Pluto hat geschrieben:Welche Möglichkeit wird denn ignoriert?
Dass Jesus der Messias/Gott wäre. - Es MUSS auch methodisch ignoriert werden, weil die Behauptung "Jesus ist Gott" erst nachgewiesen sein müsste, um relevant zu sein. - Also muss man aus methodischen Gründen die Bibel-Texte so interpretieren, als sei Jesus ein "normaler" Mensch - denn das kann man nachweisen.
Das heisst: Man interpretiert anders, als man es tun müsste, wäre Jesus tatsächlich Gott - was wir ja nicht wissen. - Somit ist interpretativ die Wirklichkeits-Möglichkeit, dass Jesus tatsächlich Gott ist, ausgeschlossen. Dies führt u.a zu einer anderen Interpretation der "Naherwartung" Jesu.
Pluto hat geschrieben:Die Wissenschaft untersucht mit ihren Modellen die wahrgenommenen Fakten.
Deshalb dürfte sie im Grunde zwar Religions-Geschichte, aber nicht Theologie betreiben. - Theologie-Geschichte ist eine historische Disziplin, der man ohne jegliches
inneres Verständnis der Quellen nachkommen könnte - bei Theologie geht das nicht.
Pluto hat geschrieben:Wenn du deine Möglichkeiten nicht so beschreiben kannst , dass sie eindeutig von Wissenschaftlern erkannt werden können, fallen beim "Screening" durch.
Genau richtig formuliert: Substantiell-theologische Fragestellungen fallen beim Screening durch, weil sie von der Wissenschaft (legen wir hier Dein Wissenschafts-Verständnis zugurnde) nicht erkannt werden können. - Das heisst aber gleichzeitig. Die Wissenschaft kann sich dann auch nicht zu substantiell-theologischen Fragestellungen äußern, mithin nur ein informations-liefernder Trabant der Theologie verstanden werden, die diese Informationen kern-theologisch verarbeitet. - Wenn Du damit einverstanden bist, sind wir uns wirklich einig.
Pluto hat geschrieben:Das Problem ist, die kanonische Exegeten wollen lieber ihren Dogmen vertrauen, anstatt das Ergebnis ernst zu nehmen.
Diese Ergebnisse sind doch im Kern keine ernstzunehmenden Ergebnisse - sie beschreiben nur, wie die Bibel zu verstehen wäre, wenn Jesus irgendein beliebiger Wanderprediger gewesen wäre und sonst nichts.
Umgekehrt: WENN die Wirklichkeit so wäre, dass Jesus nichts als ein beliebiger Wanderprediger gewesen wäre (was man einfach wissenschaftlich nicht ermitteln kann), hätte die HKM (in der hier dargebotenen Version) recht. - Aber eben nur dann.
Wir haben also zwei Möglichkeiten, die NICHT wissenschaftlich nachweisbar/falsifizierbar sind: Jesus ist irgendein Mensch - Jesus ist Messias/Gott. - Jetzt überleg mal:
* Welchen Sinn machte HKM INNERHALB der Theologie, wenn sie nur funktionierte für den Fall, dass Jesus NICHT Messias/Gott ist?
* Welchen Sinn machte die Annahme, dass Jesus NICHT Messias/Gott wäre, wenn es um überhaupt um "christliche Theologie" geht?
Das ist so ähnlich, als würde meine Thesen über Dich nur stimmig sein, wenn Du eine Frau wärest. - Wenn man dieses etwas komplizierte intellektuelle Geflecht dieser Sache entwirrt hat, kommt genau so etwas ähnliches raus - ein purer Widersinn.
Pluto hat geschrieben:Zauberlehrling...?
Ja - meine ich wirklich.
Pluto hat geschrieben:Ist dein Glaube objektiv oder eher geprägt durch deine Weltanschauung?
Bestenfalls ist er ontologisch objektiv, was für den Fall eintritt, dass es Gott gibt - da man es nicht objektiv wissen kann, sondern nur subjektiv erkennen kann, nennt man es "Glaube".
Aber es ist umgekehrt genau AUCH ein Glaube, wenn man meint, dass die eigene methodische Objektivierungs-Reichweite sei ausreichend, um diese Frage zu beantworten - auch das wäre Weltanschauung.
Pluto hat geschrieben:Das tut aber die HKM nicht.
De facto tut sie es - siehe oben.
Pluto hat geschrieben: Sie untersucht und fragt wer die Figur Jesus eigentlich war.
Auf der Basis, dass Jesus solange nur "normaler" Mensch ist, bis nachgewiesen ist, dass er Messias/Gott ist - was wissenschaftlich gar nicht nachweisbar ist.
Pluto hat geschrieben:Ratzingers Problem ist er trifft dabei ins Leere, weil die HKM nichts setzt.
Doch - Ratzinger setzt genau das Gegenteil. Während die HKM unausgesprochen methodik-immanent setzt, dass Jesus nur ein "normaler" Mensch ist, setzt Ratzi, dass Jesus "Gottes Sohn" ist. - Beides ist willkürlich - und führt selbstverständlich zu anderer Interpretation derselben Quellen - logisch.
Pluto hat geschrieben:Warum sollte man überhaupt etwas setzen?
Wenn man es nicht bewusst tut, wird es ohnehin unbewusst getan - da führt eh kein Weg dran vorbei.
