Worauf ich mit meiner Frage nach dem "Selbst" und dessen "Verwirklichung" hinaus wollte, war die Frage danach, was wir unter unserem "eigentliche Selbst" verstehen und wie dies "ausgelebt" werden kann.
Es kann doch wohl nicht heissen: ungehindert allen "Instinkten" und "Gelüsten" nachzugeben "ohne Rücksicht auf Verluste"?
Das führt zwar zu einem kurzen Wohlgefühl, ist aber doch nicht das, was wir uns eigentlich unter einem "erfüllten" Leben vorstellen. Jemand, der sich nur von seinen "niederen Instinkten" treiben lässt, mutiert mit der Zeit zu einem "egoistischen Ekelpaket", das sich nicht mal mehr selbst leiden kann.
Der Mensch besteht ja auch noch aus "höheren Trieben", die nicht immer mit den "niederen Instinkten" in Einklang zu bringen sind, sondern oft genug damit "im Clinch liegen".
Paulus beschreibt das schön im Römerbrief:
15 Denn ich weiß nicht, was ich tue. Denn ich tue nicht, was ich will; sondern was ich hasse, das tue ich.
16 Wenn ich aber das tue, was ich nicht will, so gebe ich zu, dass das Gesetz gut ist.
17 So tue nun nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
18 Denn ich weiß, dass in mir, das heißt in meinem Fleisch, nichts Gutes wohnt. Wollen habe ich wohl, aber das Gute vollbringen kann ich nicht.
19 Denn das Gute, das ich will, das tue ich nicht; sondern das Böse, das ich nicht will, das tue ich.
20 Wenn ich aber tue, was ich nicht will, so tue nicht ich es, sondern die Sünde, die in mir wohnt.
21 So finde ich nun das Gesetz, dass mir, der ich das Gute tun will, das Böse anhängt.
22 Denn ich habe Lust an Gottes Gesetz nach dem inwendigen Menschen.
23 Ich sehe aber ein anderes Gesetz in meinen Gliedern, das widerstreitet dem Gesetz in meinem Gemüt und hält mich gefangen im Gesetz der Sünde, das in meinen Gliedern ist.
24 Ich elender Mensch! Wer wird mich erlösen von diesem todverfallenen Leibe?
25 Dank sei Gott durch Jesus Christus, unsern Herrn! So diene ich nun mit dem Gemüt dem Gesetz Gottes, aber mit dem Fleisch dem Gesetz der Sünde.
Röm 7
Wer bei der religiösen Begrifflichkeit Magenschmerzen bekommt, kann sie ja durch "weltliche Äquivalente" ersetzen

. Den Zwiespalt an sich kennt wohl jeder.
Meine Frage ist nun: Was von diesen widerstreitenden Kräften ist nun "unser wahres Selbst" oder ist es beides zusammen? Und was kann davon wie "verwirklicht" werden?
(Und was hat das mit dem "Nächsten" und mit Demut zu tun?)