Nein, genau das ist nicht möglich. Es gibt keinen Gesamtkontext in der Weise, dass der Gesamtkontext ein korrekte Interpretation und Auslegung der Einzelschriften garantieren könnte, denn woher sollte dieser Gesamtkontext die Legitimation beziehen, als wahrheitsgarantierender Interpretationsschlüssel für die Einzeltexte zu fungieren?closs hat geschrieben:Das könnte jetzt zu einem ernsthaften Gespräch führen, ob dies WIRKLICH so sein muss - denn alternativ dazu ist auch möglich, dass man aus einem zwar schrift-gestützten, aber geistig zusammengeführten Gesamt-Kontext ähnliche oder höhere Wahrscheinlichkeit erzielt.Thaddäus hat geschrieben: Will man aber wissen, was er - vermutlich und mit der höchsten zu erreichenden Wahrscheinlichkeit - gemeint hat, dann gelingt das nur über vernünfte, wissenschaftlich-methodische Analyse und Rückschlüsse aus dem, was andere über ihn gedacht und niedergeschrieben haben!
Man kann lediglich behaupten, die Wahrheit des Gesamtkontextes der Schriften würde durch eine höhere Macht garantiert. Aber genau das ist wissenschaftlich ausgeschlossen!
Exakt, - und deshalb ist er wissenschaftlich auch nicht legitim!closs hat geschrieben: Wir dürfen nicht vergessen, dass der Mensch nicht nur "Sammler und Jäger" von vorliegenden Fakten sein muss, sondern auch eigenständige geistige Instanz sein kann - der Nachteil: Diese Version ist naturgemäß nicht intersubjektiv überprüfbar.
Das hat mit unserem Problem aber nichts zu tun, denn es ist nicht Aufgabe von Wissenschaft, geniale Künstler zu erkennen. Es gibt geniale Künstler und die werden zumeist auch irgendwann als genial erkannt. Das hat aber nichts damit zu tun, ob Gott, die Bibel oder transnaturale Kräfte hilfreich dabei sind, die Welt zu erforschen und zu erkennen, wie sie aufgebaut ist.closs hat geschrieben: - Was mich wieder zu meinen Erfahrungen in der Pianistik-Welt führt: Dort wird man eingeordnet nach geistig weniger oder mehr ausgebildet und nicht nach Intersubjektivität - eben weil man als Künstler eigenständige geistige Instanz ist. - Man erkennt sich gegenseitig oder nicht - und das geht ruckzuck. - Klingt elitär - ich kann's nicht ändern, denn es geht nicht anders, wenn man etwas hören will, das durch Mark und Pein gehen soll.
Nein, - und das ist der schlimmste deiner Denkfehler.closs hat geschrieben:Eine vollkommen willkürliche Festlegung bzw. Einschränkung.Thaddäus hat geschrieben: Und vernünftig ist das, was du als folgerichtig einsehen kannst ohne Legitimation durch übernatürliche Kräfte
Vernünftigkeit ist keine Setzung, sondern etwas, was du als Mensch vorfindest. Jeder geistig gesunde Mensch sieht z.B. die Korrektheit des Satzes vom ausgeschlossenen Widerspruch unmittelbar ein:
~(A ∧ ~A) = Es ist nicht der Fall, dass A und gleichzeitig Nicht-A.
Jeder Mensch sieht unmittelbar und evident ein, dass es z.B. nicht gleichzeitig regnen und nicht-regnen kann.
Dies ist ein logisches Denkgesetz.
Wenn dies nur eine Setzung sein sollte, dann musst du nachweisen, inwiefern Menschen berechtigt denken können, dass es gleichzeitig regnen und nicht-regnen kann.
Du selbst appelierst an meine Vernünftigkeit, wenn du weiter schreibst ...
Du forderst mich hier auf, die Korrektheit einer Implikation einzugestehen: WENN es Gott (mit seiner göttlichen Vernunft) gäbe ... DANN muss ich doch zugestehen, dass Gott eine über meine Vernunft hinausgehende Vernunft haben muss ...closs hat geschrieben: Gedanken-Experiment:
WENN es Gott als Entität wirklich gäbe (also christliche Lesart) und über unserer (mindestens diesseitigen) Einsichts-Fähigkeit vernünftig handeln würde: Wie würdest Du diese Vernunft dann nennen? - Neues Wort?
Du appelierst an meine Vernünftigkeit insofern, als aus einer wahren Annahme im Vordersatz der Implikation keine falsche Schlussfolgerung im Hintersatz folgern kann.
Und genau deshalb ist die Vernunft und das vernünftige Schlussfolgern keine Setzung, sondern ein Denkgesetz, welches nicht außer Kraft gesetzt werden kann, - auch nicht von dir.