Thaddäus hat geschrieben: Wenn man das innerhalb der Philosophie aufgibt, landet man in einem Irrationalismus à la doppelter Wahrheit o.ä.
Welche dialektisch leicht nachweisbar ist - aber passt halt nicht ins System.
Thaddäus hat geschrieben:Sie geben nicht vor, wissenschaftlich zu sein
Es ist nicht entscheidend, ob etwas wissenschaftlich ist, sondern ob es mit Realität korreliert. - Was Wissenschaft bringen kann, ist die intersubjektive Nachzeichnung in den Bereichen, in denen es möglich ist. - Aber sie ist doch nicht Maßstab dafür, was Realität ist und was nicht Realität ist. - Du räumst der Wissenschaft eine Position ein, die es seit der RKK im Mittelalter nicht mehr gab.
Thaddäus hat geschrieben:Du gibst aber vor, wissenschaftlich zu sein, wo du nachweislich nicht wissenschaftlich vorgehst
Nee - der Verlauf war ein ganz anderer:
1. Was ist Wissenschaft? - Das, dessen Ergebnis falsifizierbar ist?
2. Oder auch das, dessen Umgang mit einem nicht falsifizierbaren Objekt (Gott) methodisch intersubjektiv nachvollziehbar ist?
Dazu gibt es unterschiedliche Meinungen innerhalb der Wissenschafts-Theorie.
Wenn (1), dann kann Wissenschaft nur eine periphäre Rolle in der Theologie spielen. - Da gibt es trotzdem viel zu tun, aber es kann nicht an die Substanz ("Gott"). - Wenn (2), dann kann man auch die kanonische Exegese wissenschaftlich nennen.
Mir persönlich ist es echt wurscht, was man vereinbart, weil es an der Substanz nichts ändert. - Insofern bestehe ich nicht darauf, wissenschaftlich zu sein, weil ich gar nicht orientiert bin, ob gerade (1) oder (2) dran ist. (Und Du siehst, dass auch Savi dazu eine sehr distinguierte Haltung hat)
Thaddäus hat geschrieben:Hinzu kommt, dass du deinen Standpunkt als priveligiertes "Feld" ausgibst, als ob dein Laufstall, der Laufstall der Wahrheit wäre.
Es ist aus meiner Sicht nicht erkennbar, wie unter (1) "Geistiges" in christlichem Verständnis wissenschaftlich vertretbar ist. - Wenn (1), dann ist kanonische Exegese EIN Versuch, wissenschaftliche Vorarbeit in den Bereich substantieller (also geistiger) Bibel-Deutung zu überführen. - Bei (2) braucht es diesen Bruch nicht.
Thaddäus hat geschrieben:Ich dagegen sage nur, dass mein Feld philosophisch vernünftig nachvollziehbarer und überzeugender Argumentation ein Minimalanspruch von Philosophie und Wissenschaft sein muss, wenn man Philosophie und Wissenschaft betreiben will.
Es ist hoch-vernünftig, am Beispiel "freier Wille"/"Determinierung" und "Fügung" darzustellen, dass es auf verschiedenen dialektischen Stufen "doppelte Wahrheit" geben kann - da passt Du. - Passt das zu "philo-Sophia"?
Thaddäus hat geschrieben:Karl Jaspers, Der philosophische Glaube, München 1954, S. 59
Auf der anderen Seiten spricht Jaspers vom "anderen" als "Chiffren der Transzendenz" (S. 99). - Wie bringt er das zusammen?
Klappentext "Chiffren der Transzendenz"
Die letzten acht Vorlesungen von Karl Jaspers, gehalten 1961, gelten als Vermächtnis dieses großen Philosophen des 20. Jahrhunderts. Ihr Grundgedanke: Alle Wissenschaft stößt an eine unüberwindbare Grenze: Die Welt als Ganze kann niemals Gegenstand unseres Erkennens sein. Wir können sie darum auch nie im Ganzen planend in unseren Besitz nehmen. Dies gilt auch für uns selbst: Wir sind immer mehr, als wir von uns zu erkennen und im Erkennen zu tun vermögen. Aber wir können uns mit dieser Grenze nicht begnügen, etwas in uns drängt über sie hinaus, denn die Grundfrage bleibt, wer wir sind, woher wir kommen, wohin wir gehen. Diese Frage weist über uns hinaus auf das Eine, die für uns nicht erkennbare Transzendenz. Jaspers zeigt auf vielfältige Weise auf, dass es neben dem von ihm verworfenen Offenbarungsglauben eine andere Weise der Annäherung an die Transzendenz gibt. Er nennt sie Lesen der Chiffern. Chiffern sind vieldeutige Zeichen, die den Menschen, der wahrhaftig nach dem sucht, was er selbst sein und wofür er leben will, auf Transzendenz hinweisen können.
Und deshalb meine Frage: Wenn Wissenschaft an diese Grenze stößt, warum macht man Philosophie zur Geißel des wissenschaftlichen Systems? - Oder anders: Warum spricht man in wissenschaftlichen Disziplinen der Kategorie (1) von "Geist" im Sinne eines "transzendenten Geistes", wenn man eben diesen als Nicht-Falsifizierbares nicht beachten darf? - Fällt Dir nicht auf, dass da irgendwas nicht passt?