closs hat geschrieben:Anton B. hat geschrieben:Funktioniert aber nicht. Die Konsequenzen sind doch hier im Forum in aller Schönheit sichtbar.
Ja - es funktioniert in der Tat nicht. - Und dabei dachte ich, es sei eine so selbstverständliche kleine Übung, dass es hierüber unter Gläubigen und Nicht-Gläubigen diskussions-freies Einvernehmen gibt.
Woran liegt das? Ich bin inzwischen sicher, dass es an der Vermengung von "dem, was ist" und "dem, was man methodisch wahrnehmen kann" liegt.
Wer behauptet denn, dass es überhaupt etwas jenseits der Wahrnehmung gibt, "das ist"?
Du. Nur Du.
Warum also sollte jemand da etwas "vermengen", was nur Du als Vermengen empfindest?
closs hat geschrieben:Offensichtlich ist es heute nicht vorstellbar, zwischen "Zu welchem Ergebnis in Bezug auf Wirklichkeit bringt uns unsere Methode" und "Dem, was wirklich war" zu unterscheiden.
Sieh es so: Man ist "heute" nicht mehr bereit, jeden undurchdachten Quark zu schlucken.
Nur weil Du so durchdrungen davon bist, dass es was Wichtiges und was Richtiges ist, was Du da getrennt wissen möchtest, darum ist es doch nicht automatisch tatsächlich etwas Wichtiges und etwas Richtiges.
Kommen Dir da nie je Zweifel?
Du begründest es ja noch nicht einmal. Du bist wie verhext davon. Es könnte eine fixe Idee sein, denn Du schaffst es nicht, sie zu hinterfragen.
Du redest davon Tag für Tag, wie unter einem Zwang.
closs hat geschrieben:- Denn man argumentiert "Wenn wir es nicht mit unserer ausgefeilten Methodik ermitteln: Wie können wir es denn sonst wahrnehmen?".
Ich jedenfalls argumentiere nicht so, und dennoch sehe ich das als eine völlig undurchdachte Überzeugung.
closs hat geschrieben:Als ob es darum ginge. - Es geht aus meiner Sicht darum, dass das, was damals wirklich stattgefunden hat, nicht "überstimmt" werden kann durch methodisches Ergebnisse
Der Punkt ist, dass es nichts gibt, "was damals wirklich stattgefunden hat". Du als Rationalist und - wie ich vermute - letztlich Natualist - kann sich gar nicht vorstellen, dass es keine "Tatsachen" gibt, außer wenn sie nicht als solche ausdrücklich von einer Gemeinshaft als solche bezeichnet wurde.
Aber Tatsachen "an sich" gibt es nicht. Jeder wirkliche philosophische Kopf kann das erkennen.
closs hat geschrieben:- denn das, was wirklich geschehen ist, wird man durch nichts rückgängig machen können.
Das ist richtig. Das zeigt schon die Naturwissenschaft. Es geht nichts verloren, alles ist verkettet. Und alles verwandelt sich sekündlich. Nichts bleibt, was es gerade noch war.
Nur: die "Ereignisse" deutet der Mensch hinein. Ereignisse sind Resultate menschlicher Deutungsarbeit.
Um zu überleben, deutet der Mensch in den Fluss des Geschehens "Ereignisse" hinein.
NIe je darüber nachgedacht?
closs hat geschrieben:Aber kann man nicht sagen: "Bei unseren Annahmen ergibt sich mit unserer Methodik folgende Wirklichkeit - ob es wirklich so war, wissen wir nicht". ---???---
Aber warum kann man nicht auch sagen: "Es gibt überhaupt keine Wirklichkeit außer dem, was wir als wirksam sehen.
So hat der Mensch den Begriff schließlich geprägt.
closs hat geschrieben:Und deshalb ist MEIN Credo:
Wirklichkeit ist das, was tatsächlich war, ist und sein wird
"Tatsache" ist ein menschlicher Begriff: nur Menschen schneiden aus dem ewigen Fluss des Geschehens "Tatsachen" heraus.
Sie erklären dies oder jenes zur Tatsache.
Insofern predigst Du - auch hier völlig entgegen Deinem Lippenbekenntnis - mit Deinem Credo das Anthropozentrische.
Da nur Menschen "Tatsachen" sehen, aus ihrer persönlichen Perspektive, predigst Du den Subjektivismus.
Auch wenn Du glaubst, Du würdest ihn aus dem Wege geschafft haben.
Im Gegenteil: Du bereitest ihm den Weg.
"Tatsachen" gibt es im materialistischen Denken, nicht im geistigen.