closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Das, was Descartes sagt, ist Unsinn, denn das „ich“, also eine „Denk-Substanz“ können wir nicht feststellen, aber sehr wohl, dass ein festgelegter Ablaufszusammenhang stattfinden muss.
Diese Argumentierung ist an sich schräg - im Grunde sagst Du: "Stufe 1 ist nicht methodisch falsifizierbar, also fangen wir bei Schritt 2 an, der der erste ist, der methodisch falsifizierbar ist. - Für den kritischen Rationalismus ist das voll ausreichend (was ja Popper betont), aber nicht für die Frage davor.
Das was du als „Stufe 1“ bezeichnest ist deine behauptete „Denksubstanz“, für die es keine Hinweise gibt und ausser der „religiösen Ahnungslosigkeit“ keinen Anlass gibt (ich habe dich ja extra danach gefragt).
Vom wissenschaftlichen Standpunkt aus, muss man zuerst einmal untersuchen, wo der stärkste „Wissensherd“ liegt. Danach kann man versuchen, sich von dort aus weitere Zusammenhänge zu erschliessen.
Was kann man definitiv wissen?
1.
Egal, ob ich mich komplett über das täusche, was „in mir“ vorgeht und wie „ich realisiert bin“, muss man von einem Vorgang ausgehen, denn auch das „sich täuschen“ muss irgendwie stattfinden.
2.
In meinem „Mental-Verhalten“ spielen Festlegungen eine Rolle.
Begründung:
Die Festlegung auf eine konkrete Wirklichkeitsidentifikation kann durch zahlreiche Experimente nachgewiesen werden. Eine willentliche Abweichung davon ist
nicht möglich (selbst, wenn man vom Gegenteil überzeugt ist -> „schräge Linien“).
Auch wenn man hier sagt „ich glaube nur, dass ich festgelegt bin“ ändert dies nichts an der Festlegung, denn dann ist halt dieser „Glaube festgelegt“ (man kann dies in einer unendlichen Schleife weiter treiben, aber die Festlegung bekommt man nicht mehr heraus).
3.
In meinem „Mental-Verhalten“ kommt es (für mich) zu schier unendliche vielen unterschiedlichen Inhalten/Nuancen. Selbst wenn ich mich dabei jedes Mal täusche und diese Inhalte gar nicht da sind, so sind diese Täuschungen dennoch unterschiedlich.
Daraus baut sich das Wissen auf, dass mindestens so viele Abläufe möglich sein müssen, wie es unterschiedliche Inhalte/Nuancen gibt.
Es zeigt sich, dass die im Wissen vorkommenden Abläufe das zentrale Rätsel ausmachen.
Vor allem aus Punkt 3 kann man nun schliessen, dass es sich bei der Mental-Realisierung um ein „ausserordentlich flexibles Ablaufreservoir“ handeln muss (flexibel sowohl, was die Möglichkeiten und Variationen anbelangt, als auch was die Geschwindigkeit bei der Veränderung anbelangt). Mit Punkt 2 muss es in diesem „Ablaufreservoir“ auch zu nicht veränderbaren „festen Zusammenhängen“ kommen können.
Nun kann man in alle Richtungen suchen und Ideen/Vermutungen aufbauen.
Bei Descartes „Denk-Substanz“ stellt sich die Frage, wie eine Substanz die gesuchte Flexibilität liefern soll: selbst wenn sie Attribute ändert, wie Dicke, Schwere, Form, Aussehen ist man schnell am Ende der Möglichkeiten angelangt und im Grunde liegt dann das „Denken“ nicht mehr in der Substanz selbst begründet, sondern in ihrem „Verhalten“.
(Da ich diesen Ansatz sowieso für Unsinn halte, erspare ich es mir weiter darauf einzugehen)
Alternativ zu solchen „Ideen“, kann man durchaus auch die Wahrnehmung zur Suche verwenden, denn die „Möglichkeit einer Täuschung“ heisst ja nicht, dass tatsächlich ein Irrtum vorliegt, bzw. dass der Irrtum überall (also in allen Zusammenhängen) vorliegen muss.
Wenn man sich derart auf die Suche begibt, dann findet man im Körper das Organ „Gehirn“, mit ca. 100Milliarden Neuronen, 100Billionen Synapsen und mindest 100Milliarden Gliazellen.
Aus diesen Zahlen ergibt sich bereits ein Möglichkeitsumfang, der so gigantisch ist, dass man ihn nur mit einer „unüberschaubaren Zahl“ abschätzen kann – der Begriff „Universum“ ist vermutlich für Nicht-Fachleute am sinnvollsten.
Hinzukommt, dass in einem Neuronen auch unterschiedliche Molekularabläufe stattfinden können und es zu einer weiteren Potenzierung des erwarteten Möglichkeitsumfanges kommen kann.
(in der Neurowissenschaft wurde vor kurzem der geschätzte Möglichkeitsumfang um Faktor 10 nach oben korrigiert, weil man eine grössere Synapsenvariation, als bisher bekannt war, festgestellt hat).
Wenn man also von den drei Wissenspunkten ausgeht, dann hat man mit dem Gehirn einen Kandidaten, der für einen Realisierungsverdacht bestens geeignet ist.
Es ist somit vollkommen vernünftig, diese Möglichkeit mit oberster Priorität zu behandeln und für die Realisierung eine Vermutung aufzubauen, die
auschliesslich die Möglichkeiten des Gehirns verwendet.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:ich habe exakt aufgezeigt, dass man sich eben nicht festlegt, sondern festgelegt ist
Aber "Dein" Urteil, festgelegt zu sein, ist doch ein WAHRNEMHUNGS-Urteil, also eine Festlegung. - Man legt fest, dass man festgelegt ist. - Ich werde auf diesen ersten Schritt nicht verzichten.
Dein „erster Schritt“ ist nur eine Problemverlagerung, denn, leg dich einfach mal fest, dass du
nicht festgelegt bist – das geht nicht, denn bei der nächstbesten Gelegenheit wirst du wieder „festgelegt Wirklichkeit identifizieren“ – also hast du dich in Wahrheit
nicht anders festgelegt, wodurch deutlich wird, dass du auch bei der „geglaubten Festlegungsaktion“ schon lange festgelegt bist.
Egal wohin du die Festlegung verschiebst, du bekommst sie
nicht aus dem Spiel heraus.
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:das „Wissen um einen festgelegten Ablauf“ ist für uns absolutes Wissen.
"Für uns" heisst doch "gemäß einer Festlegung".
Nein, da es keine Alternative gibt, handelt es sich nur um eine Feststellung.
Es ist sozusagen eine „Wahlmöglichkeit mit einer Partei, bei gleichzeitigem Wahlzwang“
closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Ich schlaf gleich ein
Logisch
Genau, Inhaltsleere ist "irgendwann" vollkommen bekannt und stellt einfach nichts Neues mehr dar.
Ich habe auch die Erfahrung gemacht, dass die einzelnen „Inhaltsleeren“ dabei vollständig austauschbar sind – zum gähnen langweilig…