NutellaToast hat geschrieben:Ohayo~
Mir wurde jetzt schon des öfteren zugetragen, dass das Beten völlig sinnlos ist, weil es einem genau so viel bringen soll wie ein 6er im Lotto - Zauber von einem Voodoo - Künstler.
Ist das Beten wirklich so sinnlos?
Ich denke, das Beten bringt uns etwas.
Wenn nichts physisches, etwas psychisches.
Ich wage - als Nicht-Christ - einmal Folgendes dazu zu sagen:
Es hängt sehr davon,
wie man betet.
Ich von mir weiß, dass ich in völlig aussichtslosen Situationen - wo ich selber so hilflos bin, dass ich keinen Durchblick mehr habe, aber dennoch eine Entscheidung treffen
muss, und zwar eine sehr entscheidende -, dann
loslasse.
Dass ich dann quasi ein "höheres Selbst" imaginiere und es anspreche: 'Führe mich, ich selber bin unfähig zu handeln.'
Ich spüre dann körperlich, wie ich loslasse, und dann 'lasse ich mich führen'.
Das heißt konkret: ich folge meinen körperlichen Impulsen.
Ich denke hier vor allem an eine Situation, wo ich auf dem Weg zu einem ICE, der mich zu meinem Vater bringen sollte, meine Handtasche mitsamt Geld und Fahrkarte irgendwo unterwegs liegen gelassen habe.
Ich musste unbedingt in diesen einen bestimmten Zug, da mein Vater- sehr alt, fast blind - auf mich wartete. Die Pflegerin war gegangen, weil ich ja kam.
In meinem Gehirn war nur: ich muss da hin, mit diesem Zug. Handy hatte ich damals nicht.
Die Fahrt dauerte ca 6 Stunden, und ich stieg in den ICE, ohne Geld, ohne Fahrkarte.
Es kamen mehrere Schaffner in der Zeit, die mich kontrollieren wollten.
Sie alle ließen mich gratis fahren, schrieben nicht mal etwas auf; sogar dann anschließend der Taxifahrer nahm mich gratis mit.
Ich weiß von früher, dass Schaffner, vor allem im ICE, gnadenlos sind, wenn man keinen Fahrschein hat.
Warum ließen sie mich diesmal, einer nach dem anderen, einfach so weiterfahren, im Laufe vieler Stunden?
Ich denke Folgendes:
Meine Verzweiflung, dass mein hilfloser Vater zu Hause weint, wenn ich nicht komme, hat mich zu einem Energiebolzen gemacht.
Ich musste eine Ausstrahlung gehabt haben, die die Schaffner sofort bewog, mir zu helfen.
Ich glaube, darin liegt das "Geheimnis" dessen, was manche als "beten" bezeichnen.
Ich nenne es nicht "Gott", das einen da führt, aber wenn der Einzelmensch sich "führen" lässt, dann ist das etwas, das uns Menschen als Möglichkeit gegeben ist.
Wir Menschen sind miteinander irgendwie vernetzt, und in Notsituationen bekommt man Impulse, man weiß nicht von woher, aber es lohnt sich, sich dieser Möglichkeit bewusst zu werden.
Wir wissen eben nicht - wie ich oft schreibe -
was mit dem Menschen entstanden ist, wer wir sind, in welcher Weise wir uns gegenseitig - unbewusst, ohne es also zu wissen - helfen.