Da es sich nicht um eine Realszene handelt, sondern eine mythische, stand das für den Schreiber wohl kaum zur Debatte. Der Mensch war von vornherein als Sünder erfahren worden. Das ist nicht ein Ergebnis der Geschichte, sondern deren Voraussetzung. Adam und Eva nicht vom Baum essen zu lassen, hätte die ganze Geschichte sinnlos gemacht. Wozu dann die Mühe, sich eine solche Geschichte auszudenken, sie zu erzählen und aufzuschreiben?closs hat geschrieben:Hierße das, dass der Eden-Mensch auch dann sterben müsste, wenn er NICHT vom Baum äße? - Wenn Du mit "Ja" antwortest: Warum gibt es dann überhaupt die Ess-Szene?Andreas hat geschrieben:Ursache für das Sterbenmüssen ist, dass der Mensch aus Staub gemacht wird, da ist das Gebot noch gar nicht ausgesprochen.
Warum mussten alle in der Sintflut sterben?
#311 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?
#312 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?
Sehe ich genauso.Bastler hat geschrieben:Dass wir über Gott nichts wissen können, zwingt uns dazu, selbst Maßstäbe zu setzen.

Genau. - Wenn man an der Genesis-Aussage "der Mensch sei Gott ähnlich" festhält, darf man hoffen, dass in einem selbst etwas ist, das geistige Spuren aufnehmen kann. - Allerdings ist dies intersubjektiv nicht vermittelbar, weil nicht jeder sein geistiges Potential aktiviert/aktivieren kann.Bastler hat geschrieben:Wir können allerdings darauf hoffen, dass die Maßstäbe, die wir selber setzen, nicht völlig neben der Spur sind.
Ich stimme Dir voll zu. - Nicht umsonst beten Christen um den Heiligen Geist und die Gabe der Unterscheidung der Geister - nicht umsonst steht am Ende von 1.Kor 13:Bastler hat geschrieben:Wo das Wissen endet, da läuft sowieso alles auf Hoffnung, Vertrauen und Glaube hinaus. Oder eben auf Verzweiflung, Misstrauen und dem Gefühl, an nichts mehr glauben zu können.
"Nun aber bleibt Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei; aber die Liebe ist die größte unter ihnen".
#313 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?
Wahrscheinlich nirgends - ich glaube nicht, dass man so etwas objektiv in den Griff kriegen kann. - Der Geist ist so groß, dass eine diesbezüglich qualifizierende Methodik/Systematik nicht bestehen kann.Savonlinna hat geschrieben:Wo kann man nachlesen, wie man erkennt, ob jemand aus "spiritueller/ontologischer/diealektischer Sicht" deutet oder ob dieser rein willkürlich deutet?
Rein aus Lebenserfahrung hat sich eines verlässlich bewährt: Geist erkennt sich gegenseitig. - Das ist nicht nur in spirituellen Fragen der Fall, sondern auch in Literatur und Musik. - Ich habe oft genug erlebt, wie Pianisten aus x Ländern verlässlich wie ein Spürhund sofort gemeerkt haben, ob "diese" Interpretation der Stelle x "geht" oder nicht. Sie haben es geistig gespürt - das hat überhaupt nichts mit intellektuellem/historisch-kritischem/biografistischem/musik-wissenschaftlichem Vorwissen zu tun. - Es macht "peng" oder nicht.
#314 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?
Kürzer kann man es nicht auf den Punkt bringen. - Genau so.Bastler hat geschrieben: Das ist nicht ein Ergebnis der Geschichte, sondern deren Voraussetzung.
#315 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?
Für intersubjektiv halte ich das schon. Gerade so!closs hat geschrieben:Genau. - Wenn man an der Genesis-Aussage "der Mensch sei Gott ähnlich" festhält, darf man hoffen, dass in einem selbst etwas ist, das geistige Spuren aufnehmen kann. - Allerdings ist dies intersubjektiv nicht vermittelbar, weil nicht jeder sein geistiges Potential aktiviert/aktivieren kann,Bastler hat geschrieben:Wir können allerdings darauf hoffen, dass die Maßstäbe, die wir selber setzen, nicht völlig neben der Spur sind.
Allerdings nicht diskursiv.
Es bedarf anderer Formen der Vermittlung.
#316 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?
Wenn Du DAS schaffst, einem Agnostiker zu vermitteln, rolle ich Dir persönlich einen roten Teppich aus und sorge für Jungfrauen, die Dein Haupt mit Palm-Wedeln kühlen.Bastler hat geschrieben:Für intersubjektiv halte ich das schon.
LETZTLICH halte ich es schon auch für intersubjektiv vermittelbar - aber nicht zu Lebzeiten.
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#317 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?
Ast ist nicht primär Herneneutiker.closs hat geschrieben:Naja - das habe ich ja wohl mit "Ast" gemeint - es war meinerseits ganz bestimmt nicht biografistisch gemeint.Savonlinna hat geschrieben:Wir reden im Übrigen hier nicht von Ast, sondern von seiner Hermeneutik.
Seine Schwerpunkte liegen woanders, und wenn jemand Ast erwähnt, bezieht er sich möglicherweise auf sein Hauptwerk.
Ich habe überhaupt nicht vom Erkenntnisweg gesprochen.closs hat geschrieben:Für den Erkenntnisweg des Menschen ist der Prozess der Entwicklung sicherlich auch das wichtigereSavonlinna hat geschrieben:Darum neige ich eher dazu, das Verdinglichte - das, was die Rezeption schafft - nicht als das Zentrale anzusehen, sondern den Prozess des Schaffens.
Du brauchst mir nicht in etwas zuzustimmen, das ich überhaupt nicht gesagt habe.
Deine Methode, scheinhaft zuzustimmen, um das Gegenteil zu behaupten, ist nicht gentlemanlike.
Auch das habe ich nicht thematisiert.closs hat geschrieben:- trotzdem ist es ein Unterschied, ob man aus Einzel-Eindrücken ein Ganzes konstruiert oder zu einem Ganzen hingeführt wird.
Ich habe kein Wort von Widerspruchsfreiheit gesagt, und das Wort hat in meiner momentanen Argumentation nichts zu suchen.closs hat geschrieben:Insofern, dass sie in sich widerspruchsfrei sein sollte, stimme ich Dir zu.Savonlinna hat geschrieben:Die Hermeneutik, so wie ich sie oben zusammengefasst habe, ist dazu geeignet, Beliebigkeit und Willkür in der Ausdeutung zu identififizieren.
Insofern also stimmst Du mir nicht zu.
"Widerspruchsfreiheit" ist das Modewort schlechthin, das Du von Pluto etc. übernommen hast. Da liegst Du voll im Trend.
Mir kannst Du damit nicht kommen, da ich Geisteswissenschaftler aus Überzeugung bin.
Und wo die Hermeneutik "Widerspruchsfreiheit" beansprucht, das sollte man noch belegen.
Die Methode der Hermeneutik - die ich ja umrissen habe und der Du beipflichtest - legt den allerhochsten Wert darauf, die Vorurteile, mit der man dem Text begegnet, durch den Text korrigieren zu lassen.
Bist Du dazu bereit?
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#318 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?
Wo kann man nachlesen, welches die Kriterien dafür sind, um festzustellen, ob sich etwas "verlässlich bewährt" hat?closs hat geschrieben:Wahrscheinlich nirgends - ich glaube nicht, dass man so etwas objektiv in den Griff kriegen kann. - Der Geist ist so groß, dass eine diesbezüglich qualifizierende Methodik/Systematik nicht bestehen kann.Savonlinna hat geschrieben:Wo kann man nachlesen, wie man erkennt, ob jemand aus "spiritueller/ontologischer/diealektischer Sicht" deutet oder ob dieser rein willkürlich deutet?
Rein aus Lebenserfahrung hat sich eines verlässlich bewährt: Geist erkennt sich gegenseitig.
Also bist Du der einzige Gewährsmann dafür, dass etwas aus "spiritueller/ontologischer/dialektischer Sicht" gedeutet ist?closs hat geschrieben: - Das ist nicht nur in spirituellen Fragen der Fall, sondern auch in Literatur und Musik. - Ich habe oft genug erlebt, wie Pianisten aus x Ländern verlässlich wie ein Spürhund sofort gemeerkt haben, ob "diese" Interpretation der Stelle x "geht" oder nicht. Sie haben es geistig gespürt
Also der, der das von sich behauptet, dem muss man blind glauben?
Wo sind die Kriterien, um zu unterscheiden, ob der, der das behauptet, wirklich "spirituell/ontologisch/dialektisch deutet oder ob er ein korrupter Guru ist, der nur vorgibt, geistig zu sein?
Das könnten genau die Worte eines korrupten Gurus sein, der weiter keinen Beleg für den Wert seiner Aussagen bringt als die Behauptung: Es mache peng oder nicht.closs hat geschrieben:Es macht "peng" oder nicht.
Wie also ist ein Betrüger, der sich als geistiger Deuter ausgibt, von einem zu unterscheiden, der wirklich tief-geistig deutet?
Wie ist das hier im Forum unterscheidbar?
#319 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?
Manchmal klappt es tatsächlich auch zu Lebzeiten - allerdings ist das so wenig machbar, wie echte Begeisterung machbar ist. Der Funke muss überspringen.closs hat geschrieben:Wenn Du DAS schaffst, einem Agnostiker zu vermitteln, rolle ich Dir persönlich einen roten Teppich aus und sorge für Jungfrauen, die Dein Haupt mit Palm-Wedeln kühlen.Bastler hat geschrieben:Für intersubjektiv halte ich das schon.
LETZTLICH halte ich es schon auch für intersubjektiv vermittelbar - aber nicht zu Lebzeiten.
Nicht, dass es an Versuchen gefehlt hätte, Glaubensaussagen diskursiv weiterzugeben! Herausgekommen ist dann das wohbekannte und wohlverhasste "Eintrichtern", "Einbläuen" oder das fundamtentalistische Umsichwerfen mit scheinbar todsicheren Argumenten. All diese Taktiken haben immer etwas sehr Mächtiges und Machtheischendes an sich, auch diese Scheinargumentationen.
Aber manchmal springt der Funke über. Der andere erfasst intuitiv das, was ich sagen wollte und doch nur sehr unzureichend in Worte fassen konnte.
Agnostiker will ich normalerweise nicht überzeugen. Im Gegenteil: Ich schätze ihre A-Gnostik sehr - falls sie sie tatsächlich durchhalten. Erkenntnistheoretisch habe ich mit ihnen ein gemeinsames Fundamtent: Wir geben beide zu, dass man über Transzendentes nichts wissen kann. Während sich Agnostiker allerdings mit diesem Nichtwissen zufrieden geben (was interessiert sie ein Gott, der sich nicht nachweisen lässt?), fülle ich dagegen den weiten Raum meines Nichtwissens mit Glauben. Agnostiker füllen ihn (wenn überhaupt) mit Skepsis und einem diffusen Glauben daran, dass dies für sie genügt. Manchmal reden sie sich diese Genügsamkeit so heftig ein, wie sich Fundamentalisten ihr Fundament einhämmern. Dies ist der Punkt, an dem viele Agnostiker ihre vorgebliche Agnostik schnell und eifrig verlassen. Plötzlich "wissen" zum Beispiel einige vorgebliche Agnostiker, dass nach dem Tod alles aus ist. Schön, wenn ein Agnostiker so viel weiß.

Sie müssen von selbst drauf kommen, dass ihnen was fehlt und was ihnen fehlt. Wenn sie nicht drauf kommen: Was man nicht weiß, macht einen nicht heiß. Und deshalb sind die Agnostiker mit ihrem Leben oftmals ziemlich zufrieden. Soll ich ihnen dies nehmen? Die sind doch selber groß. Und womöglich schließt Gott sie im jüngsten Gericht allesamt in die Arme und bestätigt sie: "Das habt ihr gut gemacht, nicht an mich zu glauben! War ja auch irgendwie konsequent. Nur schade, dass ihr euch das Leben so schwer gemacht habt und ihr die besten Features des Erdendaseins ausgelassen habt. Aber jetzt kommt her, trinkt ein paar Schlückchen Ambrosia und Nektar, verbreitet die innere Konsequenz, die euch eigen ist, und erquickt euch an meinem Reich und seinen Bewohnern."
#320 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?
Du hast davon gesprochen, dass für Dich das Prozessuale im Vordergrund steht. - Ist das etwas anderes?Savonlinna hat geschrieben:Ich habe überhaupt nicht vom Erkenntnisweg gesprochen.
Aber ich - weil sich dieses Thema aus Deinen Ausführungen ergibt.Savonlinna hat geschrieben:Auch das habe ich nicht thematisiert.
Du hast etwas von Beliebigkeit und Willkür gesagt. - Ist etwas widerspruchsfrei, ist es nicht beliebig und nicht willkürlich. - Meinst Du überhaupt nichts mit dem, was Du sagst?Savonlinna hat geschrieben:Ich habe kein Wort von Widerspruchsfreiheit gesagt,
Was ist denn DAS? - "Widerspruchsfreiheit" ist eine Voraussetzung für ein in sich konsistentes System. - Interessiert Dich das NICHT?Savonlinna hat geschrieben:"Widerspruchsfreiheit" ist das Modewort schlechthin, das Du von Pluto etc. übernommen hast.
Das ist richtig. - Wenn man von seinem Ausgangspunkt feststellt, dass neue Ergebnisse zu einer Ziel-Überprüfung/Grundlagen-Überprüfung einladen, ist das genau ein Sinn von Hermeneutik.Savonlinna hat geschrieben:Die Methode der Hermeneutik - die ich ja umrissen habe und der Du beipflichtest - legt den allerhochsten Wert darauf, die Vorurteile, mit der man dem Text begegnet, durch den Text korrigieren zu lassen.
Das ist GRUNDLAGE. - Was denkst Du, wie oft ich schon einen Erkenntnis-Status-Quo geändert habe, weil es dann stimmiger war? - Und jetzt warte ich auf Stimmigeres. - Wenn es NICHT kommt, gebe ich nicht auf, was bisher da ist. - Ich bin offen und ganz Ohr.Savonlinna hat geschrieben:Bist Du dazu bereit?