Ja. Und da die Erzählung im oder kurz nach dem Exil geschrieben ist, spiegelt sie die Situation der Exilzeit wider.Andreas hat geschrieben:So sehe ich das auch. Es geht darum, sich immer wieder der eigenen Ausgangsposition bewusst zu werden, sie zu hinterfragen und denselben Text aus verschiedenen Blickwinkeln immer wieder zu lesen, wenn man ihn in seiner ganzen Tiefe ausschöpfen will.Savonlinna hat geschrieben:Behaupten, dass nur die eine "richtig" ist, und zwar immer die, die man selber bevorzugt, ist für mich Kindergarten.
Setze ich meine "politische" Brille auf, wenn ich die Sintflutgeschichte lese, erfahre ich etwas von der Gefühls- und Gedankenwelt der Exilanten. Wegen dem Unglauben beider Königreiche überflutete Gott von allen Seiten die Heimat.
Diese Deutung ist insofern eine von denen, die wahrscheinlich sind, weil sie die Frage beantworten kann:Andreas hat geschrieben:Die politischen Wogen glätteten sich langsam und ihr Land kam wieder in Sicht. Sie konnten aus der Arche des Exils wieder ihr Land betreten
Warum schrieben die Priester zur Zeit des Exils diese Erzählung? Warum griffen sie den Stoff auf und veränderten ihn?
Das sind die Fragen der historisch-kritischen Methode!
Und genauso geht die historisch-kritische Methode vor.Andreas hat geschrieben:So kann ich die spezifischen Unterschiede zu anderen Flutgeschichten im historischen Kontext plausibel nachvollziehen.
Sie fragt also
a. Warum wurde ein bekannter mythischer Stoff aufgegriffen, was ist die Intention?
b. Worin genau ist das Aufgegriffene verändert worden?
Mythische Stoffe sind durch die Jahrtausende immer wieder neu aufgegriffen und verändert worden.
Und immer ist die Frage: Warum wurde der Stoff aufgegriffen, und worin ist er verändert worden.
Dadurch gewinnt man Einblick in die Intention der Erzähler und erforscht die historische Situation derjenigen, denen die Erzählung mitgeteilt wird.