Alles Teufelszeug?

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Savonlinna
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#851 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Sa 20. Feb 2016, 18:12

Thaddäus hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben: Die Rezeptionsforschung ist eine wissenschaftliche Tätigkeit.
Die Kanonanalyse ist Gegenstand der Rezeptionsforschung.
Die historisch-kritische Forschung untersucht die Texte in ihren Voraussetzungen, die Rezeptionsforschung untersucht die Rezeption der Texte bis heute, in beiden Fällen streng methodisch. Darum liegt in beiden Fällen eine wissenschaftliche Tätigkeit vor.
Soweit so wissenschaftlich und gut.
Die entscheidende Frage ist nun aber - und sven23 hat das ganz richtig in seiner Antwort an closs hervorgehoben -, ob man dabei das Wirken eines hl. Geistes (oder Gottes in der Geschichte) als wahrheitsgarantierend für die Irrtumslosigkeit z.B. der Konzilsbeschlüsse der kath. Kirche oder zentraler Glaubeninhalte der kanonischen Rezeption annimmt.
Natürlich nicht.

Ob closs das wirklich tut, weiß ich nicht genau. Es ist mir jetzt auch scheißegal, er läuft in seinem Kinderlaufgitter herum herum herum und sagt: 'Keiner kommt herein, keiner kann mir was.'
Richtig, keiner kann da rein, keiner kann ihm was.

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Savonlinna
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#852 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Sa 20. Feb 2016, 18:18

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Und jetzt bist Du schon wieder nicht mehr in Deinen eigenen Schuhen, jetzt läuft es wieder auf rationale Erklärungen hinaus, die nur falsch sein können.
"Können" tut alles. - Aber intellektuell ist meine Antwort schon ernst gemeint - man kann die Theodizeefrage logisch beantworten.

Das Problem: Wie will man mit intellektuellen Fragen umgehen, wenn nicht intellektuell?
Indem man sprachkritisch vorgeht.
Selbst Deine beiden "intellektuell", die Du benutzt hast, sind nur von außen identisch.

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sven23
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#853 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Feb 2016, 18:24

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Das ist kein Spezialfall, sondern Definition der kanonischen Exegese.
Die kanonische Exegese selber ist ein Spezialfall - davon habe ich aber nicht gesprochen. - Man muss höher einsteigen.
Häh, höher, im Penthaus oder wo? :roll:


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:die kanonische Exegese begründet, warum Jesus der Sohn Gottes sei, aber eben anhand der Schriften, die sie selbst vorher als irrtumsfrei vorausgesetzt hat.
Nein - aufgrund unabhängiger geistiger Begründungen, die man glaubt, in den Schriften wiederzufinden.
"Unabhängige geistige Begründungen", die man rein zufällig in der Bibel findet. Wie definiert man hier "unabhängig"?


closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Meinst du die Existenzberechtigung von Theologen?
Nee - der HKM in der Theologie (wenn die HKM über technische Aussagen hinausgeht).
Die historisch kritische Methode wird doch auch von Theologen angewendet und ist kein Selbstzweck.

"Die am weitesten verbreitete Methode der biblischen Exegese ist die „historisch-kritische Methode“. Sie hat zum Ziel, einen biblischen Text in seinem damaligen historischen Kontext auszulegen, wobei die Rekonstruktion der vermuteten Vorgeschichte des Textes eine besondere Rolle spielt.
Die klassische historisch-kritische Methode wurde vom 18. bis zum 20. Jahrhundert von evangelischen Theologen in Deutschland entwickelt, wo sie weiterhin eine besondere Stellung einnimmt."

Quelle: Wikipedia

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Diese Frage kann niemals Gegenstand von seriöser Forschung sein.
Dann ist es unseriös. eine ähnlich wahrscheinliche Möglichkeit ("es gibt Gott/es gibt Gott nicht") zu berücksichtigen. - Siehst Du - und deshalb kann HKM in der Theologie nur eine sekundäre Bedeutung haben.
Aha, also die am weitesten verbreitete Form der biblischen Exegese hat nur eine sekundäre Bedeutung.
Und Wissenschaft, die die nicht die Existenz von Göttern untersucht, ist unseriös. Jetzt hast du dich wohl endgültig als Wissenschafts-Honk geoutet.

closs hat geschrieben: Die kanonische Exegese hat einen Zugang zum Original, was die HKM prinzipiell in diesem Fall NICHT hat.
Was soll das denn jetzt? Eben noch sagst du, daß es kein Original (Urtext) gibt, was ja niemand bestreitet. Dabei ist es genau umgekehrt.
siehe oben:
Sie (die HKM) hat zum Ziel, einen biblischen Text in seinem damaligen historischen Kontext auszulegen, wobei die Rekonstruktion der vermuteten Vorgeschichte des Textes eine besondere Rolle spielt.

Dagegen die kanonische Exegese:
Die Kanonische Exegese fragt nicht nach dem ursprünglichen Sinn der Bibeltexte, sondern nach deren Rezeption (Empfang) in der Glaubensgemeinschaft (dies hat gewisse Verbindung zur Rezeptionsästhetik der Literaturwissenschaft)
Quelle: Wikipedia

Es ist also genau umgekehrt, wie du behauptest.
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Thaddäus
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#854 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Thaddäus » Sa 20. Feb 2016, 18:26

Savonlinna hat geschrieben: Ob closs das wirklich tut, weiß ich nicht genau. Es ist mir jetzt auch scheißegal, er läuft in seinem Kinderlaufgitter herum herum herum und sagt: 'Keiner kommt herein, keiner kann mir was.'
Richtig, keiner kann da rein, keiner kann ihm was.
Richtig ist leider auch, dass er dadurch die Welt nur durch Gitterstäbe erkennt und niemals die Freiheit genießen kann, den Rest der Wohnung jenseits seines Laufstalls zu erforschen.

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sven23
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#855 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Feb 2016, 18:29

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn er aber will und kann, was allein sich für Gott ziemt, woher kommen dann die Übel, und warum nimmt er sie nicht weg?"
Diese Frage ist beantwortbar - es liefe im Grund auf die Frage der Theodizee und auf die Bedeutung von "Leid" hinaus.
Die Frage ist nach wie vor nicht befriedigend beantwortbar. Damit keine Mißverständnisse aufkommen: weder von Theologen, noch von Atheisten/Agnostikern.

Und komm mir nicht mit Hiob, der arme Kerl hat genug gelitten. ;)
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#856 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Thaddäus » Sa 20. Feb 2016, 18:43

sven23 hat geschrieben:
closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Wenn er aber will und kann, was allein sich für Gott ziemt, woher kommen dann die Übel, und warum nimmt er sie nicht weg?"
Diese Frage ist beantwortbar - es liefe im Grund auf die Frage der Theodizee und auf die Bedeutung von "Leid" hinaus.
Die Frage ist nach wie vor nicht befriedigend beantwortbar. Damit keine Mißverständnisse aufkommen: weder von Theologen, noch von Atheisten/Agnostikern.
Äh, - das stimmt meines Erachtens nicht ganz. Die Theodizee-Problematik ergibt sich nur unter der Prämisse, dass es einen allgütigen, allwissenden und allmächtigen Gott gibt. Ausschließlich dann ergibt sich ein Widerspruch derart, dass ein guter Gott, der um das grausame Leid oder bevorstehendes grausames Leid weiß und es aufgrund seiner Allmächtigkeit verhindern könnte, dies dennoch nicht tut (aus welchen Gründen auch immer). Nimmt man einen solchen Gott nicht an, ist die Welt mit all ihrem Leid so, wie sie zunächst ist, was beklagenswert sein mag. Hieraus ergibt sich eine moralische Verpflichtung für den Menschen, nicht für Gott(!), Leid, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern und wenn das nicht möglich ist (Naturkatastrophen), wenigstens zu lindern.

sven23 hat geschrieben: Und komm mir nicht mit Hiob, der arme Kerl hat genug gelitten. ;)
Der ist gut. :lol:
Zuletzt geändert von Thaddäus am Sa 20. Feb 2016, 18:52, insgesamt 1-mal geändert.

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#857 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von sven23 » Sa 20. Feb 2016, 18:47

Thaddäus hat geschrieben: Äh, - das stimmt meines Erachtens nicht ganz. Die Theodizee-Problematik ergibt sich nur unter der Prämisse, dass es einen allgütigen, allwissenden und allmächtigen Gott gibt. Ausschließlich dann ergibt sich ein Widerspruch derart, dass ein guter Gott, der um das grausame Leid oder bevorstehendes grausames Leid weiß und es aufgrund seiner Allmächtigkeit verhindern könnte, dies dennoch nicht tut (aus welchen Gründen auch immer). Nimmt man einen solchen Gott nicht an, ist die Welt mit all ihrem Leid so, wie sie zunächst ist, was beklagenswert sein mag. Hieraus ergibt sich eine moralische Verpflichtung für den Menschen, nicht für Gott(!), Leid, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern und wenn das nicht möglich ist (Naturkatastrophen) wenigstens zu lindern.
Das ist richtig. Präziser müßte man sagen, daß auch nicht Gläubige keine befriedigende Antwort auf das Leid in der Welt haben.
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#858 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Thaddäus » Sa 20. Feb 2016, 18:57

sven23 hat geschrieben: Das ist richtig. Präziser müßte man sagen, daß auch nicht Gläubige keine befriedigende Antwort auf das Leid in der Welt haben.
Nun, - ich will es einmal so formulieren: ohne die Annahme eines allgütigen, allwissenden und allmächtigen Gottes, ergeben sich ganz andere Möglichkeiten, das Leid oder auch persönliche Schuld zu verstehen. Aber das auszuführen, würde hier zu weit führen.

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Savonlinna
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#859 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Sa 20. Feb 2016, 18:59

sven23 hat geschrieben:
Thaddäus hat geschrieben: Äh, - das stimmt meines Erachtens nicht ganz. Die Theodizee-Problematik ergibt sich nur unter der Prämisse, dass es einen allgütigen, allwissenden und allmächtigen Gott gibt. Ausschließlich dann ergibt sich ein Widerspruch derart, dass ein guter Gott, der um das grausame Leid oder bevorstehendes grausames Leid weiß und es aufgrund seiner Allmächtigkeit verhindern könnte, dies dennoch nicht tut (aus welchen Gründen auch immer). Nimmt man einen solchen Gott nicht an, ist die Welt mit all ihrem Leid so, wie sie zunächst ist, was beklagenswert sein mag. Hieraus ergibt sich eine moralische Verpflichtung für den Menschen, nicht für Gott(!), Leid, mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln zu verhindern und wenn das nicht möglich ist (Naturkatastrophen) wenigstens zu lindern.
Das ist richtig. Präziser müßte man sagen, daß auch nicht Gläubige keine befriedigende Antwort auf das Leid in der Welt haben.

Das ist jetzt eine wirklich gute und sinnvolle Präzisierung - sowohl von sven für die Seite der Ungläubigen als auch von Thaddäus, in dem Fall für die Seite der Gläubigen.

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Münek
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#860 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Sa 20. Feb 2016, 19:33

Hemul hat geschrieben:Und auch eine Zeit Satan samt Anhang den Todesstoß zu versetzen. Warte-warte nur ein Weilchen :wave:

Beim Teutates...

Du lernst es nie. Dein Zeiten-Zitat Prediger 3:1-7 passt NICHT zu Svens Zitat des griechischen Philosophen Epikur.

Es ist immer wieder dasselbe mit Dir. Denk doch erstmal zehn Minuten nach, bevor Du
anfängst, mit Deiner Bibel-Zitaten-Kanone unkontrolliert in die Gegend rumzuballern. 8-)

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