Deine Aussage habe ich gelesen - sie sind alle in sich konsistent (eigentlich die Regel bei Dir) - das Problem liegt woanders, ich weiss aber nicht, ob das vermittelbar ist.
Thaddäus hat geschrieben:1. eine petitio principii ex hypothesi, indem schon im theoretischen Ansatz (= ex hypothesi) dieser Exegeseform von bestimmten konkreten Glaubensaussagen als wahr ausgegangen wird
Zunächst geht Ratzi in der Tat davon aus, dass es Gott gibt. Das verstehe ich. - Denn es ist auch aus meiner Sicht die einzige Möglichkeit, Theologie zu betreiben. - Was die HKM tut, ist aus meiner Sicht entweder Zuarbeit zur Theologie oder - wenn sie interpretiert - Religions-Wissenschaft ("Die Nordmänner haben geglaubt, dass die Welt aus der Hirnschale des Gottes x entstand - bei den Christen ist es anders", etc.).
Thaddäus hat geschrieben:von bestimmten konkreten Glaubensaussagen als wahr ausgegangen wird, die exegetisch überhaupt erst einmal gestützt werden müssten
Da wird es jetzt besonders schwierig - denn aus meiner Sicht hängt Exegese maßgeblich davon ab, ob man vorher setzt
a) Jesus ist als normaler Mensch zu verstehen, solange nicht das Gegenteil bewiesen ist - da Jesu Gott-Schaft nicht beweisbar ist, legen wir also auf der Basis aus "Jesus ist Thaddäus/Closs oder sonst irgendein ein Menschen-Heini".
b) Jesus ist als inkarnierter Gott zu verstehen.
Ich meine nach wie vor, dass Wissenschaft/HKM BEIDE Möglichkeiten modellhaft durchspielen sollte:
a) Wie würde ich auslegen, wenn Jesus "normaler" Mensch wäre.
b) Dito, wenn er Gott wäre.
Dazu muss man als Wissenschaftler keinen persönlichen "Glaubensentscheid" treffen.
Thaddäus hat geschrieben: geht sie davon aus, dass alle biblischen (jüdischen) und auch unbiblische (ägyptische, assyrische und babylonische) Autoren auf einen Kanon hingeschrieben haben, im Grunde also faktisch bereits christliche Autoren waren.
Natürlich haben die Autoren NICHT gedacht: "Der Messias kommt noch - und jetzt leiste ich meinen Beitrag für einen Kanon aus NT-Sicht, der das, was ich schreibe, dann als AT bezeichnen wird". - Insofern Zustimmung.
Andererseits gibt es für den Fall, dass es Gott über unsere Vorstellung hinaus gibt, sehr wohl den Begriff der "Fügung", also das, was "in den Vortagen" geplant ist, weil es im Wissen allen Geschehens in der "Weltzeit" daraus etwas Zielgerichtetes macht. Insofern haben jegliche geistig-spirituellen Schriften einen teleologischen Zweck. - Ob man das dann "Kanon" nennen muss, ist wieder Menschensache und eigentlich irrelevant.
Also haben wir hier bereits einen Fall, der unter spirituellen (= HG-) Kriterien ganz anders zu bewerten ist als unter säkular-philosophischen. - Bereits hier sind die "Plausibilitäten" unterschiedlich.
Thaddäus hat geschrieben:es finden sich weder bei den jüdischen noch bei den nicht-jüdischen Verfassern (z.B. des Gilgamesch-Epos), irgendwelche auch nur entfernten Hinweise darauf, dass sie sich als irgenwie christlich verstanden haben könnten, zumal es zu ihrer Zeit noch gar keine christliche Lehre ab.
Vollkommen richtig. - Aber aus obigen Gründen nicht entscheidend - es greift einfach nicht, wenn man davon ausgeht, dass es Gott gibt.
Thaddäus hat geschrieben:. Und die Vernünftigkeit besteht in der Fähigkeit, logische Widersprüche und Zusammenhänge zu erkennen.
Da machst Du Dir es zu einfach. - Aus der Perspektive, dass es Gott (Allmacht, Allwissen, Überzeitlichkeit, Fügung, etc.) gibt, wäre es 2+2=5, wenn man annehmen wollte, dass spirituelle Schriften NICHT teleologisch sind. - Es wäre komplett unlogisch.
Thaddäus hat geschrieben:Es ist exakt die Aufgabe der Wissenschaften, die korrekten kausalen Zusammenhänge herauszufinden.
Aber sie kann es doch nur in ihrem säkularen Zusammenhang tun - also (zu Ende gedacht) unter der Setzung, dass es Gott NICHT gibt, weil es für Wissenschaft Gott nur geben kann, wenn er nachgewiesen bzw. nachweisbar ist. - Bis dahin muss sie säkular denken (das ist KEIN Vorwurf), also immer.
Folglich kann sie nur im Rahmen ihrer Methodik herausfinden, was korrekte kausale Zusammenhänge sind. - Genau das ist aber nichtig, sobald es Gott gibt. - Man ist also nur folgerichtig, wenn es Gott NICHT gibt - was wiederum lustig ist, weil man dann (letztlich) über Gott spricht unter der Voraussetzung, dass es ihn nicht gibt.

- Sorry, ich finde das wirklich so was von lustig.
Thaddäus hat geschrieben:Dass epileptische Anfälle durch unkontrolliertes Feuern ganzer Neuronenbereiche im Gehirn ausgelöst werden, ist nachweisbar und es ist exakt erklärbar
Erstens: Das ist auch von Ratzinger unbestritten - das weiss nun wirklich jeder, der es wissen will. - Zweitens: Insofern irrelevant, weil das Ausgelöst-Werden durch Neuronen als Faktum KEINE Aussage darüber ist, WARUM es ausgelöst wird.
Denn jeder Neurologe wird Dir erzählen, dass die Wissenschaft immer feiner einschlägige Zusammenhänge erkennt, aber auch, dass Wissenschaft nur inner-materielle Vorgänge beschreiben und in diesem Rahmen kausal verknüpfen kann. - Ich hatte zu diesem Thema wiederholt Gespräche mit einem Jugend-Kumpel, der jetzt Ordinarius für Neuro-Psychologie ist (also kein Arzt, aber ständig mit Neuronen beschäftigt). - Er betont, dass es auch unter Wissenschaftlern völlig ungeklärt ist, warum etwa ein "endogener" Epileptiker plötzlich mit oder ohne Medikamente seine Epilepsie lebenslang loswird, und selbst, warum ein "posttraumatischer" Epileptiker bei gleichem Krankheitsbild einmal zu ständigen Anfällen und ein andermal zu keinen Anfällen kommt - obwohl die Narbe im Hirn an derselbe Stelle ist und vergleichbar groß ist.
Unter spirituellen Gesichtspunkten ist das Gehirn DER Vermittler von Geistigem in die materielle Welt - unabhängig davon, ob das Geistige in der Materie individuell angelegt ist oder "von draußen" gefüttert wird (das ist ein eigenes Thema). - In BEIDEN Fällen findet eine Transferstörung statt, wenn ein physiologische Krankheit ("MAterieschaden") vorliegt - diese Transferstörung kann in manchen Fällen medikamentös/operativ behoben werden, in anderen Fällen nicht.
Es kann sogar unter dem Aspekt der Fügung so geplant sein, dass jemand aufgrund einer körperlichen Störung plötzlich ganz außergewöhnliche Fähigkeiten hat - das können auch spirituelle Fähigkeiten sein. - Nicht, dass ich das behaupten würde, aber ich weiss, dass man es im größeren Kontext, der eben über den methodischen Kontext der Wissenschaft hinausgeht, so sein KANN.
Nebenbei: Schau DIr mal das Phänomen der "Savants" an. - Deren ganz besonderen Eigenschaften sind in der Regel Folge einer Anomalie alias "Krankheit". - Das ist alles nicht so einfach!!
Thaddäus hat geschrieben:Deshalb ist die eine Erklärung richtig und die andere nachweislich falsch.
Genau das ist im übergeordneten Kontext FALSCH. - Richtig ist es nur im methodischen Rahmen der (Natur-) Wissenschaft. - Der übergeordnete Rahmen ist ein GRÖSSERE Rahmen als der wissenschaftliche - es ist anthropozentristisch, den eigenen Wahrnehmungs-Rahmen als absolut ("Deshalb ist die eine Erklärung richtig und die andere nachweislich falsch") zu verstehen, nur weil er methodisch (zweifellos) sehr gut organisiert ist.
Thaddäus hat geschrieben:Weltbilder sind eben nicht gleich Erklärungsmächtig und der Fortschritt in den Wissenschaften ersetzt falsche Erklärungen aufgrund nicht korrekter Weltbild-Annahmen durch korrekte Erklärungen.
Du hast wie üblich im Rahmen unserer menschlichen Erklärungs-Mächtigkeit recht - für Theologie reicht das aber nicht - es sei denn, wir reden von Religions-Wissenschaft.