluto hat geschrieben:Dieses, "Das verstehen sie nicht" zeugt von einer moralischer Anmaßung die in der wissenschaftlichen Welt seines Gleichen sucht.