Anton B. hat geschrieben: Dahinter steht nur, dass HKM "wissenschaftlich" sein will.
Da hat doch keiner was dagegen. - Aber warum kommt sie dann mit Aussagen, die als Faktum dargestellt werden, Jesus habe selbst eine Naherwartung gehabt, wenn aus spiritueller Sicht (also wenn Jesus NICHT nur ein bedepperter Wanderprediger gewesen wäre) genau das Gegenteil naheliegend ist? - Dann halte ich doch meine Klappe, statt meinen Kompetenzraum zu sprengen.
Anton B. hat geschrieben:... und textkritisch analysieren und interpretieren. Und genau das macht die HKM doch.
Aber nicht sprituell interpretieren - historisch-kritische Interpretation kann nie spirituelle Interpretation ("Was steht geistig-substantiell in der Bibel?") sein. - Wenn die HKM wissenschaftlich sein will, muss sie es auch tun und da bleiben.
ICh bin immer noch der Meinung, dass wir es vor einigen Jahrzehnten richtig gemacht haben, als wir HKM (in der Literatur-Wissenschaft) als Trabanten rund um die inhaltliche Interpretation eines Stückes verstanden haben - und das war nicht abwertend gemeint. - Inzwischen scheint so etwas wie ein Zauberlehrling-Effekt eingetreten sein: Die HKM soll über ihren wissenschaftlichen Auftrag hinaus plötzlich Anprechpartner für geistig-inhaltliche Belange werden. - Das kann nicht gutgehen.
Anton B. hat geschrieben: Für die HKM als wissenschaftliche Disziplin ist es wesentlich, wissenschaftliches Wissen zu generieren. Und aus dem wissenschaftlichen Anspruch ergibt sich zugleich, welchen Anspruch HKM nicht haben kann. Mache Dir das doch mal klar.
Methodisch verstehe ich das doch alles - aber dann darf man doch nicht dem Anspruch kommen, methodische Ergebnisse mit "Wirklichkeit" gleichzusetzen. - Konkret:
Wenn ein HKM-ler sagt "Nach HKM-Kriterien hatte Jesus eine Naherwartung", hat er wahrscheinlich recht - da würde ich nie widersprechen - das ist das Ergebnis einer Methodik, die schon wissen wird, wie sie zu ihren Ergebnisse kommt. - ABER: Wenn HKM-ler sagen "Jesus hatte eine Naherwartung" (nicht als methodischer, sondern Wirklichkeits-Fakt) und schweigend hinzufügen "weil unsere Methodik die einzige wirklichkeits-relevante ist", dann wird es brandgefährlich. - Denn dann wird im Grunde Jesus "untersagt", mehr als ein beliebiger Wanderprediger zu sein (da er ja als Gott sicherlich gegen besseren Wissens keinen Bullshit wie "Naherwartung" in die Welt setzen würde - zumal es wirklich genug Gründe gibt, rein textlich NICHT auf diese Naherwartungs-Nummer zu kommen - aber das wäre jetzt ein anderes Thema).
Mit anderen Worten: Wenn wir uns darauf einigen, dass eine Methodik sich nur methodik-bezogen äußern kann, rennst Du bei mir offene Türen ein.
Anton B. hat geschrieben:Da ist doch wieder, Dein generelles Fehlverständnis bezüglich Wissenschaft.
Mein Verständnis von Wissenschaft ist, dass sie sich innerhalb ihrer methodischen Vorgaben äußert. - Einverstanden? Ja oder nein?
Anton B. hat geschrieben: Und wenn ich hier die Ergebnisoffenheit der Wissenschaften verteidigt habe, dann doch bestimmt nicht die "universale Ergebnisoffenheit".
Dann gib das bitte weiter - es entspricht exakt meinem Anliegen.