Savonlinna hat geschrieben:Nicht der Ontologe, nicht der Theologe fügt hinzu, sondern nur closs.
Sag mal: Willst Du mit einem Wisch die christliche Theologie ausschalten? - Du willst also sagen, dass ein wissenschaftlich Nicht-Nachweisbares historisch nicht geschehen sein kann?
Savonlinna hat geschrieben:Nein.
Achtung - ich wiederhole zur Sicherheit:
Falls die leibliche Auferstehung Jesu historisch stattgefunden hat (das Grab ist leer - Jesus ist durch den geistigen Schornstein abgehauen), ist sie NICHT ein Faktum - das sagst Du doch, oder nicht?
Savonlinna hat geschrieben: aber auch dann ein Fakt, wenn ich es nicht nachweise
Das ist EXAKT meine Aussage, der Du eben noch widersprochen hast.
Savonlinna hat geschrieben:Allerdings kann kein Wissenschaftler eine geheuchelte Müdigkeit von einer echten unterscheiden.
Wenn er Dich zu untersuchen kriegt. - Wie sollte ein Wissenschaftler Jesus nach seinem Daseins-Tod zu untersuchen kriegen?
Savonlinna hat geschrieben:Unsere Zeit ist eher im gegenteiligen Sinn gefährdet. Dass man alles und jedes als "Fakt" ansieht, nur weil man überzeugt ist, dass man da was durch den Wald hat flattern sehen, das verdammt nach einer Fee aussah.
Zustimmung. - Deshalb sollte man die Fee flattern lassen und nicht darauf bestehen, beurteilen zu können, was sie ist. - Wenn sie ein historisches Faktum ist, ist es halt so - wir müssen nicht alles wissen. - Entweder die Fee ist tatsächlich durch den Wald geflattert oder der Mensch hat ein inneres Bild projeziert.
Savonlinna hat geschrieben:Ich will nicht, dass Du verrückt wirst, nur weil Dich keiner versteht.Du musst aber in Kauf nehmen, falls ich nicht Deiner Meinung wäre.
Keine Angst - da bin ich belastbar. - Allerdings wanke ich in einer Mischung aus Erkenntnis und Schock, was hier so alles rauskommt.
Savonlinna hat geschrieben:Wo in diesem Buch, das Du potentiell schreibst, würdest Du das einfügen wollen, was Dir so wichtig ist: dass jede Menge stattgefunden haben kann, die kein Schwein registiriert hat.
Nirgends. - Ich würde aber wissen, dass nicht-registrierte Dinge genauso Faktum sind wie registrierte - nur dass wir diese Facta nicht kennen.
Savonlinna hat geschrieben:Und dass jede Menge Eingriffe Gottes stattgefunden haben können, die "Fakt" seien, auch wenn man sie nicht als Fakt erkennt.
Spirituell-geistig wäre dies nachvollziehbar - und wenn es so war, ist es Fakt.
Savonlinna hat geschrieben:"Leibliche Auferstehung" ist Dir plötzlich so wichtig geworden, und das auch noch als historisch abgelaufenes Faktum.
Nee - "Naherwartung" und "leibliche Auferstehung" sind eingeführte Beispiele, zu denen schon viel gesagt wurde - das ist der Grund.
Savonlinna hat geschrieben:Das wird Dir von einigen hier andauernd gesagt, aber Du ignorierst das.
Darum geht es nicht. - Es geht darum, dass die HKM-Vertreter erkennen, dass sie es als historisches Faktum (= es hat 33 AD tatsächlich stattgefunden) nicht ausschließen können, nur weil sie es methodisch ausschließen. - Nur darum geht es.
Savonlinna hat geschrieben:Würde man eine Umfrage machen in der Bevölkerung, würdest Du wahrscheinlich einen hohen Prozentsatz sehen, wahrscheinlich über 50 Prozent, vielleicht sogar 70 Prozent, die sowas für möglich halten.
Ungebildete Menschen, bei denen die Aufklärung noch nicht angekommen ist.
Savonlinna hat geschrieben: darum konstruierst Du dir eine heutige Zeit, in der die meisten naturalistisch oder materialistisch denken.
Quantitativ ist es tatsächlich nicht so. - Aber: Diejenigen, die naturalistisch/materialisisch denken, meinen, ihr Denken, dass sie "aufgeklärt" nennen, sei denen qualitativ voraus, die spirituell-geistig denken oder fühlen. - Und das nenne ich halt "Anthropozentrismus", weil man den eigenen intellektuellen Horizont zum Maßstab dafür macht, was geschehen sein kann und was nicht.
Savonlinna hat geschrieben:Warum kannst Du ihn nicht loslassen, da Du ja doch weißt, dass er nicht versteht, worum es hier überhaupt geht.
Es ist doch nicht nur einer - ich würde sagen, dass es hier im Forum die Mehrheit ist. - Unabhängig davon: Ich bin gebannt davon, zu welchen SChlussfolgerungen materialistisches Denken führen kann. - Natürlich hoffe ich, dass es irgendwann klickt - aber unabhängig ist die Logik materialistischen Denkens fesselnd für mich. - Ganz nebenbei: Es gibt allerhand materialistisches Denken auch im Christentum - was Du ja interessanterweise MIR vorwirfst, was mich in der Tat ratlos macht.
Nachdem Du mit Sprache viel zu tun hast: Mir ist es noch nie vorgekommen, dass mir regelmäßig (nicht nur von Dir) exakt das Gegenteil unterstellt hat, als ich sage. - Daraus schließe ich, dass dieselben Worte unter anderen weltanschaulichen Perspektiven etwas ganz anders bedeuten können - aber ich komme nur manchmal dahinter, weil es mir ungeheuer fremd ist. - Übersetzungsarbeit pur ("Wenn ich 'oben' sage und jemand 'links' versteht, meint also dieser Jemand 'oben', wenn er 'links' meint") - es scheint, als hätten in den letzten Generationen derart viele Paradigmen-Wechsel im Denken mit entsprechenden semantischen Shifts stattgefunden, dass es mich nicht wundert, wenn die Bibel überhaupt nicht verstanden wird.
Savonlinna hat geschrieben:Wie müsste Deine ständige Forderung, auch "Möglichkeiten" einzuschließen, ganz konkret umgesetzt werden bei dem Schreiben eines Buches mit dem Titel: "Ursachen des Faschismus im Dritten Reich"?
Das ist allein deshalb eine schwierige Frage, weil es ohnehin nur "Möglichkeiten" gibt, die man dann halt bewertet (oder verstehen wir wieder was Unterschiedliches unter dem Wort "Möglichkeiten"). - Machen wir es konkret ohne historische Diskussion an dieser Stelle:
Es gibt an Ursachen-Möglichkeiten:
a) Versailler Vertrag
b) Weltwirtschafts-Krise
c) Zeitenwende nach einem Kaiserreich seit mehr als 1000 Jahren (das Intermezzo zwischen 1806 und 1871 war ja im Grunde etwas wie die Weimarer Republik: Irgendeine Notlösung)
d) Zusammenkommen unterschiedlichster Möglichkeiten auf ganz unglückliche Art (hätte Ebert nicht einen entzündeten Blinddarm gehabt und hätte Wilhelm Marx nicht zufällig diesen saublöden Nachnamen gehabt, wäre Hindenburg nicht drangekommen) - wir nannten das in der Literaturwissenschaft "keiros".
e) HeilsgeschÃchtliche Gründe: Es war "dran" - warum, weiss nur Gott.
f) Hitler war vom Satan besessen
f) und viele, viele andere "Möglichkeiten" auch, die die historischen Wissenschaften untersuchen können oder nicht (meistens können sie)
Und dann gibt es einen Möglickeits-Mix je nach Zeit und Uni und historischer Schule, in dem man diese Einflussmöglichkeiten und viele andere auch unterschiedlich bewertet. - Und dann kommt 50 Jahre später jemand, der es ebenfalls wissenschaftlich ganz anders bewertet.
MEIN Anliegen wäre, dass Historiker nicht sagen würden: Möglichkeiten e) und f) könnten keine entscheidenden Einflussfaktoren sein, weil sie historisch nicht untersuchbar seien. - Denn dies wäre eine Überdehnung des historischen Mandats - insofern geht es eigentlich mehr darum, dass man einen möglicherweise wirksamen oder gar entscheidenden Faktor nicht ausschließt, nur weil er im eigenen methodischen Systems nicht vorkommt.
Mehr will ich die ganze Zeit nicht - ich möchte nicht, dass sich eine Methodik/Disziplin über das, was WIRKLICH historisch gewesen sein könnte, stellt, weil der Grund dafür nicht im eigenen Repertoire vorkommt. - Das heisst übrigens nicht, dass ich persönlich für die Möglichkeiten e) oder f) wäre - es ist vollkommen unabhängig davon.
Savonlinna hat geschrieben: Die leibliche Auferstehung Jesu verstehst Du ja materialistisch.
Was ICH verstehe, ist vollkommen irrelevant - ich kämpfe NICHT für die leibliche Auferstehung - ich kann sie mir genauso als geistige Chiffre vorstellen. - Ich kämpfe aber dagegen, dass eine Methodik ode eine Weltanschauung sagt, es könne nicht sein, weil es nicht im eigenen Koordinaten-System vorkommt. - Denn es KANN sein, dass Jesus WIRKLICH leiblich auferstanden ist - wie das Gott anstellt, dass es geht, ist nicht Gegenstand unserers Urteils.