Das sagten die DDR-Kommunisten auch immer. Alles dürfe hinterfragt werden. Man sollte doch nur beweisen, dass der historische Materialismus (HISTOMAT) oder der dialektische Materialismus ( DIAMAT) falsch seien.sven23 hat geschrieben:Welche nicht hinterfragbaren Dogmen hat denn der Materialismus? Alles darf hinterfragt werden. Wenn es Belege gibt, dann auf den Tisch damit.Novalis hat geschrieben: Wenn Dich Dogmen so sehr bekümmern, weshalb hinterfragst Du dann die Dogmen des Materialismus und Atheismus nicht mit der selben Leidenschaft? Weil es nicht erwünscht ist, habe ich Recht?
Alles Teufelszeug?
- Savonlinna
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#1021 Re: Alles Teufelszeug?
#1022 Re: Alles Teufelszeug?
Man kann nicht überall konkret erkennen, wo ein System aufhört - richtig. - Na und? - Es geht doch erstmal um das "dass" und nicht um das "wie".Savonlinna hat geschrieben: Du kannst es nur pauschal sagen, aber offenbar konkret nicht erkennen und dadurch auch nicht auflösen.
Hier ist nichts operabel. - Man kann das System "Mathematik" nicht operieren, nur damit es keine Grenzen mehr hat - man soll es auch nicht - geht gar nicht.Savonlinna hat geschrieben:Nur, wenn ich begreife, dass ich einen grauen Star habe, kann ich ihn operieren lassen.
Gerade semantisch tue ich das. - Natürlich kann man es semantisch auch anders lösen, indem man sagt, alles sei Realität, was man sich vorstellt. - Kann man machen - dann muss man halt ein Wort finden, das meiner Definition von Realität entspricht - das wäre möglicherweise "Entität".Savonlinna hat geschrieben:Du bist nicht einmal bereit, die Begriffe semantisch zu untersuchen.
Aber irgendwie muss man doch sprachlich unterscheiden können, was kategorial der Unterschied zwischen dem Mond und meiner Vorstellung einer 17-beinigen Blondine ist - es sei denn, man lebt im Land des Solipsismus. - Aber auch das kann man klären, indem man sagt: "Ich bin Solipsist".
Mir geht es doch nicht um Gängelung von Systemen, sondern um Definition von Systemen.
#1023 Re: Alles Teufelszeug?
Wer leugnet, dass Texte - auch und gerade biblische Texte - auslegungsbedürftig sind, ist ein dreifacher Heuchler.JackSparrow hat geschrieben: Jesus ist Gott und Gott hat immer recht. Wer sich Christ nennt, ohne mit Jesus in allen Aussagen übereinzustimmen, ist demzufolge ein Heuchler. Und wer vor seinen Mitmenschen trotzdem so tut, als würde er mit Jesus übereinstimmen, ist ein zweifacher Heuchler.
Gott würfelt nicht, meinte Einstein. Aber er irrte. Gott nutzt den Zufall - jeden Tag.
#1024 Re: Alles Teufelszeug?
sven23 hat geschrieben:Welche nicht hinterfragbaren Dogmen hat denn der Materialismus? Alles darf hinterfragt werden
Beispielsweise das Dogma, dass der Geist das Produkt des Gehirns ist und mit dem Tod unwiederbringlich ausgelöscht sein wird und der Tod und nicht das Leben das letzte Wort behält. Oder das Dogma der Nicht-Existenz Gottes. Wenn Gott existiert, dann kann er sich auch offenbaren. Der Materialismus verneint die Möglichkeit einer solchen Offenbarung und bezeichnet spirituelles Denken gerne als „Wunschdenken“.
Was dabei übersehen wird: Wünsche und Phantasie können sich bewahrheiten; und selbst wenn sie sich nicht bewahrheiten: sie machen das Leben reich und erhellen es. Glaube und Hoffnung sprechen nicht nur vom Leben nach dem Tod, sie machen auch das Leben vor dem Tod leichtfüßiger und lebenswerter.
Hier mal ein kleiner Denkanstoß:
http://www.sankt-georgen.de/thph/thph_p ... schler.pdfIst es denn wirklich der Fall, dass sich der Naturalismus das gute Gewissen der Naturwissenschaft machen darf? Die gängige These lautet nämlich: Wenn wir die modernen Naturwissenschaften Physik, Chemie, Biologie, Kybernetik usw. akzeptieren, dann sollten wir zugleich Naturalisten werden. Diese Verbindung wird gewöhnlich als zwingend angesehen und nicht weiter in Frage gestellt
Die Dogmen des Naturalismus
Hans Dieter-Mutschler
Materialismus und Glaube Halbierte Wirklichkeit
http://www.tagesspiegel.de/meinung/mate ... 88886.htmlMan geht davon aus, dass die Welt hauptamtlich und ausschließlich aus Materie besteht und die höheren Formen – wie das Lebendige oder das Geistige – dann nur bestimmte materielle Konfigurationen sind. In dieser Lesart ist der Geist das Gehirn, das Lebendige sind die Gene und die Moral ist eine Erfindung von der Art der Verkehrsregeln, die auch nur Konventionen sind.
Dabei macht sich der heutige Materialismus das gute Gewissen der Naturwissenschaft zunutze. Wenn man Physik, Chemie, Biologie oder Informatik akzeptiert, dann muss man auch den Materialismus akzeptieren, so die These. Es kann aber gezeigt werden, dass der Materialismus keine Konsequenz der Naturwissenschaft ist, sondern dass er zu Unrecht als Berufungsinstanz herangezogen wird. Das zeigt sich schon daran, dass bedeutende Naturwissenschaftler wie Max Planck oder Albert Einstein Theisten waren. Es gibt aber auch Buddhisten, Agnostiker, Pantheisten und alles Mögliche unter ihnen. Der Grund ist der, dass die Naturwissenschaft weltanschaulich neutral ist oder es jedenfalls sein sollte.
Manche, wie Richard Dawkins, Bernulf Kanitscheider oder Ulrich Kutschera vertreten hingegen einen aggressiven Materialismus, der sich vornehmlich gegen die Religion richtet. Man spricht in diesem Zusammenhang vornehm von ,Naturalismus‘ oder ,Physikalismus‘, das klingt freundlicher, aber es handelt sich trotzdem um einen weltanschaulichen Materialismus. Systematisiert wurde diese Position in der Leib-Seele-Debatte der Analytischen Philosophie. Dort findet man klar dargestellt die Prinzipien, auf denen diese Weltanschauung beruht. Es scheinen im Wesentlichen drei Prinzipien zu sein, die 1. die Basis, 2. die Statik und 3. die Dynamik der Welt betreffen. Es wird sich aber zeigen, dass alle drei Prinzipien zwar gültig sein müssen, wenn der Materialismus wahr sein soll, dass sie aber keine Konsequenz der Naturwissenschaft sind, sondern Dogmen, an die die Materialisten inbrünstiger glauben als so mancher Religiöse an Jesus Christus
Niemand muss an den Materialismus glauben, nur weil er die Naturwissenschaft ernst nimmt, denn die Naturwissenschaft ist weltanschaulich neutral. Man kann sie demnach ernst nehmen und trotzdem ein spiritueller Mensch sein (so wie ich

Ich stimme Zenetti zu:
Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter./ Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer./ Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht.
Lothar Zenetti, dt. Dichter
#1025 Re: Alles Teufelszeug?
Die Hoffnung ist Ewig!Novalis hat geschrieben:Ich stimme Zenetti zu:
Menschen, die aus der Hoffnung leben, sehen weiter./ Menschen, die aus der Liebe leben, sehen tiefer./ Menschen, die aus dem Glauben leben, sehen alles in einem anderen Licht.
Lothar Zenetti, dt. Dichter
Die Liebe ist Heilig!
AMEN
Doch zuletzt stirbt der Glaube und das Wissen von Gott erlöst alle Seelen!
AMEN
Denn die Weisheit der Ägypter war, "Spalte den Glauben des Menschen in Gut und Böse und herrsche über den Menschen!" (Die Bibel)
Zuletzt geändert von NIS am Mo 22. Feb 2016, 17:24, insgesamt 1-mal geändert.
#1026 Re: Alles Teufelszeug?
Das ist kein Dogma, sondern lediglich eine Schlussfolgerung.Novalis hat geschrieben:Beispielsweise das Dogma, dass der Geist das Produkt des Gehirns ist und mit dem Tod unwiederbringlich ausgelöscht sein wird und der Tod und nicht das Leben das letzte Wort behält.sven23 hat geschrieben:Welche nicht hinterfragbaren Dogmen hat denn der Materialismus? Alles darf hinterfragt werden
Wo gibt es ein solches Dogma (Link bitte)?Novalis hat geschrieben:Oder das Dogma der Nicht-Existenz Gottes.
Novalis hat geschrieben:Wenn Gott existiert, dann kann er sich auch offenbaren.
Her Mutschler scheint kein Kenner der Naturwissenschaft zu sein.Novalis hat geschrieben:Ist es denn wirklich der Fall, dass sich der Naturalismus das gute Gewissen der Naturwissenschaft machen darf? Die gängige These lautet nämlich: Wenn wir die modernen Naturwissenschaften Physik, Chemie, Biologie, Kybernetik usw. akzeptieren, dann sollten wir zugleich Naturalisten werden. Diese Verbindung wird gewöhnlich als zwingend angesehen und nicht weiter in Frage gestellt
Die Dogmen des Naturalismus
Hans Dieter-Mutschler
Herr Mutschler fühlt sich offenbar durch Atheisten wie Dawkins oder Kutschera bedrängt. Warum bleibt er eigentlich in seinen Aggressionen stecken, anstatt mit echten, nachweisbaren Argumenten zu kontern? Letztere vermisse ich in seinem zornigen Angriff.Novalis hat geschrieben:Manche, wie Richard Dawkins, Bernulf Kanitscheider oder Ulrich Kutschera vertreten hingegen einen aggressiven Materialismus, der sich vornehmlich gegen die Religion richtet. Man spricht in diesem Zusammenhang vornehm von ,Naturalismus‘ oder ,Physikalismus‘, das klingt freundlicher, aber es handelt sich trotzdem um einen weltanschaulichen Materialismus. Systematisiert wurde diese Position in der Leib-Seele-Debatte der Analytischen Philosophie. Dort findet man klar dargestellt die Prinzipien, auf denen diese Weltanschauung beruht. Es scheinen im Wesentlichen drei Prinzipien zu sein, die 1. die Basis, 2. die Statik und 3. die Dynamik der Welt betreffen. Es wird sich aber zeigen, dass alle drei Prinzipien zwar gültig sein müssen, wenn der Materialismus wahr sein soll, dass sie aber keine Konsequenz der Naturwissenschaft sind, sondern Dogmen, an die die Materialisten inbrünstiger glauben als so mancher Religiöse an Jesus Christus
Der Naturalist sagt nichts Abschließendes darüber, was in der Welt ist.
#1027 Re: Alles Teufelszeug?
Pluto hat geschrieben:Herr Mutschler fühlt sich offenbar durch Atheisten wie Dawkins oder Kutschera bedrängt. Warum bleibt er eigentlich in seinen Aggressionen stecken, anstatt mit echten, nachweisbaren Argumenten zu kontern? Letztere vermisse ich in seinem zornigen Angriff.
Er benennt nur Tatsachen. Was hat das mit einem „zornigen Angriff“ zu tun? Totalitäre Denkweisen haben eine erkennbare Gemeinsamkeit: Tatsachen werden als Meinungen behandelt, dann kann man sie besser beiseite wischen.

- Savonlinna
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#1028 Re: Alles Teufelszeug?
Nein. Das bist nicht Du, in einer Forumdiskussion, der bestimmt, um was es "erst mal" geht.closs hat geschrieben:Man kann nicht überall konkret erkennen, wo ein System aufhört - richtig. - Na und? - Es geht doch erstmal um das "dass" und nicht um das "wie".Savonlinna hat geschrieben: Du kannst es nur pauschal sagen, aber offenbar konkret nicht erkennen und dadurch auch nicht auflösen.
Für Dich geht da irgendetwas nicht, das weiß ich ja.closs hat geschrieben:Hier ist nichts operabel. - Man kann das System "Mathematik" nicht operieren, nur damit es keine Grenzen mehr hat - man soll es auch nicht - geht gar nicht.Savonlinna hat geschrieben:Nur, wenn ich begreife, dass ich einen grauen Star habe, kann ich ihn operieren lassen.
Nur was hat die Mathematik mit der Frage nach Gott zu tun?
Nein! Fast panikartig wehrst Du das ab. Siehe nächste Replik.closs hat geschrieben:Gerade semantisch tue ich das.Savonlinna hat geschrieben:Du bist nicht einmal bereit, die Begriffe semantisch zu untersuchen.
Eine semantiche Analyse ist das Gegenteil von Definition.closs hat geschrieben:- Natürlich kann man es semantisch auch anders lösen, indem man sagt, alles sei Realität, was man sich vorstellt.
- Kann man machen - dann muss man halt ein Wort finden, das meiner Definition von Realität entspricht - das wäre möglicherweise "Entität".
Eine semantische Analyse untersucht die Substanzhaltigkeit eines Begriffes.
Ich kann ein Brot als "Schrank" definieren, kein Problem.
Aber die semantischen Merkmale von "Brot" zu bestimmen, ist etwas anderes.
Obwohl es da noch leicht wäre.
"Wahrnehmung" aber in seine semantischen Bestandteile zu zerlegen, ist schwieriger.
Denn es gibt dort immer ein Objekt. Kein Wahrnehmung ohne Objekt.
Dann analysiert man "Objekt". Kein Objekt ohne Wahrnehmung, wird man feststellen.
Die Wahrnehmung konstituiert also das Objekt, und umgekehrt.
Beide sind nicht getrennt, sondern bedingen einander.
Dann untersucht man, auf welcher Ebene von "Wahrnehmung" man gerade spricht.
Nimm an, jemand steht unter Drogen. Er wird das Objekt nicht mehr unbedingt als feste Größe wahrnehmen.
Also muss man feststellen, auf welcher Ebene das Objekt fest wird.
Im Halbschlaf kann das Objekt auch zerfließen, im Traum ohnehin.
Also kann man die Bedingungen festklopfen, unter denen das Objekt als fest erscheint.
Es hängt deutlich mit der Wahrnehmungsform zusammen.
Das Objekt ist nicht fest, sondern es wid so wahrgenommen.
Dann untersucht man das Verhältnis der beiden zueinander.
Und man wird feststellen, dass die beiden einander beeinflussen.
Die Begriffe "Wahrnehmung" und "Objekt" verlieren damit ihre Alltagsbestimmung, sie haben in der semantischen Tiefenstruktur eine andere Beziehung zueinander.
Naturwissenschaftlich können die Alltagsbegriffe benutzt werden, geisteswissenschaftlich hingegen in dieser Form nicht mehr.
Dein ontologisches Denken will genau diese Analyse verhindern. Sie will Fakten schaffen, bevor man die Wahrheit herausfindet.
Gestern, als ich Ernst Bloch las, ist mir ein Knopf aufgegangen, der mich sehr verblüfft hat.
Bloch hat den Unterschied zwischen griechischem und jüdisch-christlichem Denken aufgezeigt:
das griechische Denken denkt ontologisch, un-dynamisch; das jüdisch-christliche Denken hingegen - Bloch zeigt das an der Bibel auf - denkt dynamisch, futurisch.
Sodass wir die witzige Situation haben, dass Du in der griechisch-philosophischen Tradition stehst, also der heidnischen -, ich hingegen in der jüdisch-christlichen.

Dann muss ich Dich völlig falsch verstanden haben, oder Du hast inzwischen das Thema gewechselt.closs hat geschrieben:Aber irgendwie muss man doch sprachlich unterscheiden können, was kategorial der Unterschied zwischen dem Mond und meiner Vorstellung einer 17-beinigen Blondine ist
Ich dachte immer, es ging Dir um Gott = Sein einerseits, und Wahrnehmung von Gott und Sein.
Und nicht um Blondinen.

Dass Körper und Geist zwei Kategorien sind - Mond und Vorstellung von Mond -, war ja im Forum immer klar.
Es ging ja darum, ob und wie beide einander beeinflussen.
Deine Kategorienbildung sollte ja den Zweck haben, das Sein unabhängig von der Wahrnehmung zu BEHAUPTEN, nicht etwa zu untersuchen.
Du wolltest das Ergebnis DEFINIEREN, was die Ursünde in der Forschung ist.
#1029 Re: Alles Teufelszeug?
Das einzige "Weltbild", welches ich in philosophischen Diskussionen verwende, ist das des rationalen vernünftigen Argumentierens. Genau auf dieser Grundlage und auf keiner anderen formuliere ich argumentativ meine Einwände gegen deine Position. Und genau deshalb habe ich hier schon gegen fast jede Position den ein oder anderen Einwand erhoben, von SilverBullet, JackSparrow und Pluto über dich bis Novalis. Und zwar immer dann, wenn ich überzeugt bin, dass ein bestimmter Gedanke oder eine Schlussfolgerung nicht korrekt ist. Das ist übrigens das genaue Gegenteil von Ideologie und ideologischer Voreingenommenheit. Als Philosophin argumentiere ich gegen jede Weltanschauung, die an dem ein oder anderen Punkt meiner Ansicht nach zu simpel ist.closs hat geschrieben: Es ist überdeutlich geworden, wie sehr das jeweilige Weltbild zu entsprechenden Ergebnissen führt - egal, ob sie in sich intersubjektiv nachvollziehbar sind oder nicht.
Es ist schlicht inkorrekt, zu unterstellen, man müsse sozusagen erst sein Weltbild auswählen, um dann auf dieser Grundlage seine Argumente vorzubringen. Das ist postmodern-relativistischer Quat*sch.
Bei unserer Diskussion geht es nicht um mein oder dein Weltbild, sondern um ganz konkrete Behauptungen von dir, die ich in diesem vorigen Post mit ganz konkreten Argumenten zurückweise und deren Korrektheit du nur mit entsprechend konkreten Gegenargumenten oder dem Nachweis der Unlausibiltät meiner Einwände erschüttern kannst. Da kommt aber nicht viel Brauchbares von dir.
Worum es also einzig und allein geht ist, ob deine konkreten Überzeugungen wissensschaftlich, philosophisch und theologisch brauchbar sind oder nicht, - und sie sind es einfach nicht.
Natürlich ist deine postulierte Aufhebung von Determination vs Willensfreiheit in eine Art christlicher "Fügung" philosophisch nicht nachvollziehbar, denn du nennst keinerlei plausible Begründung für diese Behauptung. Sie beachtet ja nicht einmal den kompatibilistischen Einwand, dass zwischen der Freiheit, aus Gründen zu handeln und der gleichzeitigen physikalischen Determiniertheit der physikalischen Prozesse im Gehirn gar kein Widerspruch bestehen muss. Handlungsfreiheit und Determiniertheit müssen sich also gar nicht zwangsläufig ausschließen!closs hat geschrieben:Das heisst: Du könntest im konkreten Fall den Fall "Determination/Wille" und deren Aufhebung in "Fügung" philosophisch nicht nachvollziehen? - Weisst Du, dass dann das Christentum substantiell gar nicht philosophisch verstehen könntest?Thaddäus hat geschrieben:Deine Dialektik - die nicht die Hegelsche ist - führt erwiesenermaßen in einen a-logischen Irrationalismus doppelter Wahrheiten und des ex falso sequitur quodlibet.
Viel schlimmer ist aber, dass du mit keinem Wort auf den von mir erhobenen Einwand eingehst, dass nämlich deine Sicht zwangsläufig in einen a-logischen Irrationalismus mündet, weil sie erlaubt, jede beliebige Behauptung als wahr anzusehen, auch dann, wenn sie als falsch erwiesen wurde. Genau hierauf läuft deine These der doppelten Wahrheit nämlich hinaus. In Hegels Dialektik ist solch irrationaler Unsinn nicht möglich, denn das verhindert die Einbettung seiner Dialektik in seine Systemphilosophie.
Auch das ist wieder einmal defintiv falsch.closs hat geschrieben: Und nach DEINER Version (nicht Savolinnas) kann sich Wissenschaft nur mit dem beschäftigen, das falsifizierbar ist. - Ergo kann Nicht-Falisifzierbares nach Deiner Lesart nicht Gegenstand der Wissenschaft sein.
Wissenschaft kann sich mit allem, was an Phänomenen in der Welt vorfindbar ist, beschäftigen. Was aber auszuschließen ist, ist genau das, was du machst: sich auf wahrheitsgarantierendes, subjektives Offenbarungs- und Erleuchtungswissen zu berufen und wahrheitsgarantierende, transnaturale und metaphysische Instanzen vorauszusetzen (Geist, hl. Geist, kath. Tradition, geistlich-kanonische Exegese).
Du hast da nichts überinerpretiert, sondern du hast den Punkt gar nicht verstanden.closs hat geschrieben:Genau in diesem Punkt sitzt Du heute mehr im Glashaus als die RKK. - Denn Du vertrittst doch diejenigen, die nur ihr Fernglas als das Mittel der Wahl in der Theologie benutzt sehen möchten - in Verweigerung der geistigen (im christlicher Definition) Substanz des Inhalts der Bibel. - Oder hätte ich da etwas über-interpretiert?Thaddäus hat geschrieben:Diese Haltung steht nämlich in Wahrheit dem mittelalterlichen katholischen Denken nahe, nicht durch Galileis Fernrohr schauen zu müssen, weil nicht sein kann, was nicht in der Bibel steht.
Du postulierst lediglich deinen Geist, der die Wahrheit deiner Ansichten und der kanonischen Exegese garantieren soll. Eben das machen die Kirchenvertreter bei Brecht mit der Bibel, die sie als wahrheitsgarantierend ansehen. Galilei setzt dagegen gar nichts. Der hat sein Fernrohr, durch das man lediglich blicken muss, um die Wahrheit zu erkennen. Das tun die Kirchenvertreter nicht und du nicht, indem du die überzeugenden Argumente gegen deine Ansichten schlicht und einfach ignorierst ud dich weiterhin auf deinen "Geist", der aber ein bloßes Gespenst ist, berufst.
Ich habe mir Hoyingen-Hünes Auffassung von Wissenschaft angesehen, und im Netz finden sich einige Vorlesungen von ihm. Fakt ist, er vertritt deine Ansichten nicht!closs hat geschrieben:Ich habe auf Hoyingen-Hüne verwiesen und weiterhin darauf hingewiesen, ...Thaddäus hat geschrieben: auf meine explizite Nachfrage, konntest du keine benennen, die deine Haltung vertreten würde.
Hoyingen-Hüne vertritt eine Minimal-Def. von Wissenschaft, die besagt, Wissenschaft zeichne sich durch einen hohen Grad an Systematisierung aus (was er weiter ausführt). Es findet sich keine einzige Vorlesung, in dem der den wissenschaftstheoretischen Standpunkt vertritt, man dürfe sich in den Wissenschaften auf wahrheitsgarantierendes, subjektives Offenbarungs- und Erleuchtungswissen und wahrheitsgarantierende, transnaturale und metaphysische Instanzen berufen, - so wie du es tust, indem du deinen "Geist", dein Wahrheitsgespenst, einfach setzt.
Du berufst dich also zu unrecht auf Hoyingen-Hüne! Um das zu widerlegen, brauchst du nur eine Vorlesung von ihm hier zu verlinken, in der er deine Position vertritt. Ich warte ...
Abgesehen davon halte ich Hoyingen-Hünes Bestimmung dessen, was Wissenschaft ausmacht, für völlig unzulänglich, denn mit ihr kann man nicht einmal Wissenschaft von Pseudowissenschaft unterscheiden. Zudem geht er nicht davon aus, dass es Wesensbestimmungen von Wissenschaft gibt oder die Methodologie eine Rolle spielt, was sehr leicht zu widerlegen ist. Hoyingen-Hüne steht in der Tradition einer postmodern-relativistischen Wissenschaftstheorie, wie sie von Paul Feyerabend vorgetragen wurde, - eine extreme Position innerhalb der Wissenschaftstheorie, die aber immer noch nicht extrem genug ist, als dass sie deine Ansichten hierzu ernsthaft vertreten würde.
Damit steht also immer noch aus, dass du eine wissenschaftstheoretische Position benennst, die deine Ansichten ebenfalls vertreten würde. Die wirst du auch nicht finden, weil deine Haltung in einen a-logischen Irrationalismus führt, aus dem man ALLES legitimieren kann als doppelte Wahrheit.
Das ist - mit Verlaub - wiederum schlichter Unsinn. Selbstverständlich sind die Geisteswissenschaften wissenschaftlich. Aber nur dann, wenn sie wahrheitsgarantierendes, subjektives Offenbarungs- und Erleuchtungswissen und wahrheitsgarantierende, transnaturale und metaphysische Instanzen nicht zulassen und eine wissenschaftliche Methodologie vorweisen können.closs hat geschrieben: dass Theologie und im Grunde alle Geisteswissenschaften keine Wissenschaften wären, wenn Deine Vorstellung verbindlich wäre.
Ich habe dir ausführlich argumentativ dargelegt, warum deine Ansichten nicht als korrekt angesehen werden können. Solange du gegen meine Argumente nichts Überzeugendes vorbringen kannst, sehe ich deine von mir zusammengefassten Behauptungen deshalb allesamt als inkorrekt und falsch an und es bleibt bei diesem Statement hier aus der Serie Scrubs ...closs hat geschrieben:Wenn diese Nonchalance "Wissenschaft" ist, ist sie in den Geisteswissenschaften wirklich verzichtbar.Thaddäus hat geschrieben:Was du schreibst ist also erwiesen falsch.

Zuletzt geändert von Thaddäus am Mo 22. Feb 2016, 18:56, insgesamt 4-mal geändert.
#1030 Re: Alles Teufelszeug?
ThomasM hat geschrieben:Wer leugnet, dass Texte - auch und gerade biblische Texte - auslegungsbedürftig sind, ist ein dreifacher Heuchler.JackSparrow hat geschrieben: Jesus ist Gott und Gott hat immer recht. Wer sich Christ nennt, ohne mit Jesus in allen Aussagen übereinzustimmen, ist demzufolge ein Heuchler. Und wer vor seinen Mitmenschen trotzdem so tut, als würde er mit Jesus übereinstimmen, ist ein zweifacher Heuchler.
Klar kann man biblische Text auslegen. Man nennt das Exegese.
Man sollte sich nur strengstens davor hüten, eisegetisch seine persönlichen Glau-
bens- und Wunschvorstellungen in die zu interpretierenden Texte hineinzulesen.
Dann wirds unseriös und unredlich.