closs hat geschrieben:SilverBullet hat geschrieben:Ich sage doch gerade, dass es bei den angesprochenen christlichen Behauptung keine Wahrnehmungsunabhängigkeit, also somit nur Wahrnehmung gibt.
Woher willst Du das wissen? - Dein Satz ist gleichbedeutend mit der Aussage "Es gibt Gott nur in der Wahrnehmung, aber nicht als wahrnehmungs-unabhängige Entität". - Wie würdest Du eine solche Aussage begründen?
„Gott“ ist nichts anderes als die Anfangsfrage aus dem Schöpferverdacht. Wer hier einen Inhalt behauptet, der muss sagen, was es sein soll.
Eine Frage kommt selbstverständlich
nur in der Wahrnehmung vor.
closs hat geschrieben: SilverBullet hat geschrieben: Du verdrehst meine Aussage bis zur Unkenntlichkeit.
Nein - ich denke sie zu Ende.
Du machst elementare Fehler in der Wirklichkeitszuordnung, weil du nur deinen Wunsch erfüllt sehen möchtest.
Von „zu Ende denken“ kann keine Rede sein.
closs hat geschrieben: SilverBullet hat geschrieben:Da keine Beschreibung geliefert wird, muss ich davon ausgehen, dass diese Leute entsprechend der „Unterscheidung der Geister“ ihre eigenen Gedanken, als „durch das Andere beeinflusst“ verstehen wollen.
Moment - das ist nicht anders, wenn Du eine Sonnenblume anguckst. - Streng genommen kommt bei Dir nicht die Sonnenblume an, sondern Deine Wahrnehmung davon. - Und ob es die Sonnenblume auch außerhalb Deiner Wahrnehmung gibt, ist eh nicht falsifizierbar.
Die Wirklichkeitsfeststellung bezüglich einer Sonnenblume ist in keiner Weise vergleichbar mit den Religionsbehauptungen.
Bereits beim Wachstum muss eine Wahrnehmung feststellen, dass sie dieses Gebilde nicht hätte konstruieren können. Das Objekt ist von allen Seiten wahrnehmbar, mit Blickwinkeln, die das reine Erstaunen hervorrufen. Über die Zeit hinweg verändert sich die Pflanze, sie wächst. Wenn einem die Pflanze dann so richtig gut gefällt, geht sie ein und wieder „reagiert“ sie in einer unerwarteten Weise => es geht nichts anders, als diese Zusammenhänge als Wahrnehmungsunabhängigkeit und damit als Wirklichkeit zu verwalten.
Versuch mal genau so eine Unabhängigkeit bei den Glaubenshandlungen aufzuzeigen – Fehlanzeige, ausser der Suggestion funktioniert dort gar nichts.
„Unterscheidung der Geister“ ist reiner Selbstbetrug, der gegen die grundlegende Wahrnehmungsfunktion verstösst.
closs hat geschrieben:Eine besonders innige Bach-Interpretation kann naturwissenschaftlich (Töne) und psychologisch (Wirkung aufs Individuum) interpretiert werden - dass es etwas Transzendentes sein kann, wird man nicht unter geistiger Wahrnehmung buchen, sondern unter "Psychologie". - Ein echter Liebes-Blick kann man naturalistisch interpretieren (Hormone, Neuronen, Jahreszeit, entsprechende Disposition der Betroffenen, etc.). - Ein Satz in der Bibel, den man unerwartet liest und der einen unmittelbar vom Hocker reißt, wird man ebenfalls naturalistisch (dazu zähle ich auch die heutige Psychologie) interpretieren können - usw, usw.
Du kannst anscheinend nur gegen einen Gegner angehen: „die Naturwissenschaft“.
Darum geht es aber gar nicht. Es geht darum, dass du selbst, mit deinen Wahrnehmungsfähigkeiten keine Wahrnehmungsunabhängigkeit zu dieser behaupteten „Transzendenz“ feststellen kannst.
Alles was du dort findest, machst du selbst. Da reagiert nichts auf dich. Du bist der Einzige der „aktiv“ ist. Du erlebst nur dich selbst, deine eigenen Reaktionen.
Wenn dir Musik gefällt, dann gefällt sie dir. Das „Gefallen“ ist an sich aber keine von dir unabhängige Grösse. Das „Gefallen“ interagiert nicht mit dir.
Liebe kannst du nur bei dir phänomenal erleben. Zwar mögen sich andere Menschen dementsprechend verhalten, aber du musst ihnen Liebe unterstellen und kannst nicht ein wahrnehmungsunabhängiges „Ding“ feststellen.
Ein Satz in der Bibel, benötigt zu 100prozent eine interpretierende Wahrnehmung. Du bist der verstehende Anteil. Die Punkte auf dem Papier werden nur durch dich zu einer Bedeutung. Bei der Deutung ist keinerlei Wahrnehmungsunabhängigkeit vorhanden.
Ein Weltbild, das diese Wahrnehmungssituationen erklärt, ist der zweite Schritt.
Es geht also erst einmal nicht um "naturalistisch".
Wahrnehmung ist zuerst einmal ein Rätsel. Sie enthält aber einen klaren Mechanismus zur Feststellung von Wirklichkeit. Ich habe dir das Experiment genannt.
closs hat geschrieben:Wenn Du erwartest, dass da jemand mit dem Zauberstab rumeiert und ruft "Ich bin der große Geist", ist dies der falsche Ansatz.
Und der richtige Ansatz ist wohl, dass die Gläubigen mit dem Zauberstab rumeiern und rufen, „da ist der grosse Geist, der mich zum Stab-Wedeln bringt“.