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von Bastler » Fr 27. Mai 2016, 18:36
Reinigungsmaßnahmen totalitärer Herrscher stehen bei mir in keinem guten Ruf, weil sie meistens über das Leiden und den Tod von Menschen schreiten. Wenn Reinigung nicht von Vergebung, Versöhnung und Solidarität mit den Sündern, Zöllnern und Dirnen geprägt ist, dann ist der angerichtete Schaden durch die Reinigung meistens größer, als der Schaden, den die Unreinen anrichten.
Das gilt auch für konkrete, heutige Verhältnisse.
Klar, der IS wird von einer Verbrecherbande geleitet und bringt endlos grausame Verbrechen hervor. Aber einfach alle niedermetzeln? Das klingt sehr nach dem römischen Wort "pacificare". Pacificare heißt wörtlich übersetzt "Frieden machen". Die römische Praxis dieses Wortes sah so aus, dass man auf ein Gebiet so lange militärisch eindrosch, bis sich nichts mehr regte, was den Frieden stören konnte. So was lehne ich ab, selbst beim IS.
Ich empfände es auch zynisch, wenn jemand das Bombardement Dresdens am Ende des 2. Weltkrieges als "Reinigung" bezeichnet - obwohl es in gewisser Weise durchaus viele NS-Verbrecher getroffen hat, die sich ansonsten (ungerechter Weise) der Entnazifizierung entzogen hätten. Nebenbei hat es allerdings einen Haufen unschuldiger Menschen getötet, verkrüppelt und traumatisiert.
Und bei der Sintflut war es doch auch nicht anders. Das "verdorben ist alles Fleisch", weil die Menschen ja Böses tun, kann meiner Meinung nach nicht als Rechtfertigung für eine Sintflut herangezogen werden, in der Schuldige und Nichtschuldige, Menschen und Tiere ertrinken. Ich bin sogar gegen eine Todesstrafe gegen die wirklichen Schuldigen.