Im Abschnitt „Jesu Grablegung“ steht etwas interessantes:
... 43 kam Joseph von Arimathia, ein ehrbarer Ratsherr, welcher auch auf das Reich Gottes wartete. Der wagte es und ging hinein zu Pilatus und bat um den Leichnam Jesu
(Quelle)
Wenn man mal davon absieht, dass es sich um einen kompletten Erzählentwurf handeln könnte, und sich darauf einlässt, zwischen den Zeilen zu lesen, dann fällt mir etwas auf:
1.
Der gesamte Vorgang der „Grablegung“ ist etwas exotisch, denn Gräber waren wohl nicht gerade erschwinglich und so könnte ich mir denken, dass es ohne den „einflussreichen Ratsherren“ entweder zum „Hängen lassen“ (wobei das Kreuz wohl eher auch wieder „benötigt“ wurde) oder zu einem „Hineinrollen in ein Massengrab“ gekommen wäre.
Bereits hier scheint also eine Entwicklung zu starten.
2.
Ein „ehrbarar Ratsherr“ ist anscheinend kein niemand, denn er bringt Pilatus dazu, dass dieser sich selbst einschaltet.
Wieso taucht dieser „Ratsherr“ plötzlich auf, wo Jesus doch eher nicht mit den Reichen Kontakt hatte?
3.
Was bedeutet es, wenn ein „ehrbarer Ratsherr“, also ein einflussreicher Mann, das „Reich Gottes erwartet“ und deshalb ein Grab für einen Leichnam zur Verfügung stellt?
„Ratsherr“ verstehe ich als einen Politiker, also einen Stimmungsfachmann – er lenkt die Stimmung innerhalb der Bevölkerung.
4.
Komisch ist, dass Pilatus der Übergabe des Leichnams zustimmt. Der Kreuzigungsgrund war ja im Grunde die Unruhe, die durch die Aussagen eines Wanderpredigers entstanden war und die Möglichkeit des „Hochkochens“ zu einem handfesten Aufstand-Problem.
Die Römer müssen gewusst haben, dass dieses Gebiet ein extremes religiöses Spannungsfeld war – irgendwie lag (wenn ich es richtig verstehe) ein „Messias in der Luft“.
Ausgerechnet in dieser Situation wird der Leichnam an einen „Politiker“ übergeben, der ganz offensichtlich die „Aufbewahrung“ in einem Grab zur Absicht hat.
-> „Nachtigal, ick hör dir trapsen“
5.
Von (römischen) Soldaten als Wache, habe ich bei „Markus“ (auf die Schnelle) nichts gefunden.
Der gesamte Vorgang ist aus meiner Sicht irgendwie komisch und bietet einige Zusammenhänge, die zu einem „Designsverdacht“ einladen.
Das Problem ist natürlich, dass man die Absicht hinter dem Text und die „Kenntnisse“ des Autors wohl sehr schwer in „die Rechnung“ mit einbringen kann.
So wie ich es verstehe, ist die Auferstehung von den Toten, für die damalige Zeit, wohl eine neue Idee, ein neues Konzept, eine neue Erzählung oder was auch immer.
Das „Auffahren und Gott-Werden“ ist jedoch kein neues Konzept. Gerade bei den Römern gibt es die Figur des „Romulus“, also des Stadtgründers von Rom. Der ist nicht gestorben, aber wohl plötzlich bei einer Militärparade unter einer spektakulären Umweltsituation (Donnern, Unwetter, dunkle Wolke) verschwunden. Senatoren, die am nächsten gestanden haben, glaubten danach, dass er „in die Höhe gerissen“ worden war.
Nach einer kurzen „Zeit des Schweigens“ fing man an, Romulus als „Gott“, der von einem „Gott“ geboren war, zu verehren. Romulus wird zu einem „Gewährsmann der Weltherrschaft Roms“.
Es gibt wohl auch einen „Zeugen“, der von der kurzzeitigen Rückkehr Romulus und dessen Aussage, dass Rom zur Weltmacht aufsteigen wird, berichtet.
Auch hier waren es „Politiker“, die den „letzten Kontakt vor dem Wunder“ hatten

(ich habe mal gehört, dass das Christentum eine sehr politische Religion sein soll…)