Savonlinna hat geschrieben:Der Unterschied zwischen "anthropozoentrisch" und "theozentrisch" basiert auf einer ganz unklaren und verschwommenen Weltsicht Deienrseits, und diese möchtest Du den Usern hier als "Grundlage" vortäuschen
Da stimme ich Dir gerne zu, liebe Savonlinna, denn gerade die christliche Mystik sucht Gott
im Menschen, die scheinbare Grenze zwischen dem „
anthropozentrischen“ und „
theozentrischen“ wird also aufgehoben. Das will uns die religiöse Sprache sagen, wenn sie von der „Fleischwerdung des Wortes“ spricht in einem kleinen zerbrechlichen Kind in Betlehem: göttliches Leben ist Mensch geworden. Doch nicht nur in Jesus, in jedem von uns und durch das ganze Universum, das ist dann die erweiterte Aussage.
Gott und Mensch verhalten sich zueinander wie Gold und Ring. Sie sind zwei ganz verschiedene Realitäten. Gold ist nicht Ring und Ring ist nicht Gold. Aber in einem goldenen Ring können sie nur zusammen auftreten. Sie sind koexistent. Das Gold braucht eine Form, um zu erscheinen, und der Ring braucht ein Material, um sichtbar zu werden. Sie sind Nicht-Zwei. Das Gold offenbart sich als Ring. So offenbart sich Gott als Mensch. Sie können nur zusammen erscheinen. Das ist für mich der Sinn der Inkarnation Jesu. Es soll darin sichtbar gemacht werden, dass alles eine Inkarnation Gottes darstellt, von den Quarks und Leptonen bis hin zu den rein geistigen Formen, von denen wir keine Ahnung haben. Wir sind „Gottmenschen“. Ich kann auch sagen: Gott hat sich als Mensch manifestiert.
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Gott inkarniert sich im Kosmos. Er und seine Inkarnationen sind unlösbar miteinander verbunden. Er ist nicht in seiner Inkarnation, sondern er manifestiert sich als Inkarnation. Er offenbart sich im Baum als Baum, im Tier als Tier, im Menschen als Mensch und im Engel als Engel. Es sind dies also nicht Wesen, neben denen es dann noch einen Gott gäbe, der gleichsam in sie hineinschlüpfte, sondern er ist jedes einzelne dieser Wesen – und ist es auch wieder nicht, da er sich nie in einem von ihnen erschöpft, sondern immer auch alle anderen ist. Eben diese Erfahrung macht der Mystiker. Er erkennt den Kosmos als sinnvolle Manifestation Gottes, während sich manche Menschen dem Kosmos gegenüber verhalten wie Analphabeten gegenüber einem Gedicht: Sie zählen die einzelnen Zeichen und Worte, aber sie sind nicht imstande den Sinn zu verstehen, der dem ganzen Gedicht seine Gestalt gibt.
Willigis Jäger
https://mystikaktuell.wordpress.com/tag/inkarnation/
ʿĪsÄ Ø¹ÙŠØ³ÛŒ, ... wie Jesus im Koran auch genannt wird ... wird im Islam auch als
„sein (Gottes) Geist“ (rūḥ min-hu): und „Geist von ihm“: Sure 4,171 bezeichnet. Nun kann man natürlich fragen: sind wir nicht alle Geist und Leben von Ihm?

Das würde ich mit einem großen Ja beantworten... das ist das spirituelle Wissen (Gnosis), um das es im Christentum eigentlich geht, die im Grunde über alle religiösen Begrenzungen hinaus geht.
In diesem Sinne kann man auch den Satz von Ernst Bloch verstehen:
„Nur ein Atheist kann ein guter Christ sein, gewiss aber auch: Nur ein Christ kann ein guter Atheist sein“. meine These dazu: es ist an der Zeit das institutionalisierte Christentum los zu lassen, um in einem umfassenderen und wahrhaft schöpferischen Sinne Christ bleiben zu können. Das ist allerdings etwas, was der Einzelne nur für sich selbst entscheiden kann.
Das kann nicht von oben bestimmt werden, das kommt von Innen aus dem Wunsch nach
Individuation oder eben nicht, weil der Impuls nicht stark genug ist.