Alles Teufelszeug?

closs
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#981 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Mo 22. Feb 2016, 00:23

Pluto hat geschrieben:Ich behaupte mal, man kann Ideologie aus den Streitgesprächen hier nicht sauber erkennen.
Ja - schwierig. - Man muss auch nicht unbedingt die Keule "Ideologie" rausholen. - Etwas neutraler formuliert:

Es ist überdeutlich geworden, wie sehr das jeweilige Weltbild zu entsprechenden Ergebnissen führt - egal, ob sie in sich intersubjektiv nachvollziehbar sind oder nicht. - Wenn man den Bogen weiter spannt: Es zeigt sich hier im Kleinen, warum unterschiedliche Generationen oder Jahrhunderte sehr unterschiedlich "ticken" können.

Anton B.
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#982 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Anton B. » Mo 22. Feb 2016, 01:21

closs hat geschrieben:Es ist überdeutlich geworden, wie sehr das jeweilige Weltbild zu entsprechenden Ergebnissen führt - egal, ob sie in sich intersubjektiv nachvollziehbar sind oder nicht. - Wenn man den Bogen weiter spannt: Es zeigt sich hier im Kleinen, warum unterschiedliche Generationen oder Jahrhunderte sehr unterschiedlich "ticken" können.
Was sich hier zeigt oder was Du vorher auch schon dachtest?
Die Eiche "ist" - sie steht da - mit oder ohne Wildschweine.

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Savonlinna
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#983 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Mo 22. Feb 2016, 01:38

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Aller Wahrscheinlichkeit nach, ja.
Savonlinna hat geschrieben:Denjenigen, die hier ständig behaupten, dass alle oder die meisten Forscher "zu einmütigen Ergebnissen" gekommen sind, habe ich nie je eine Sekunde geglaubt - Ideologen können auf eine Linie eingeschworen werden, Forscher bei so heiklen Themen niemals.
OK - das klingt gut und sogar vertraut - dann werde ich Ideologisches zukünftig nach Möglichkeit ignorieren. - Ist das eine gute Idee? :)
Ein Neubeginn beginnt - nach meiner Erfahrung - immer bei einem selbst: herausfinden, wo das eigene ideologische Moment sich befindet.
Das reinigt den Blick auf die anderen.

Das mit dem Splitter und dem Balken meint genau das.

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sven23
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#984 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Mo 22. Feb 2016, 07:05

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Da ist wohl eher der Wunsch Vater des Gedankens.
Halt Bibel. :oops: :lol: :
Genau so ist die Bibel zu verstehen. :clap:

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Ich kenne kein System, das so unsinnige Behauptungen aufstellen würde.
Dann ist Zeit, dass Du Dich umschaust. :lol:
Bin fündig geworden: beim clossschen System. :lol:
Freiheit ist das Recht, anderen zu sagen, was sie nicht hören wollen.
George Orwell

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#985 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Mo 22. Feb 2016, 08:53

Anton B. hat geschrieben:Was sich hier zeigt oder was Du vorher auch schon dachtest?
Eher ersteres - so deutlich war es mir vorher nicht bewusst. - Ich beziehe mich dabei vollständig mit ein. - Wie anders wird man in 100 Jahren denken?

Savonlinna hat geschrieben:herausfinden, wo das eigene ideologische Moment sich befindet. Das reinigt den Blick auf die anderen.
Mag sein. - Wobei für mich die Hürde zu hoch sein könnte, auf grundlegende Fragen zu verzichten. - Unterm Strich fällt überdeutlich auf, dass System-Denker mit dem "Schritt 2" einsteigen und dann dort jeweils schlüssig argumentieren.

Unter Philosophie verstünde ich, mit "Schritt 1" ("WAS ist Wahrnehmung/WAS ist Realität"?") einzusteigen. - Also sich ontologische Grund-Klarheit zu beschaffen, um auf dieser Basis eigenes System-Denken fortan als immer relativen Versuch verstehen zu können. - Das scheint out zu sein.

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#986 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Mo 22. Feb 2016, 08:59

sven23 hat geschrieben:Genau so ist die Bibel zu verstehen.
Man sollte Schriften (egal ob Bibel, Hegel oder Ratzinger) immer an dem messen, wofür sie stehen - was also hinter ihnen als Realität steht. - Allerdings setzt dies voraus, dass man bereits VORHER eine Vorstellung hat, an der man messen kann.

Man kann nicht die Bibel ab-glauben, Hegel ab-lernen oder Ratzinger ab-kritisieren, sondern als jeweils neue Bespiegelung eines an sich Vertrauten ("Was ist Wahrnehmung?"/"Was ist Realität?") verstehen - also Basis-Arbeit vorher machen. - Dann hat man auch eine eigene Beurteilungs-Grundlage.

Novas
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#987 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Novas » Mo 22. Feb 2016, 09:51

Thaddäus hat geschrieben:
Novalis hat geschrieben:Oder auf Kosten Andersdenkender Recht haben zu wollen.
Recht hat man ja wohl stets auf Kosten anderer, nämlich derer, die unrecht haben.
In unseren Tagen hat die Unsitte um sich gegriffen, aus vermeintlicher Höflichkeit zu meinen, jede Ansicht sei gleichberechtigt. Dem ist nicht so, deshalb handelt es sich um eine Unsitte und nicht um eine Höflichkeit


Ich habe mit keinem Wort gesagt, dass alle Ansichten gleichwertig seien. Das sind sie natürlich nicht, denn dann wären sie auch alle gleich wertlos. Beispielsweise lehne ich religiösen, atheistischen oder politischen Extremismus ab, die mein sittliches Empfinden und meine Freiheitsliebe angreifen. Wie oft haben sie das Lebendige getötet? Umso wichtiger ist es, dass wir dieses Lebendige gemeinsam verteidigen und „Einheit in Verschiedenheit“ leben und denken lernen.

Könnte es nicht sein, dass wir unterschiedliche Aspekte der Wahrheit sehen? ;) Wenn dem so ist, dann wäre es ausgesprochen dumm, diesen Aspekt der Wahrheit auf Kosten eines anderen Aspektes zu verleugnen, denn zusammen ergeben sie ein zusammen hängendes Mosaik der Wahrheit.


Augustinus sagt: Gott spricht durch Menschen nach Menschenart, weil er, indem er so redet, uns sucht. Gott geht den menschlichen Weg, um uns sein Wort zu sagen. Das schließt Missverständnisse, Meinungsstreit, Unsicherheiten ein. Aber es ist der einzige Weg, die Menschen nicht mit Zwang, sondern mit Liebe zu gewinnen. Thomas Söding
http://www.hdf-waf.de/popup.php?myELEME ... e7e1098416
Zuletzt geändert von Novas am Mo 22. Feb 2016, 10:07, insgesamt 1-mal geändert.

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#988 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Mo 22. Feb 2016, 10:06

closs hat geschrieben:
Anton B. hat geschrieben:Was sich hier zeigt oder was Du vorher auch schon dachtest?
Eher ersteres - so deutlich war es mir vorher nicht bewusst. - Ich beziehe mich dabei vollständig mit ein. - Wie anders wird man in 100 Jahren denken?
Es hat, meiner Erkenntnis nach, weniger mit dem Zeitalter zu tun, als mit dem Charakter eines Menschen.
"Man" denkt in jedem Zeitalter so, wie es die eigene Psyche zulässt.

Einige werten - in jedem Zeitalter - pauschalisierend, andere werten - ebenfalls in jedem Zeitalter - differenzierend.
Das liegt an dem Charakter.
Den ich allerdings für veränderbar halte. Das muss aber jeder selber an sich tun.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:herausfinden, wo das eigene ideologische Moment sich befindet. Das reinigt den Blick auf die anderen.
Mag sein. - Wobei für mich die Hürde zu hoch sein könnte, auf grundlegende Fragen zu verzichten.
"Grundlegendes Fragen" ist nicht identisch mit Selbstbeschwindelung.
Warum kann ein Mensch Deiner Meinung nach nicht grundlegend fragen, wenn er die eigene Brille abnimmt?
Warum geht es nur mit ideologischer Sicht?
Ich verstehe das einfach nicht.

closs hat geschrieben:- Unterm Strich fällt überdeutlich auf, dass System-Denker mit dem "Schritt 2" einsteigen und dann dort jeweils schlüssig argumentieren.
Das ist ja genau die Frage.
Kann ein Systemdenker überhaupt anderes wahrnehmen als Systeme?

closs hat geschrieben:Unter Philosophie verstünde ich, mit "Schritt 1" ("WAS ist Wahrnehmung/WAS ist Realität"?") einzusteigen. .
Mag sein. Aber wenn man nur die eigene Antwort von anderen hören will, dann ist da in einem etwas kaputt.
Wenn man nicht zulassen kann, dass andere die Frage anders beantworten.

closs hat geschrieben:-- Also sich ontologische Grund-Klarheit zu beschaffen, um auf dieser Basis eigenes System-Denken fortan als immer relativen Versuch verstehen zu können. - Das scheint out zu sein.
Es ist vor allem bei Dir out. Du verschaffst Dir diese Grund-Klarheit nicht.
Vorher ist mit Dir kein Reden.

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#989 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Novas » Mo 22. Feb 2016, 10:14

Savonlinna hat geschrieben:Das mit dem Splitter und dem Balken meint genau das.

und der Splitter ist vielleicht nur die Projektion des Balkens im eigenen Unbewussten. :) Darum sollten wir dem Bruder danken, der uns den Splitter zeigt, damit wir von ihm auf unsren Balken schließen können. Gott mag die Wahrheit sein, vollkommen und in sich selbst bestehend - der Mensch aber kann nur im Dialog, als "Ich" zu einem "Du" bestehen und das Wahre erahnen lernen.

Jesus aber sprach: Was nennst du mich gut? Niemand ist gut als Gott allein. http://www.bibelwissenschaft.de/bibeltext/Lk18,10-13/

Oder anders gesagt: das Gute ist das, was sich ergibt, wenn wir die Funken der Wahrheit miteinander verbinden und miteinander in Beziehung setzen. Dann vielleicht ist der Mensch wahrheitsfähig - vorher nicht - nur Gott ist gut ALL-EIN. Der Mensch aber hat AN-TEIL an diesem ALL-EINEN. Wenn ich nun meinen Anteil auf Kosten eines anderen Anteils auslebe, dann verleugne ich die Wahrheit, auf die beide Anteile verweisen.

Nur in Beziehung ergeben sie wirklich Sinn.

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Savonlinna
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#990 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Mo 22. Feb 2016, 11:11

Novalis hat geschrieben: Oder anders gesagt: das Gute ist das, was sich ergiebt, wenn wir die Funken der Wahrheit miteinander verbinden und miteinander in Beziehung setzen. Dann vielleicht ist der Mensch wahrheitsfähig - vorher nicht - nur Gott ist gut ALL-EIN. Der Mensch aber hat AN-TEIL an diesem ALL-EINEN. Wenn ich nun meinen Anteil auf Kosten eines anderen Anteils auslebe, dann verleugne ich die Wahrheit, auf die beide Anteile verweisen.

Nur in Beziehung ergeben sie wirklich Sinn.
Das Christentum verbietet, das, was ich blau gefärbt habe, zu hinterfragen.
Denn Gott kann auch eine Metapher für genau das sein, was Du beschrieben hast: eine Metapher für das Verbundensein alles dessen, was ist, mitsamt dem "Geist", der daraus entspringt.

Als einzelner Mensch hätte das Individuum nur Anteil, aber als Gesamtheit alles dessen, was ist, inklusive seiner dynamischen Tendenz, ist auch das Individuum wahrheitsfähig.

Letzteres zu denken wird vom Christentum strikt tabuisiert.
Das ist mit ein Grund, warum ich es nicht für möglich halte, dass Religionsangehörige über ihre Selbsttabuisierung je hinauskommen.
Man kann sich mit ihnen arrangieren, man kann mit ihnen zusammenarbeiten, muss es auch tun, aber letztendlich haben sie sich für die Unfreiheit entschieden.

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