Magdalena61 hat geschrieben:Röm. 13,8 (EÜ):
Bleibt niemand etwas schuldig; nur die Liebe schuldet ihr einander immer. Wer den andern liebt, hat das Gesetz erfüllt.
"Niemandem" etwas schuldig bleiben...(?) weiter oben, in Vers 7 schreibt Paulus:
Röm. 13,7 (EÜ): Gebt allen, was ihr ihnen schuldig seid, sei es Steuer oder Zoll, sei es Furcht oder Ehre.
Die Verpflichtung, Steuern und Zoll zu löhnen, kann ich noch nachvollziehen, aber was genau meint, jemandem "Furcht oder Ehre" schuldig zu sein?
Wem ist man Furcht oder Ehre schuldig?
Man soll
niemandem etwas schuldig bleiben.
Wie interpretiert ihr diese Stelle und wie setzt ihr sie in eurem Leben um?
Das ist ja eine ziemlich eindeutige Aufforderung. Man kann sie nicht einfach ignorieren.
LG
Ja, da hast Du recht.
Nun, Paulus schrieb diese Worte um das Jahr 55 an die Urchristen in Rom zurzeit Kaiser Neros, einer recht bunt gemischten Gemeinde, die es in Rom sicher nicht leicht hatte. Paulus war es offenbar sehr wichtig, dass Judenchristen und Heidenchristen sich als gleichwertige Glieder einer Gemeinde verstanden. Seine Worte in Römer 13:1-7 sollen nicht etwa die Christen auf einen "Staat in Gottes Gnaden" einschwören, denn Paulus glaubte sicher nicht, dass Kaiser Nero ein Vertreter Jesu Christie wäre. Pauli Sorge um die Urchristengemeinde galt offenbar nicht nur dem inneren Frieden, sondern auch den Frieden mit Rom, soweit es von ihnen abhing. In Rom erwartete der Staat wohl auch Furcht und Ehrerbietung von seinen Untertanen.
Auf heute übertragen verstehe ich dies so, dass Christen den Staat und die staatlichen Organe respektieren und mit Polizisten, Richtern und anderen Mitarbeitern des öffentlichen Dienstes respektvoll umgehen (nicht übertrieben, sondern so, wie es in der jeweiligen Kultur angemessen ist), sei es im Gerichtssaal, bei einer Verkehrskontrolle, im Rathaus oder im Jobcenter.
Damit war sicher keine Anbetung des Kaisers als Gottheit gemeint (denn dies wäre Götzendienst): es gilt Jesu Grundsatz:
Gebt denn dem Kaiser, was des Kaisers ist, und Gott, was Gottes ist.
Wenn also ein Staat Respekt verlangt, so sollte man ihm den Respekt nicht schuldig bleiben. Dazu gehört, nicht auf die Fahne zu spucken. Dies bedeutet nicht, dass man national oder politisch eingestellt wäre. Ein Christ wäre meiner Meinung nach im Idealfall sogar neutral eingestellt, aber eben nicht staatsfeindlich. Die Einstellung ist eher ausgeglichen, denn es gilt Petri Grundsatz:
Man muss Gott mehr gehorchen als Menschen. Der Gehorsam gegenüber dem Staat ist also nachrangig gegenüber dem Gehorsam gegenüber Gott. Solange es nicht gegen christliche Grundsätze verstießt (wie Götzendienst usw.), sollten die Urchristen in Rom den Staat auch unter Kaiser Nero respektieren, die Steuern zahlen und nicht auf die Idee kommen, dagegen politisch oder gar gewaltsam zu revoltieren. Dies wäre unter Neros Herrschaft auch eine ganz schlechte Idee gewesen, Pauli Rat war also zeitgemäß.