closs hat geschrieben:Schwer erträglich wird es, wenn die HKM in die geistige Substanz der Bibel eingreift. - Dazu hatten wir ein gutes Beispiel beim Thema "Naherwartung".
Die HKM wird sich schwer hüten, sich mit Glaubensfragen zu befassen. Du musst also nicht "schwer tragen".
Dass Jesus den nahen Anbruch der Gottesherrschaft verkündigte, ist keine Erfindung der Neutestamentler, sondern ist in den Evangelien dutzendfach dokumentiert. Selbst für den Dogmatiker Ratzinger besteht kein Zweifel, dass die Nähe des Gottesreiches im Zentrum der Verkündigung Jesu stand.
Die Frage, was Jesus, Johannes der Täufer und ihre Zeitgenossen unter der Botschaft "Das Reich Gottes ist nahe gekommen" verstanden, ist eine historische - auf keinen Fall eine Glaubensfrage. Hier liegst Du kolossal daneben. Bei der Beantwortung der Frage, was unter dem Begriff "Reich Gottes" zu verstehen ist, greifen Neutestamentler selbstverständlich auch auf entsprechende Aussagen im "Alten Testament" (hier insbesondere auf die Propheten) zurück.
Bei ihren Forschungen kamen die HKMler zum Ergebnis, dass der Begriff "Reich Gottes" Jesu Zeitgenossen so vertraut war, dass er ihnen nicht erklärt werden musste. Schon deshalb scheiden apologetisch-abenteuerliche Erklärungen wie "Inneres Reich im Menschen" (Deine Version) oder "Jesus ist das nahe Gottesreich" (Ratzinger) aus. Solche Interpretationen hätten Jesu Landsleute überhaupt nicht verstanden.
Man sollte schon davon ausgehen, dass Jesus vom Volk verstanden werden wollte.