Savonlinna hat geschrieben:Novalis hat geschrieben:Außerdem gebe ich zu bedenken: der menschliche Verstand kann eigentlich gar nicht daran glauben, dass sich der große unendliche, undarstellbare und unvorstellbare Gott aus Liebe zur Welt freiwillig klein gemacht und in Jesus von Nazaret als konkreter Mensch offenbart hat.
Das ist doch gerade das, was nun überhaupt niemanden stört. Das ist doch das Sympathischste an dieser Religion.
 
Ja, es gibt wohl kaum jemanden, der solch eine Idee nicht sympathisch und irgendwie berührend findet, weil es etwas im Innersten des Menschen berührt. Doch wenn man das einfach naiv glaubt, dann nimmt man diese außerordentliche Aussage nicht wirklich ernst, sie ist viel zu groß, um sie „
einfach mal so nebenbei“ glauben zu können. Man könnte sogar sagen: es ist unmöglich sie zu glauben, es ist vernunftwidrig (wie beispielsweise Sören Kierkegaard argumentierte) für mich ist der „
ungläubige Thomas“ ein wirklich vorbildicher Jünger, weil er nicht blind glaubt. Entweder sehend glauben – mit dem ganzen Herzen und dem ganzen Verstand - oder gar nicht.
Ich stimme auch Friedrich Nietzsche zu: 
“Im  Grunde  gab  es  nur  Einen  Christen,  und  der  starb  am  Kreuz(...)Es  ist  falsch  bis  zum  Unsinn,  wenn  man  in  einem  "Glauben",  etwa  im  Glauben  an  die  Erlösung  durch  Christus  das  Abzeichen  des  Christen  sieht:  bloß  die  christliche  Praktik,  ein  Leben  so  wie Der, der am Kreuze starb, es lebte, ist christlich... Heute noch ist ein solches Leben möglich, für gewisse Menschen sogar notwendig: das echte, das ursprüngliche Christentum wird zu allen Zeiten möglich sein ... Nicht ein Glauben, sondern ein Tun, ein Vieles nichttun vor allem, ein andres Sein“ diese Worte gehören zu den wohl sinnvollsten Worten, die jemals über das Christentum gesagt wurden  

 interessant finde ich, dass er hier im Grunde aus der Sicht der christlichen Mystik spricht, für die Jesus-Nachfolge immer eine 
andere Lebensweise, ein 
anderes Sein meinte. Das ist eigentlich „
Glaube“ in einem tieferen Sinne des Wortes.