Pluto hat geschrieben:
Liberale Menschen -- und hier sehe ich ein breites Spektrum bis hin zum Agnostiker -- sind eher skeptisch eingestellt, sie sind (oft ihr Leben lang) auf der Suche, bleiben offen für Neues, und das ist auch gut so. Strengen Christen suchen nicht mehr, denn sie wähnen sich bereits im Besitz einer absoluten Wahrheit; dadurch wähnen sie sich bereits in der Gewissheit sich fürs göttliche Paradies bereits eine Eintrittskarte gesichert zu haben.
Um die Diskussion weiter auf den Punkt zu bringen, könnte man fragen, welche Wahrheit kann wirklich den Anspruch erheben, absolut zu sein?
Da wir keinen erfahrbaren absoluten Bezugspunkt haben und zudem in Raum, Zeit und damit Wissen beschränkt sind, gibt es keine absolute Wahrheit (Wahrheit hier verstanden als vollkommen zutreffende Aussage über die eine Wirklichkeit bei komplexen Sachverhalten).
Man kann eigentlich nur darüber diskutieren, wo und wie man sich Wahrheit nähern kann.
Also eine Wahrheit, die essentiell uns selbst betrifft.
Es kann aber nur eine Wahrheit sein, die wir uns ganzheitlich erschließen. Also nicht nur rational, sondern auch emotional, gefühlsmäßig und meinetwegen auch intuitiv suchend. Vielleicht sollte man besser den obsolet klingenden Begriff Weisheit verwenden. Also die Anwendungbarkeit/Umsetzung von Wahrheit. Und in der nutzreichen Anwendung haben wir wiederum eine Rückmeldung in Bezug auf die Richtigkeit der ungefähren Richtung.
Und hier finde ich sogar etwas sehr Grundlegendes im christlichen Glauben. "Liebe Deinen Nächsten wie Dich selbst".
Ohne die anderen könnte ich gar nicht wissen, was ich bin (oder ungefähr meinen zu sein). "Ich" bestimmt sich durch die Abgrenzbarkeit zu anderen, durch Unterschiede. Ich brauche den anderen also schon existentiell in mir selbst. Ohne die anderen wäre ich ein unbewusstes diffuses Etwas.
So als wenn das "Ich" ein Körperteil ist von einem "geistigen Körper" mit anderen zusammen. Untrennbar aufeinander angewiesen. Ja, wir beeinflussen und formen ständig unsere "Ichs" gegenseitig. Es gibt nicht einfach den Sünder neben mir, sondern jemand anders und oder ich haben ihn mitgeformt zu dem was er ist. Ein abgetrennter Finger wird nur kurze Zeit bestehen. Und so verhält es sich auch mit dem Ego. Wenn Du willst (okay, Du wahrscheinlich nicht, *schmunzel*) kannst Du für den abstrakten geistigen Körper "Gott" einsetzen. Gott ist im Ganzen. Wenn man so will, das umfassendeste Wir aller.
Wenn man es brutal ausdrückt: um den einzelnen Menschen geht es gar nicht. Es geht um die Menschheit (und hierüber auch um den Einzelnen). Und die hat nur als Ganzes die Möglichkeit sich zum Ebenbild Gottes zu mausern in einem (langen) Entwicklungsprozess. Immer wenn ich einzelne oder Gruppen ausschließe, verfehle ich eigentlich schon das Ziel. Als Egoist oder die Gruppe als Egoist.
Es muss nicht so sein, wie ich schreibe. Aber funktional geht es so auf. Wir wären wieder in Eden wenn es die Leute beherzigen würden. Oder? Einwände?
