Habe von Dir einen vorherigen Artikel übersehen, der mir wichtig erscheint:
Thaddäus hat geschrieben:Genau, - und rein sachlich gesehen, also vom einzigen ausgehend, was wir haben, nämlich den neutestamentlichen Schriften, hatte Jesus eine Naherwartung.
Die Beobachtungen selbst sind sachlich - die Bewertung/Interpretation jedoch ist a-prioir-weltbild-gesteuert. - Das ist bei Ratzi auch so - aber er gibt es zu.
Thaddäus hat geschrieben:und von Jesus nie erteilt.
Du schaffst es immer wieder mal, so ganz nebenbei Sachen quasi als Tatsachen einzustreuen, die keine sein müssen. - Ob Jesus einen Missions-Befehl erteilt hat oder nicht, wissen wir doch nicht von ihm, sondern von unterschiedlichen Rezeptionen. - Ob diese Rezeptionen authentisch zu Jesus stehen, glauben wir doch nur deshalb zu wissen, weil wir Analogie-Erfahrungen nutzen, die in diesem Fall passen oder nicht.
Thaddäus hat geschrieben:Du behauptest, es würde sich an den historisch-kritischen Ergebnissen etwas ändern
Differenzierung: An den Beobachtungen sollte sich nichts ändern (sonst hätte man wissenschaftlich nicht perfekt gearbeitet), aber an den Interpretationen.
Thaddäus hat geschrieben:dann zeige Mal auf, wie sich die obigen Ergebnisse der HKM dann ändern unter dieser Annahme!
Man müsste zunächst auf die Anwendung ansonsten sinnvoller Analogie-Bildungen verzichten - allein das wäre ein großer Unterschied. - Weiterhin müsste man - nehmen wir wieder unsere "Naherwartung" - aus dem geistigen Kontext von AT und NT verstehen - mit besonderer Betonung der Kern-Motive
* Der Mensch versteht Gott erst nach und nach.
* Jesus steht gerade NICHT für den Mainstream der Zeit, sondern für einen geistigen Paradigmenwechsel.
Damit einhergehen würde die Notwendigkeit, ein immer besseres Verständnis des damaligen Geschehens mit der Zeit für möglich zu halten - also das pure Gegenteil von "älteste Quelle = authentischste Quelle". - Ich behaupte nicht, dass dieser umgekehrte Weg richtig sein müsste, sondern lediglich, dass er unter diesen besonderen Umständen (Jesus = Gott) nicht ausgelassen werden kann.
Und am Ende wäre die Frage: Überlasten wir damit nicht die HKM? - Soll sie lieber nicht doch bei historischer Stoffsammlung bleiben? - Die Antwort darauf ist aus meiner Sicht offen - es ist schlicht die Frage, wie man "HKM" unter DIESEN besonderen Umständen verstehen will.
Thaddäus hat geschrieben: Ist Jesus = YHWH oder soll er = hl. Dreifaltigkeit sein, die erst im Jahre 325 (Konzil von Nicäa) erfunden wurde und vermutlich das ist, was du unter dem Begriff "Gott" verstehst?
Wenn DER eine Gott gemeint ist, den es nur geben kann, wenn Gott allwissend, allmächtig und über der Zeit ist, ist es wurscht, in welcher Chiffrierung man ihn anspricht.
[quote="Thaddäus""]Wissenschaftler auf Anhieb merken.[/quote] Ein unabhängiger Wissenschaftler weiß vor allem, dass deine christliche Gottesvorstellung das Ergebnis eines stark von griechischer Philosophie beeinflussten Konzilsbeschlusses 325 Jahre nach Jesu Geburt ist, ganz sicher aber nicht mit dem übereinstimmt, was Jesus unter "Gott" verstanden hat ... Insofern also ein herzhaftes LOL zurück!

[/quote]Auch hier: Wenn DER eine Gott gemeint ist, den es nur geben kann, wenn Gott allwissend, allmächtig und über der Zeit ist, ist es wurscht, in welcher Chiffrierung man ihn anspricht.
Thaddäus hat geschrieben: Denen? Welche ernst zu nehmenden Theologen meinst du mit "denen".
Wenn ich "Ratzinger" sagen würde, wäre Deine Antwort, dieser sei als Theologe nicht ernst zu nehmen - nicht wahr? - Also was soll das?
Ich bin inzwischen faul, was Original-Literatur von Forschern angeht - da bin ich noch von früher überfüttert - , lese aber immer wieder mal von irgendwelchen Lehrstuhlinhabern genau das, was mir plausibel vorkommt. - Bis vor kurzem war ich sogar der Meinung, dass diese Naherwartungs-Kiste ein außenstehendes Hobby von HKM-lern sei, weil mir bereits vor Jahrzehnten von allen Seiten gesagt wurde, dass dieses Thema schon lange gegessen wäre.
Es scheint hier Parallelwelten zu geben - hier die kirchliche Theologie, die dieses Thema gar nicht weiter beachtet, weil es aus ihrer Sicht längst ausdiskutiert ist - dort die HKM, die auf ihrer Ebene zu "nachweisbaren Ergebnissen" kommt. - Ich kann bei meinen nächsten Kontakten nochmals gezielt nachfragen.
Thaddäus hat geschrieben: Eine Methode, zu deren Prämissen es gehört, die Ergebnisse vorausszusetzen, die gerade überprüft werden sollen, kann keine Wissenschaft sein.
Aber das tut doch die HKM in Deiner Beschreibung auch - ich erinnere: HKM ist unter diesen Bedingungen nichts anderes als eine kanonische Exegese, nur dass eine andere Prämisse vorliegt. - Der Unterschied: Die kanonische Exegese bekennt sich dazu, eine Prämisse zu haben und dementsprechend hermeneutisch zu arbeiten.
Thaddäus hat geschrieben: Das tut im Übrigen auch die Hermeneutik von Schleiermacher bis Hans Georg Gadamer nicht. Das tut nur die kanonische Exegese, die genau deshalb keine wissenschaftliche Exegese sein kann.
Richtig - bei dem, was ich davon kenne, läuft es auf eine Entwicklung hinaus. - Aber diese Entwickung gibt es doch auch in der kirchlichen Theologie: Man erschließt mit der Zeit immer wieder systematisch neu die Realität der Bibel.
Thaddäus hat geschrieben:Wenn du wirklich glauben solltest, so etwas wie die kanonische Exegese könnte sich an den Universitäten als exegetische Methode durchsetzen oder auch nur mit der historisch-kritischen konkurrieren, dann bist du ziemlich auf dem Holzweg.
Ob es nun gerade die Ratzi-Theologie sein muss, weiss ich auch nicht - dazu kenne ich zu wenige Details. - Aber ich bin ziemlich sicher, dass es als Gegenbewegung wieder mehr eine geistig-spirituell fundierte Theologie geben wird - natürlich an den Universitäten. - Die Alternative wäre letztlich (auch wenn Du dies bestreitest) das Monopol einer Atheologie.
Thaddäus hat geschrieben:Wieso? Wenn du krank wirst und zum Arzt gehst, damit der dich mit seinem Wissen und seinen hochmodernen Grätschaften wieder gesund macht, dann ist das ein Zeichen dafür, dass du dein Vetrauen offenbar mehr in deinen Arzt als in Gott setzt! Das ist doch ziemlich klar.
Natürlich - meine Bemerkung bezog sich darauf, dass sogar nicht die Realität des Papstes ist, auf einen Arzt zu verzichten, wenn er krank ist. - Es geht hier auch noch nicht hinaus auf ein "Wer ist besser? Gott oder ein Arzt?" - Das sind irreale Konstruktionen. - Richtig ist, dass ein Christ zum Arzt geht UND gleichzeitig damit umgehen kann, wenn er nicht helfen kann.
Thaddäus hat geschrieben:Aus welchem Grund pochst du auf eine Naturgesetze brechende leibliche Auferstehung Jesu?
Ich poche auf die ontologische MÖGLICHKEIT derselben.
Thaddäus hat geschrieben:Kann der, der nicht an eine leibliche Auferstehung glaubt, deshalb kein gläubiger Christ sein?
Doch - individuelle Heilsgeschichte geht immer vom Status Quo der eigenen Erkenntnis-Fähigkeit und deren jeweiligen Chiffre-Möglichkeiten aus. - Insofern kann eine nordkoreanische Mutter, die noch nie das Wort Bibel oder Jesus gehört hat, näher an dem EINEN Gott sein, als eine Theologe.
Thaddäus hat geschrieben:Warum sollte die Leiblichkeit der Auferstehung wichtig sein?
Jesus erscheint zwar den Jüngern nach der Auferstehung so, dass Thomas ihn anfassen kann - aber Jesus kommt auch durch eine geschlossene Tür, als er den Raum betritt. - Mit anderen Worten: Das biologisch Leibliche ist eine Chiffre dafür, dass Jesus als Identität nach dem Tod diesselbe ist wie vorher - lies mal dazu Lessings "Laokoon oder über die Grenzen der Mahlerey und Poesie" - das könnte zur Erklärung beitragen.
Letztlich führt dies auch in eine Diskussion zum Thema "Geistleib" - also die uneingeschränkte Individualität des Menschen als geistiges Wesen ("Ich rufe Dich bei Deinem Namen"). - Schon wieder ein weites Feld.
Einen anderen Grund dafür habe ich schon oben genannt - Stichworte: Leid, Aufhebung der Dialektik, etc.
Thaddäus hat geschrieben:Ein Beharren hierauf zeigt lediglich, wie wenig man von Jesu "Auferstehung" verstanden hat
Oder genau das Gegenteil.