Nein, nein - in gewissem Sinn hat closs schon Recht. Allerdings nur in gewissem Sinn.sven23 hat geschrieben:Das ist doch gerade die Stärke und gewissermaßen auch das Erfolgrezept der Wissenschaft, dass sie eben nicht auf subjektiver "Wahrnehmung" beruht. Du verwechselst das mit Religion.closs hat geschrieben: Du [Thaddäus] nimmst immer nur Deine Wahrnehmung (= Wissenschaft) zum Maßstab und nicht die Wirklichkeit, die unabhängig von Wahrnehmung "ist". - Aus meiner Sicht geht es um das, was "ist", wozu Wissenschaft kein Maßstab ist, sondern für das es Hilfsmittel ist.
Es gehört zum Selbstverständnis der Wissenschaft, dass sie nur unter einem bestimmten Blickwinkel ein von ihr definiertes Untersuchungsfeld untersucht.
So untersucht die Chemie am Menschen die Zusammensetzung des Blutes, die Soziologie untersucht am Menschen sein Verhalten in Gruppen.
Beide haben eine beschränkte Sicht, und dessen sind sie sich bewusst. Das ist ja gerade das Wesen der Wissenschaft, dass sie streng definiert nur Teilbereiche untersucht.
closs hat also insofern Recht, dass keine dieser Wissenschaften den Menschen als Ganzes untersucht.
Das kann man den Wissenschaften nun wirklich nicht unterstellen, dass sie sich dessen nicht bewusst sind.
Insofern kann man noch immer mit closs sagen: Keine der Wissenschaftten untersucht, was der Mensch ist.
Hier setzt übrigens auch die Theologie an. In großen Bereichen sagt sie, dass "Gott" genau für das steht: dass niemand sagen könne, der Mensch ist das und das. Denn damit will er über den Menschen verfügen, Gewalt über ihn haben.
Closs geht aber noch einen Schritt weiter, und damit wird er zum Ideologen. Er sagt, es gäbe eine feste Identität des Menschen, nur, dass der Mensch sie nicht kennt, sondern nur Gott, und zwar Gott als Substanz.
Das hinterfragt closs nicht.
Insofern kämpft er gegen andere Ideologien an - in meinen Augen zu Recht -, aber nur, um seine eigene Ideologie durchzusetzen.
Und das ist fatal.