Alles Teufelszeug?

closs
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#831 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Sa 20. Feb 2016, 16:26

Pluto hat geschrieben:dann setzt du in deinem System, dass kanonische Exegese wissenschaftlich ist, und behauptest die Gegenposition sei eine reine System-Frage.
Auch die kanonische Perspektive ist ein "System". - Meine Hauptaussage jedoch bezieht sich nicht auf die KE, sondern auf den Unterschied zwischen "Wirklichkeit" und "Wirklichkeits-Wahrnehmung".

Pluto hat geschrieben:So was ist geistige Kontamination der ursprünglichen Theorie.
Kontaminieren könnte man die ET nur dann, wenn man sie berühren würde - aber genau das ist nicht der Fall.

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Savonlinna
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#832 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Sa 20. Feb 2016, 16:27

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Dieser Josef K. analysiert immer nur Meinungen und zieht diese voll in sich rein.
Ja, das stimmt. - Ich versuche mich immer in die Schuhe anderer zu stellen: "Was würde man meinen, wenn man SO denken würde - wenn man DIESES Weltbild hätte" - und dann dekliniere ich dieses Weltbild durch, ohne dass es das meinige wäre. - Hast Du richtig analysiert.
Ich meinte etwas anderes:
Du machst diese Meinungen zu Wahrheiten. Du unterstellt der Wissenschaft die hiesige Meinung über Wissenschaft, selbst wenn sie von ahnunglosen Laien stammt.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Die hast Du über viele Wochen von mir zu hören bekommen.
Ich habe von Dir sehr anspruchsvolle Wahrnehmungs-Bilder gehört, die ich zunächst als "psychologisch" bezeichnet habe, was Du aber gar nicht hören wolltest. -
Ich hatte keine Wahrnehmungsbilder abgegeben.
Aber Du deutest das so um, damit Du eben als "nur Wahrnehmung" abbuchen kannst und Dich nicht weiter damit beschäftigen musst.


closs hat geschrieben: Seitdem suche ich bei Dir nach einem philosophischen Weltbild, das sich aber für mich nicht greifen lässt.
Warum suchst Du nach Sachen, die nur Deiner Meinung nach existieren müssen?

closs hat geschrieben:Du sagtest bspw., dass Gott in allem sein könne, worauf ich Dir zugestimmt habe
Ich habe damit eine Richtung innerhalb des Christentums genannt.
Für mich selber stellen sich die Dinge nicht so simpel dar.

closs hat geschrieben: - allerdings auf Offenbarungs-Ebene. - Der Unterschied zwischen uns scheint zu sein, dass Du Gott ausschließlich als Wahrnehmungs-Größe des Menschen verstehst, während ich ihn als Entität verstehe.
Als "Wahrnehmungsgröße" hast Du das abgestempelt, ja.
Kann ich mich dagegen wehren? Nein. Du tütest mich in Dein Weltbild ein, weil Du nur Dein eigenes Konstrukt verstehen kannst.

Die Alternativen zu Deinen Konstrukten - von denen ich im letzten post sprach - bestehen in der Tatsache, dass sie alles nur Wörter sind, die Dinge nur assoziieren, aber nicht abbilden.

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#833 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Sa 20. Feb 2016, 16:43

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Damit hast du die kanonische Exegese als nicht wissenschaftlich qualifiziert.
Bei entsprechender Definition von "Wissenschaft" ist das korrekt UND bezieht sich im Grunde auf alle Geisteswissenschaften, soweit deren Substanz betrofffen ist - bei entsprechender Definition.
Kann man das denn nicht klarer sagen?

Die Rezeptionsforschung ist eine wissenschaftliche Tätigkeit.
Die Kanonanalyse ist Gegenstand der Rezeptionsforschung.
Die historisch-kritische Forschung untersucht die Texte in ihren Voraussetzungen, die Rezeptionsforschung untersucht die Rezeption der Texte bis heute, in beiden Fällen streng methodisch. Darum liegt in beiden Fällen eine wissenschaftliche Tätigkeit vor.

Die Studenten lernen, diese Methoden anzuwenden, lernen also wissenschaftliches Arbeiten.

closs
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#834 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Sa 20. Feb 2016, 16:45

Savonlinna hat geschrieben:Du unterstellt der Wissenschaft die hiesige Meinung über Wissenschaft, selbst wenn sie von ahnunglosen Laien stammt.
Zumindest spiele ich durch, was es bedeuten würde, wenn die hiesige Meinung zutreffend wäre.

Savonlinna hat geschrieben:Ich hatte keine Wahrnehmungsbilder abgegeben.
Ja, was denn dann? - Wie anders kann man es deuten?

Savonlinna hat geschrieben:Warum suchst Du nach Sachen, die nur Deiner Meinung nach existieren müssen?
Weil sie auf jeden zutreffen - auch der Satz "Ich habe kein Weltbild" repräsentiert ein Weltbild.

Savonlinna hat geschrieben:Kann ich mich dagegen wehren?
Ja -indem Du klar stellst, was Du für "Wahrnehmung einer Vorstellung" und was Du für "Wahrnehmung einer Entität" hältst.

Savonlinna hat geschrieben:Die Alternativen zu Deinen Konstrukten - von denen ich im letzten post sprach - bestehen in der Tatsache, dass sie alles nur Wörter sind, die Dinge nur assoziieren, aber nicht abbilden.
"Assoziation" wäre bspw. "Wahrnehmung" - denn es ist der Mensch, der assoziiert. - Einverstanden?

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#835 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Hemul » Sa 20. Feb 2016, 16:51

Pluto hat geschrieben: Niemand kann Gott nachvollziehbar begründen.
Werter Sportsfreund. Du hast uns etwas sehr wichtiges unterschlagen. Du hast oben vergessen uns zu sagen, dass Du nur von Dir sprichst-gelle? ;) Also noch einmal richtig. "Niemand kann-,....."DIR"..........Gott nachvollziehbar begründen"-gelle? 8-) Da biste aber nicht allene-es gibt noch unendlich viele mit Blindenkappe. Einer von denen schreibt gleich nach mir-gell Müneki? :lol:
Zuletzt geändert von Hemul am Sa 20. Feb 2016, 16:53, insgesamt 2-mal geändert.
denn die Waffen, mit denen wir kämpfen, sind nicht fleischlicher Art, sondern starke Gotteswaffen zur Zerstörung von Bollwerken: wir zerstören mit ihnen klug ausgedachte Anschläge (2.Korinther 10:4)

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#836 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Münek » Sa 20. Feb 2016, 16:52

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Die kanonische Exegese setzt die "Heiligen Schriften" als vom Heiligen Geist inspiriert und irrtumsfrei voraus.
Das ist ein Spezialfall, an dem es sicherlich etwas zu kritisieren gäbe - so weit sind wir noch gar nicht.

Wir sind schon viel weiter. Du hast es nur noch nicht bemerkt oder Du willst Dich nicht weiterbewegen.

Erkäre uns doch mal schlüssig und plausibel, aus welchen Gründen Du an den biblischen Gott samt dessen Heilsplan glaubst.

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#837 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Sa 20. Feb 2016, 16:53

closs hat geschrieben:
sven23 hat geschrieben:Sie kann und will jedenfalls nicht die Existenz Gottes beweisen.
Soll sie auch nicht.

sven23 hat geschrieben:Die kanonische Exegese setzt die "Heiligen Schriften" als vom Heiligen Geist inspiriert und irrtumsfrei voraus.
Das ist ein Spezialfall, an dem es sicherlich etwas zu kritisieren gäbe
Aber auch das ist eben Teil der Rezeptionsforschung!
Ratzinger geht da sehr sauber vor. Er dröselt auf, welche Konzilien zu welchen Entschlüssen gekommen sind, und dass diese Entschlüsse zu folgenden Ergebnissen geführt haben: la la, la la.

Anton B. hat darauf hingewiesen, und dieses Nachvollziehen der Entwicklung ist ein wissenschaftlicher Akt.

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#838 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von closs » Sa 20. Feb 2016, 17:23

Münek hat geschrieben:Wir sind schon viel weiter.
Eben nicht. - Wenn man sich umdreht und deshalb etwas hinter sich lässt, ist man noch lange nicht voraus.

Münek hat geschrieben:Erkäre uns doch mal schlüssig und plausibel, aus welchen Gründen Du an den biblischen Gott samt dessen Heilsplan glaubst.
Das wäre eine Mischung aus Gefühlen und Denken.

Die Gefühle ("da ist was") sind wissenschaftlich schwer bis nicht QUALITATIV fassbar. - Man kann sie psychologisch katalogisieren und neurowissenschaftlich aufgrund von neuronalen Reizungen, etc. beschreiben. - Damit trifft man aber nicht die Substanz der Gefühle. - Diese Gefühle sind vermittelbar unter Menschen, die ähnliche Erfahrungen haben.

Das Denken steht vor Fragen wie etwa:
* Warum gibt es überhaupt die Welt?
* Was ist "vor" dem Urknall?
* Warum gibt es Liebe, Leid, Trauer, etc.? (Computer haben das alle nicht)

Dann fällt einem auf, dass nicht-metaphysische Philosophien immer an einem bestimmten Punkt stehen bleiben:
Kant kommt um sein A priori nicht rum - wenn man heute bei den Qualia sagt, dass sie nicht allein neuronal erklärbar sind, kann man nicht erklären, woher sie eigentlich kommen.
Oder wenn man Dialektik immer weiter spinnt, kommt man zu einem unendlichen Regress - also irgendwann verschwindet alles wie in einem Spiegelsaal, in dem man sich sieht und auch sieht, wie sich der eigene Anblick in den Gegenspiegelungen immer mehr verkleinert und ins Unendliche wegschwirrt - also auch da ein unendlicher Regress.

Will man dieser Gefühle qualitativ erklären und beim Denken den unendlichen Regress stoppen, steht am Ende immer etwas, was man "Gott" nennt (es ist geradezu eine Definition von "Gott"). - Und dann fragt man sich, wer oder was Gott "ist" und stellt fest, dass man eigentlich nur notwendige Eigenschaften feststellen kann, aber die eigene Wahrnehmung darüber ebenfalls im unendlichen Regress verschwindet. - Man ist sich also einerseits gewiss, dass es diesen Abschluss geben muss, weiss aber mehr darüber, was Gott NICHT ist, als was er ist.

Was den "biblischen Gott" angeht, ist er aus meiner Sicht EINE Chiffrierung für die hier übergeordneten Eigenschaften - und ich glaube beurteilen zu können, dass der biblische Gott eine außerordentlich gut gelungene Chiffrierung dafür ist. - Denn eins muss auch klar sein: Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse - alles, was wir sehen, ist mangelhaftes Schattenbild und nie das Original.

Ich glaube also nicht platt an den "biblischen Gott", sondern was damit universal chiffriert ist.

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#839 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Sa 20. Feb 2016, 17:25

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Du unterstellt der Wissenschaft die hiesige Meinung über Wissenschaft, selbst wenn sie von ahnunglosen Laien stammt.
Zumindest spiele ich durch, was es bedeuten würde, wenn die hiesige Meinung zutreffend wäre.
Schön wär's, wenn Du nur das tätest.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Ich hatte keine Wahrnehmungsbilder abgegeben.
Ja, was denn dann? - Wie anders kann man es deuten?
Du kannst das nicht deuten. Du hast nur Dein System.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Warum suchst Du nach Sachen, die nur Deiner Meinung nach existieren müssen?
Weil sie auf jeden zutreffen - auch der Satz "Ich habe kein Weltbild" repräsentiert ein Weltbild.
Sie treffen nur nach Deiner Sicht "auf jeden" zu. Das ist ein Wahngebilde, das aus Wortspielerei besteht.
Deine Art, psychische Gewalt über andere ausüben zu wollen.


closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Kann ich mich dagegen wehren?
Ja -indem Du klar stellst, was Du für "Wahrnehmung einer Vorstellung" und was Du für "Wahrnehmung einer Entität" hältst.
Ich benutze Deine Begriffe nicht, weil Du sie längst ruiniert hast, "verclosst" hast.
Insofern kann Dir keiner was.

closs hat geschrieben:
Savonlinna hat geschrieben:Die Alternativen zu Deinen Konstrukten - von denen ich im letzten post sprach - bestehen in der Tatsache, dass sie alles nur Wörter sind, die Dinge nur assoziieren, aber nicht abbilden.
"Assoziation" wäre bspw. "Wahrnehmung" - denn es ist der Mensch, der assoziiert. - Einverstanden?
Nein. Assoziation hat nichts mit Wahrnehmung zu tun.
Vielleicht ist das Wort "Assoziation" von mir nicht richtig gewählt.
Wenn ich in die Schublade rechts lauter Bonbons tue, in die Schublade links lauter Möhren tue und auf die linke Schubalde ein "B" male, auf die linke Schublade ein "M", dann ist das nur ein Ordnungssystem. "B" hat nichts mit der Funktion von Bonbons zu tun, "M" nichts mit der Funktion von Möhren.

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#840 Re: Alles Teufelszeug?

Beitrag von Savonlinna » Sa 20. Feb 2016, 17:30

closs hat geschrieben:
Münek hat geschrieben:Erkäre uns doch mal schlüssig und plausibel, aus welchen Gründen Du an den biblischen Gott samt dessen Heilsplan glaubst.
Das wäre eine Mischung aus Gefühlen und Denken.

Die Gefühle ("da ist was") sind wissenschaftlich schwer bis nicht QUALITATIV fassbar. - Man kann sie psychologisch katalogisieren und neurowissenschaftlich aufgrund von neuronalen Reizungen, etc. beschreiben. - Damit trifft man aber nicht die Substanz der Gefühle. - Diese Gefühle sind vermittelbar unter Menschen, die ähnliche Erfahrungen haben.

Das Denken steht vor Fragen wie etwa:
* Warum gibt es überhaupt die Welt?
* Was ist "vor" dem Urknall?
* Warum gibt es Liebe, Leid, Trauer, etc.? (Computer haben das alle nicht)

Dann fällt einem auf, dass nicht-metaphysische Philosophien immer an einem bestimmten Punkt stehen bleiben:
Kant kommt um sein A priori nicht rum - wenn man heute bei den Qualia sagt, dass sie nicht allein neuronal erklärbar sind, kann man nicht erklären, woher sie eigentlich kommen.
Oder wenn man Dialektik immer weiter spinnt, kommt man zu einem unendlichen Regress - also irgendwann verschwindet alles wie in einem Spiegelsaal, in dem man sich sieht und auch sieht, wie sich der eigene Anblick in den Gegenspiegelungen immer mehr verkleinert und ins Unendliche wegschwirrt - also auch da ein unendlicher Regress.

Will man dieser Gefühle qualitativ erklären und beim Denken den unendlichen Regress stoppen, steht am Ende immer etwas, was man "Gott" nennt (es ist geradezu eine Definition von "Gott"). - Und dann fragt man sich, wer oder was Gott "ist" und stellt fest, dass man eigentlich nur notwendige Eigenschaften feststellen kann, aber die eigene Wahrnehmung darüber ebenfalls im unendlichen Regress verschwindet. - Man ist sich also einerseits gewiss, dass es diesen Abschluss geben muss, weiss aber mehr darüber, was Gott NICHT ist, als was er ist.

Was den "biblischen Gott" angeht, ist er aus meiner Sicht EINE Chiffrierung für die hier übergeordneten Eigenschaften - und ich glaube beurteilen zu können, dass der biblische Gott eine außerordentlich gut gelungene Chiffrierung dafür ist. - Denn eins muss auch klar sein: Jetzt schauen wir in einen Spiegel und sehen nur rätselhafte Umrisse - alles, was wir sehen, ist mangelhaftes Schattenbild und nie das Original.

Ich glaube also nicht platt an den "biblischen Gott", sondern was damit universal chiffriert ist.

Ich bin begeistert, closs. Endlich mal ein post von Dir, das ich verstehen - und nachvollziehen - kann. Und das endlich mal Substanz hat.

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