closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Wenn eine geistige Substanz außerhalb eines physischen Systems Mensch/Gehirn angenommen wird, auf das sie einwirkt, dann IST diese geistige Substanz extern gedacht.
Schon klar - allerdings ist MIR nicht klar, ob dieser externe Geist nicht auch bereits über die Individualität der menschlichen Anlage in die Materie hinein-geschaffen sein kann.
Auch in diesem Falle muss eine Wechselwirkung stattfinden, die du nicht erklären kannst. Wenn du glaubst, der externe Geist "sei bereits über die Individualität der menschlichen Anlage in die Materie hinein-geschaffen", dann muss er irgendwie da hineingekommen sein und auch weiterhin als "Anlage" mit dem Organismus wechselwirken. Auch in diesem Falle werden die Energieerhaltungssätze tangiert und die Einwirkung in die Physis müsste prinzipiell empirisch nachweisbar sein. Ansonsten findet keine Wechselwirkung mit dem Organismus statt.
Deine Annahmen und Vorstellungen darüber, wie externer Geist mit dem Körper wechselwirken können soll, sind offenkundig unausgegoren. Eccles und vor allem Penroses Überlegungen hierzu sind wesentlich konkreter und längst nicht so fantastisch wie deine. Aber auch sie können nicht überzeugen. Deine dem entsprechend noch viel weniger.
closs hat geschrieben:[
Thaddäus hat geschrieben:
Auch, wenn die gedachte kausale Einwirkung der res cogitans auf die res extensa nur als minimal und im subatomaren Bereich gedacht wird, muss dennoch ein Einfluss auf die res extensa vorliegen, der prinzipiell messbar ist. Ansonsten findet keine Wechselwirkung der beiden Substanzen statt. Auch diese Konsequenz des Substanzdualismus scheinst du nicht verstanden zu haben.
Da bin ich einfach vorsichtiger als der Naturalismus - Du präsentierst nicht selten genauso einleuchtende wie nicht unbedingt zutreffen müssende Sachen als unanfechtbare Blocks. - Verwechsele bei anderen bitte Unwissen nicht mit Vorsicht.
Soll der Satz:
"Da bin ich einfach vorsichtiger als der Naturalismus" ein Argument sein? Ist es nicht.
Also nochmal, da du die Konsequenzen deiner eigenen Substanzdualismustheorie nicht verstehst: WENN ein angenommener externer Geist kausal in irgendeiner und sei es noch so minimalen Weise auf ein physisches System einwirken können soll, dann MUSS es zwangsläufig prinzipiell beobachtbare energetische Veränderungen in dem physischen System geben. Ansonsten findet keine kausale Einflussnahme statt. Diese Konsequenz ergibt sich
logisch zwingend aus deinen substanzdualistischen Annahmen.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben: absurden Vorstellung einer doppelten Identität
Wieso "doppelt"? - Wenn Du über eine gestörte Leitung telefonierst und nur Fetzen Deines Telefonats an der anderen Seite ankommen: Spricht man dann von "doppelter Identität"? - Nicht so forsch, bitte.
Du nimmst an, Identität und Persönlichkeit seien in einer externen Geist-Substanz zu verorten. Diese wirkt nun so auf den Körper/das Gehirn ein, dass dieser Körper marionettenhaft diese Identität und Persönlichkeit repräsentiert. Damit wird sie substanziell verdoppelt, - nämlich in der res extensa. Nicht nur das, kannst du gar nicht angeben, was
Identität und Persönlichkeit gedacht als unsichtbare und unkörperliche Geist-Substanz überhaupt bedeuten sollten, denn wir können die Identität und Persönlichkeit einer Person nur über ihren Körper beobachten und wahrnehmen. Du kannst ja einmal versuchen auszuführen, wie die Identität und Persönlichkeit einer externen körperlosen Geist-Substanz vorgestellt werden soll und wie überhaupt erkennbar sein soll, dass eine körperlose Geist-Substanz Identität und Persönlichkeit hat?
closs hat geschrieben:
Das Gehirn hat für mich genauso wenig moralische Bedeutung wie die Milz. - Aber vernichten sollte man beide NICHT, weil der Körper im Dasein gebraucht wird - deshalb soll man ihn heilen.
Altersdemenz und Alzheimer sind nicht heilbar. Der Körper hat keine moralische Dimension für dich. Identität und Persönlichkeit sind in einer externen geist-Substanz zu verorten und haben mit dem Körper nichts zu tun. Hieraus ergibt sich geradezu zwangsläufig die moralische Verpflichtung, einen beschädigten und darum leidenden Körper von seinen Leiden zu erlösen.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Es gibt keinen moralischen Grund, den offensichtlich leidenden Körper des Kranken nicht von seinen Leiden dadurch zu erlösen, dass man den beschädigten Körper tötet. Seine Geist-Substanz und Identität bliebe davon ja unberührt.
Das sind zwei Aussagen:
1) Nein - die Schöpfung "Mensch" sollte vom Menschen nicht getötet werden (das ist doch aus das Thema bei Abtreibung).
Für diese Ansicht gibt es kein stichhaltiges Argument. Im Gegenteil gibt es stattdessen gute Argumente dafür, die beschädigte Hülle der externen Geist-Substanz zu entsorgen, damit sie nicht weiter leiden muss.
closs hat geschrieben:
2) Natürlich bleibt die Geist-Substanz und Identität unberührt, wenn man es trotzdem tut.
Eben. Deshalb kann und sollte man unheilbar beschädigte und leidende Marionettenkörper vernichten. Eine moralische Konsequenmz deiner substanzdualistischen Annahme.
closs hat geschrieben:Das Töten des Menschen ist nicht deshalb verboten, weil man damit die Entität der Individualität töten würde, sondern weil der Mensch nicht das Recht hat, in die Welt Hineingeschaffenes zu töten (das es hier medizinische Grenzbereiche geben kann, ist ein anderes Thema).
In diesem Falle würde der Mensch nicht getötet, denn seine Identität und Persönlichkeit bleiben ja als Geist-Substanz erhalten. Es würde lediglich seine Körperhülle entsorgt. Das ist eine der vielen bizarren Konsequenzen deiner dualistischen Setzung.
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Natürlich ist die Annahme einer externen Geist-Substanz eine ontologisch völlig unbegründbare bloße Behauptung
Aus naturalistischer Sicht: selbstverständlich.
Ich mache keine naturalistischen Annahmen, denn ich behaupte nicht, es gäbe keine kausal wirksame Geist-Substanz. Im Gegenteil gehe ich von deiner substanzdualistischen These aus und zeige lediglich ihre logischen Konsequenzen auf.
closs hat geschrieben:
Aber spirituell ist es halt das Gegenteil - da ist es hoch plausibel.
Inwiefern sollte deine Annahme hoch plausibel sein. Du setzt lediglich einen Substanzdualismus voraus. Warum das plausibel sein soll, dafür hast du noch keine einziges Argument genannt.
Es scheint dir noch nicht aufzufallen, aber ich demontiere gerade deinen an Descartes angelehnten Substanzdualismus nach allen Regeln der Kunst. Das ist freilich keine besondere intellektuelle Leistung, weil deine Annahmen entweder völlig begründungslos von dir gesetzt werden, und fällt doch einmal aus Versehen ein Argument (z.B. die externe Geist-Substanz könne ja schon in der Materie eines Körpers irgendwie vorhanden sein), dann ist es so schwach, dass es jedem halbwegs verständigen Menschen sofort auffällt (auch in diesem Falle müssen Geist-Substanz und Körper wechselwirken können, wofür du noch keine plausible Erklärung geliefert hast, wie dies geschehen könnte).
closs hat geschrieben:Thaddäus hat geschrieben:Unerklärlich ist weiterhin, warum ein evolutionär entstandener Roboterkörper überhaupt nötig ist für die Repräsentation einer Geist-Substanz
Naja - weil wir halt im materiellen Dasein leben. - Wenn Du im Weltraum leben würden, bräuchten wir auch einen funktionierenden Weltraum-Anzug. - Der Körper ist Hülle der Identität, aber doch nicht die Identität selbst.
Die externen Geist-Substanzen leben offensichtlich nicht in der materiellen Welt. Warum wollen sie in dieser leben? Warum wollen sie über Marionettenkörper und bloße Hüllen in Erscheinung treten? Warum müssen sie so konstruiert sein, wie sie evolutionär konstruiert sind? Weshalb ist die Vermittlungsstelle zwischen Geist-Substanz und Körper nicht lediglich bohnengroß. Gerade weil die Geist-Substanz res cogitans substanziell unterschiedlich zur res extensa ist, ist es unerklärlich, warum es eines so komplexen Gehirns bedarf.
Sehr viel naheliegender ist, dass dieses komplexe Gehirn den Geist hervorbringt (was empirisch bestätigt wird), statt dass Gespenster angenommen werden, die sich des Gehirns lediglich als luxuriösen Adapter zur Wechselwirkung mit der res extensa bedienen.