Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

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Münek
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#61 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Münek » Fr 27. Mai 2016, 08:35

seeadler hat geschrieben: Der Tod im Alten Testament hat eine andere Bedeutung, als jener Tod, der durch das fünfte Gebot verurteilt wird. Es geht hier um radikale Reinigung und ebenso einer radikalen Erneuerung an mehreren Stellen im Alten Testament, wo Gott gerne als "Mörder" dargestellt wird.
Du irrst Dich. Eine "radikale Reinigung und Erneuerung" fand doch überhaupt nicht statt. Es hatte sich ja nichts geändert.

Denn auch unmittelbar nach der Sintflut stellte Gott dasselbe fest, was er bereits vor der Flut ausgesprochen hatte,
nämlich dass das Trachten des Menschen böse ist von Jugend an (Gen. 8,21). Da fasst man sich doch an den Kopf und
fragt sich: Was sollte diese göttlich inszenierte weltweite grausame Vernichtungsaktion eigentlich bezwecken?

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sven23
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#62 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von sven23 » Fr 27. Mai 2016, 08:43

seeadler hat geschrieben: zu Punkt eins : Nein!

Zu Punkt zwei : Ja
Danke für die erschöpfende Erkläuterung. :lol:
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sven23
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#63 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von sven23 » Fr 27. Mai 2016, 08:51

Münek hat geschrieben:
seeadler hat geschrieben: Der Tod im Alten Testament hat eine andere Bedeutung, als jener Tod, der durch das fünfte Gebot verurteilt wird. Es geht hier um radikale Reinigung und ebenso einer radikalen Erneuerung an mehreren Stellen im Alten Testament, wo Gott gerne als "Mörder" dargestellt wird.
Du irrst Dich. Eine "radikale Reinigung und Erneuerung" fand doch überhaupt nicht statt. Es hatte sich ja nichts geändert.

Denn auch unmittelbar nach der Sintflut stellte Gott dasselbe fest, was er bereits vor der Flut ausgesprochen hatte,
nämlich dass das Trachten des Menschen böse ist von Jugend an (Gen. 8,21). Da fasst man sich doch an den Kopf und
fragt sich: Was sollte diese göttlich inszenierte weltweite grausame Vernichtungsaktion eigentlich bezwecken?

Genau so ist es. Das deckt sich auch mit Erkenntnissen der Forschung. Nicht der Mensch hat sich geändert, sondern Gott, bzw. das Gottesbild.

"Das Zeichen dieses Treuebundes, den Gott nicht nur mit den Menschen, sondern mit allen
Lebewesen schließt, ist der Regenbogen. Wenn er am Himmel erscheint, wissen die
Menschen: dieser Regen ist nicht die Sintflut, sondern ein ganz normaler Regen. Denn die
Sintflut wird es nicht wieder geben. Der Schöpfergott wird seine Welt nicht wieder
vernichten, obwohl die Menschen nicht besser geworden sind.
...
Auf der Seite Gottes vollzieht sich eine Umkehr. Am Beginn der Flut handelt der
Schöpfergott angesichts des weltweiten menschlichen Frevels gemäß dem
Gerechtigkeitszusammenhang, dass böse Taten ein böses Ergehen nach sich ziehen müssen,
und verhängt die Sintflut als Sündflut und großes Strafgericht. Am Ende der Sintflut hat Gott
eingesehen, dass der Mensch ist wie er ist, fähig zum Guten wie zum Bösen. Gott kann oder
will ihn nicht besser machen. Der Mensch bleibt wie er ist und bekommt dennoch die
Treuegarantie des Schöpfergottes."

Quelle: Das Rätsel der Sintflut. Biblische und kulturgeschichtliche Streifzüge
Thomas Naumann/Universität Siegen

"2. Gen 8,20-22. Das Herz des Menschen bleibt auch nach der Flut auf Boshaftes ausgerichtet (Gen 8,21). Doch diese Tatsache schmerzt JHWH nicht mehr in seinem Herzen und führt bei ihm auch nicht mehr zum Entschluss eines Eingriffs wie noch in Gen 6,5ff. Die Forschung erklärt diese Umkehr JHWHs unterschiedlich: Der unmittelbare Zusammenhang spricht für Noahs Opfer nach der Rettung als Grund für die neuartige Reaktion JHWHs (Eberhart, 2002, 369). – Doch der prägnant signalisierte literarische Bogen zwischen dem Beginn der Erzählung und Gen 8,20-22 legt als Grund das gesamte Flutgeschehen nahe. Demnach hat die These zu gelten: Die Flut hat nicht den Menschen, sondern JHWH verändert (Perlitt, 1970)"
Quelle: Bibelwissenschaft
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Bastler
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#64 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Bastler » Fr 27. Mai 2016, 18:36

Reinigungsmaßnahmen totalitärer Herrscher stehen bei mir in keinem guten Ruf, weil sie meistens über das Leiden und den Tod von Menschen schreiten. Wenn Reinigung nicht von Vergebung, Versöhnung und Solidarität mit den Sündern, Zöllnern und Dirnen geprägt ist, dann ist der angerichtete Schaden durch die Reinigung meistens größer, als der Schaden, den die Unreinen anrichten.

Das gilt auch für konkrete, heutige Verhältnisse.
Klar, der IS wird von einer Verbrecherbande geleitet und bringt endlos grausame Verbrechen hervor. Aber einfach alle niedermetzeln? Das klingt sehr nach dem römischen Wort "pacificare". Pacificare heißt wörtlich übersetzt "Frieden machen". Die römische Praxis dieses Wortes sah so aus, dass man auf ein Gebiet so lange militärisch eindrosch, bis sich nichts mehr regte, was den Frieden stören konnte. So was lehne ich ab, selbst beim IS.

Ich empfände es auch zynisch, wenn jemand das Bombardement Dresdens am Ende des 2. Weltkrieges als "Reinigung" bezeichnet - obwohl es in gewisser Weise durchaus viele NS-Verbrecher getroffen hat, die sich ansonsten (ungerechter Weise) der Entnazifizierung entzogen hätten. Nebenbei hat es allerdings einen Haufen unschuldiger Menschen getötet, verkrüppelt und traumatisiert.

Und bei der Sintflut war es doch auch nicht anders. Das "verdorben ist alles Fleisch", weil die Menschen ja Böses tun, kann meiner Meinung nach nicht als Rechtfertigung für eine Sintflut herangezogen werden, in der Schuldige und Nichtschuldige, Menschen und Tiere ertrinken. Ich bin sogar gegen eine Todesstrafe gegen die wirklichen Schuldigen.

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#65 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Pluto » Fr 27. Mai 2016, 19:24

Bastler hat geschrieben:Ich empfände es auch zynisch, wenn jemand das Bombardement Dresdens am Ende des 2. Weltkrieges als "Reinigung" bezeichnet - obwohl es in gewisser Weise durchaus viele NS-Verbrecher getroffen hat, die sich ansonsten (ungerechter Weise) der Entnazifizierung entzogen hätten. Nebenbei hat es allerdings einen Haufen unschuldiger Menschen getötet, verkrüppelt und traumatisiert.

Und bei der Sintflut war es doch auch nicht anders. Das "verdorben ist alles Fleisch", weil die Menschen ja Böses tun, kann meiner Meinung nach nicht als Rechtfertigung für eine Sintflut herangezogen werden, in der Schuldige und Nichtschuldige, Menschen und Tiere ertrinken.
Der Vergleich ist gut.
Allerdings hinkt er, weil das Bombardement Dresdens von Menschen gemacht wurde. Die Sintflut soll hingegen von einem allgütigen Gott gemacht worden sein. Da darf man schon höhere Maßstäbe ansetzen, was die Verschonung der Unschuldigen betrifft.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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Savonlinna
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#66 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Savonlinna » Fr 27. Mai 2016, 19:40

Pluto hat geschrieben:Die Sintflut soll hingegen von einem allgütigen Gott gemacht worden sein.
Pluto in unbeirrbarem Kampf gegen die Ergebnisse der Wissenschaft.

Das schlägt sogar die Kreationisten. ;)

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#67 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Pluto » Fr 27. Mai 2016, 19:55

Savonlinna hat geschrieben:Pluto in unbeirrbarem Kampf gegen die Ergebnisse der Wissenschaft.
Was hast du zum Frühstück verspeist?
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#68 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Bastler » Fr 27. Mai 2016, 20:00

Du hättest das "allgütig" in Anführungszeichen setzen sollen.
Nicht, dass es dir einmal ergeht wie Philipp Jenninger.
https://de.wikipedia.org/wiki/Rede_am_1 ... _Bundestag

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#69 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Pluto » Fr 27. Mai 2016, 20:03

Bastler hat geschrieben:Nicht, dass es dir einmal ergeht wie Philipp Jenninger.
Auch dieser Vergleich hinkt.
Ich bin nämlich bei Weitem nicht so berühmt wie es Jenninger war.
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.

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#70 Re: Warum mussten alle in der Sintflut sterben?

Beitrag von Bastler » Fr 27. Mai 2016, 20:05

Du bist zwar weniger berühmt, hast aber ebenso die Gänsefüßchen weggelassen. Mei mei!

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